Dieses Stück trifft ins Herz
Der Jugendclub des Theaters stellt die Frage nach dem Sinn
Was? Schon vorbei! Wie schade! All das mochte das Premierenpublikum empfunden haben, das der Theaterproduktion des rein weiblich besetzten „Club Y“-Ensembles nach intensiven 50 Minuten im Hoffmannkeller frenetisch Beifall spendete. Der Song „Reasons to be cheerful“gab die Richtung vor für dieses schlüssig formulierte Unbehagen an der eigenen Gegenwart – eine raffinierte Collage aus eigenen Texten und Passagen aus Kultwerken wie „Warten auf Godot“oder Crocket Johnsons Kinderbuch „Harold und die Zauberkreide“.
Also, wonach sehnen sich junge Erwachsene heute? Was wünschen sie für sich, für die Gesellschaft und die bedrohte Natur? Woran orientiert man sich als politisch korrekt Handelnder im Strudel einer an Absurditäten reichen Welt? Wie fatal wirkt sich eine überbehütete, eine liebevolle Kindheit eines liberalen Erziehungsmodells aus?
Im raffiniert choreografierten „Gleichschritt“positionierten sich die Darstellerinnen in blaugrauen Kuschel-Overalls, die sie zu „Gleichen unter Gleichen“und damit zum Durchschnitt umformten im Bühnen-Korridor des Hoffmannkellers. Der wurde mit Zauberkreide und viel Tempo zur kreativen Spielwiese der Fantasiereisen, in denen die Logik der Erwachsenwelt außer Kraft gesetzt wurde.
Dann wieder kamen die Mädchen zusammen wie ein konspirativer Zirkel, bildeten einen archaischinnigen Kreis von Sinn-Suchenden, singend, flüsternd, anklagend und verzweifelt nach Antworten auf all die im Raum stehenden Fragen suchend. Was die jungen Akteurinnen des „Club Y“– namentlich Art Beck, Katja Blessing, Regina Kapfer, Saskia Kleber, Maren Paulmann, Lucia Reng, Sophie Richter, Laura-Jane Schmengler und Emmilie Strauß – in ihr Stück „Empathie, Gesellschaft und ich!“packten (entwickelt mit der Schauspielerin Katherina Rehn und der Theaterpädagogin Nicoletta Kindermann), ist authentisch und sehenswert. Diese Leidenschaft trifft die Zuschauer ins Herz – ob nun die Gleichaltrigen oder die Elterngeneration.