Koenigsbrunner Zeitung

Dieses Stück trifft ins Herz

Der Jugendclub des Theaters stellt die Frage nach dem Sinn

- VON RENATE BAUMILLER GUGGENBERG­ER

Was? Schon vorbei! Wie schade! All das mochte das Premierenp­ublikum empfunden haben, das der Theaterpro­duktion des rein weiblich besetzten „Club Y“-Ensembles nach intensiven 50 Minuten im Hoffmannke­ller frenetisch Beifall spendete. Der Song „Reasons to be cheerful“gab die Richtung vor für dieses schlüssig formuliert­e Unbehagen an der eigenen Gegenwart – eine raffiniert­e Collage aus eigenen Texten und Passagen aus Kultwerken wie „Warten auf Godot“oder Crocket Johnsons Kinderbuch „Harold und die Zauberkrei­de“.

Also, wonach sehnen sich junge Erwachsene heute? Was wünschen sie für sich, für die Gesellscha­ft und die bedrohte Natur? Woran orientiert man sich als politisch korrekt Handelnder im Strudel einer an Absurdität­en reichen Welt? Wie fatal wirkt sich eine überbehüte­te, eine liebevolle Kindheit eines liberalen Erziehungs­modells aus?

Im raffiniert choreograf­ierten „Gleichschr­itt“positionie­rten sich die Darsteller­innen in blaugrauen Kuschel-Overalls, die sie zu „Gleichen unter Gleichen“und damit zum Durchschni­tt umformten im Bühnen-Korridor des Hoffmannke­llers. Der wurde mit Zauberkrei­de und viel Tempo zur kreativen Spielwiese der Fantasiere­isen, in denen die Logik der Erwachsenw­elt außer Kraft gesetzt wurde.

Dann wieder kamen die Mädchen zusammen wie ein konspirati­ver Zirkel, bildeten einen archaischi­nnigen Kreis von Sinn-Suchenden, singend, flüsternd, anklagend und verzweifel­t nach Antworten auf all die im Raum stehenden Fragen suchend. Was die jungen Akteurinne­n des „Club Y“– namentlich Art Beck, Katja Blessing, Regina Kapfer, Saskia Kleber, Maren Paulmann, Lucia Reng, Sophie Richter, Laura-Jane Schmengler und Emmilie Strauß – in ihr Stück „Empathie, Gesellscha­ft und ich!“packten (entwickelt mit der Schauspiel­erin Katherina Rehn und der Theaterpäd­agogin Nicoletta Kindermann), ist authentisc­h und sehenswert. Diese Leidenscha­ft trifft die Zuschauer ins Herz – ob nun die Gleichaltr­igen oder die Elterngene­ration.

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