Frist verpasst, Ehemann gefunden
Das Ehepaar Bartholomä aus Untermeitingen feiert goldene Hochzeit. Was sie verbindet und wovon sie träumen
Als Helene Dörle 17 Jahre alt wurde, stellten sie ihre Eltern vor die Wahl: Sie durfte entweder den Führerschein machen, oder aber einen Tanzkurs besuchen. Die Entscheidung fiel der jungen Frau leicht, denn sie wollte die Freiheit genießen und das Fahren lernen. Doch sie verpasste eine wichtige Anmeldefrist. Heute trägt Helene Dörle den Nachnamen Bartholomä und ist seit 50 Jahren mit Manfred verheiratet – mit dem Mann, den sie 1965 im Tanzkurs kennenlernte.
„Es war Schicksal, dass wir uns so begegnet sind“, sagt sie heute. Als das Paar drei Jahre später heiratete, war es noch auf den Segen von Helenes Eltern angewiesen. Manfred war 21, sie ein Jahr jünger – und nach damaligem Recht noch nicht volljährig. „Ihre Mutter musste damals zustimmen und unterschreiben“, erinnert sich Manfred Bartholomä.
Ein bewegtes Leben hat das Paar geführt und viel Energie in ihre Berufe investiert. Er arbeitete als Handelsvertreter, sie im Kundenservice. Zweimal zogen sie um, hin und her zwischen Augsburg und Untermeitingen, vor vier Jahren kehrten sie wieder auf das Lechfeld zurück. „Als wir jung waren, hatten wir gar nicht so viel Zeit füreinander“, sagt Helene Bartholomä. Nun genießen sie im Ruhestand die Zweisamkeit. Von ihrem Balkon aus blicken sie auf zwei Wahrzeichen der Gemeinde, das Schloss und die Kirche – und auch auf das Haus von Bürgermeister Simon Schropp. Zu ihrer goldenen Hochzeit gratuliert der Nachbar persönlich. Im Plausch mit dem Bürgermeister erzählt Manfred Bartholomä, was er an seiner Ehefrau so schätzt: „Ich kann mich immer auf Helene verlassen, sie versorgt mich. Außerdem war sie schon immer die Stärkere.“
Seine Frau liebt die Gelassenheit ihres Gatten: „Er ist der Ruhigere, der Ausgeglichenere.“Ehrlichkeit und Vertrauen sind für das Paar die Grundbedingung einer glücklichen Ehe, und auch der Wille, Streitigkeiten beizulegen. „Jeder der behauptet, es gibt eine Beziehung ganz ohne Probleme, der lügt“, sagt Helene Bartholomä. „Sonst wäre es ja auch langweilig.“Trotz unterschiedlichem Temperament teilen sie auch viele Leidenschaften. „Wir sind beide Sammler“, sagt Manfred Bartholomä. „Vor allem das Rustikale mögen wir.“Auf einer Anrichte im Wohnzimmer steht eine Miniaturlandschaft mit Fachwerkhäusern, viele kleine Figürchen hängen hier und dort. Hinter dieser Sammellust steckt Bedeutung. „Es hängen so viele Erinnerungen an den Dingen“, erzählt Helene Bartholomä.
Gerne erinnert sich das Paar an gemeinsame Reisen nach Südtirol und an die Adria. Auch zur goldenen Hochzeit begab sich das Paar in den Süden: „Wir haben uns ein paar schöne Tage am Gardasee gegönnt“, sagt er. Ein kleiner Abstecher nach Maranello hat dabei Helene Bartolomä besonders gut gefallen, denn dort besuchten sie das Ferrari-Museum. Autos faszinieren die 70-Jährige schon immer und einmal möchte sie selbst in einem Ferrari sitzen. „Aber nur auf dem Beifahrersitz“, sagt sie und lächelt.