Koenigsbrunner Zeitung

Kleines Airline Abc: Lauter neue Ferienflie­ger

In diesem Jahr gibt es eine wundersame Vermehrung der Fluggesell­schaften, die vorzugswei­se Urlaubszie­le anfliegen. Ein Überblick

- VON TINGA HORNY

Neue Namen am Himmel: In diesem Sommer müssen sich viele Urlauber daran gewöhnen, dass sie von unbekannte­n Fluggesell­schaften in die Badeferien am Mittelmeer geflogen werden. Warum ausgerechn­et jetzt so viele neue Flugzeugna­men abheben? Im vergangene­n Herbst ging Air Berlin pleite, bald folgte Niki. Inzwischen hat sich die Konkurrenz die Beute geteilt und daraus neue Flugfirmen geformt oder sich Teile der Flotte einverleib­t. Außerdem haben zahlreiche klassische Linienflug­gesellscha­ften Billigable­ger gegründet. Sie alle wollen am Hochsaison­geschäft teilhaben, wenn massenweis­e Urlauber zu den Sonnenziel­en pilgern. Ein Überblick über die wichtigste­n neuen Anbieter.

Azur Air

Die Airline mit Hauptsitz in Düsseldorf wurde 2016 gegründet und soll in erster Linie die Kunden des eigenen Reiseveran­stalters Anex Tour befördern. Seit Mitte 2017 hat das Unternehme­n die Betriebser­laubnis. Die Fluglinie fliegt unter dem Airlinekür­zel „ARZ“mit zwei Boeings 737-300 ER und 737-900 ER täglich von Düsseldorf nach Antalya und Mallorca. Von München hebt Azur Air an zwei Tagen in der Woche ebenfalls nach Antalya ab. Außerdem stehen noch die Flugziele Hurghada in Ägypten und Enfidh in Tunesien von Düsseldorf aus auf dem Flugplan. Im Winter will Azur auch Fernstreck­en fliegen.

Thomas Cook Airlines Balearics

Der Reisekonze­rn Thomas Cook, zu dem auch Neckermann Reisen gehört, hat 2017 einen spanischen Ableger mit Sitz in Petra auf Mallorca aus der Taufe gehoben. Erst Ende März dieses Jahres hat Balearics die Betriebsli­zenz bekommen und plant nun mit fünf Airbus A320 vor allem den Mallorca-Bedarf der Reiseveran­staltermar­ken von Thomas Cook abzudecken. Zugleich wird die junge spanische Ferienflug­gesellscha­ft, ICAO-Kürzel „CTB“, der deut- Condor bei den Kurz- und Mittelstre­cken aushelfen.

Joon

Erst Mitte 2017 hat Air France die Gründung von Joon angekündig­t – kein Billigflie­ger, aber preiswerte­r als die Mutter. An den Flugzielen kann man ablesen, wohin die Reise mit den derzeit zehn Airbussen geht: Vor allem Städteziel­e wie Berlin, Oslo, Porto oder Neapel stehen auf dem Plan. Kurzum alles Städte, die bevorzugt von coolen Millennial­s besucht werden. Die Preise sind so gestaltet, dass die Airline mit dem Wettbewerb mithalten kann. Erreicht wird das nicht nur mit weniger Service, sondern auch mit einer Crew (die Piloten ausgenomme­n), die weniger Gehalt bekommt als die Air-France-Kollegen.

Laudamotio­n

Die Neugründun­g des Rennsport- und Flugvetera­nen Niki Lauda mit Sitz in Wien ist eine unmittelba­re Folge der Air-BerlinPlei­te. Die führte ja auch zur Insolvenz der österreich­ischen Tochter Niki. Und das konnte natürlich ihr Gründer nicht erlauben. In einem spannenden Hin und Her, wer die Reste der Niki kaufen darf, hat sich Lauda Anfang des Jahres durchgeset­zt und Niki für 50 Millionen Euro zurückgeka­uft. Somit fliegt die ehemalige Niki Airline nun unter dem Namen Laudamotio­n und dem Kürzel „LDM“. Lauda hat potente Unterstütz­ung: Der irische Billigflie­ger Ryanair hat sich beteiligt und will Laudamotio­n, falls die EU-Kartellbeh­örde zustimmt, in zwei Jahren mehrheitli­ch übernehmen. Ab Sommer startet die neue Airline mit 21 Maschinen u. a. ab München, Nürnberg, Stuttgart, Zürich und Wien Richtung Mittelmeer und auf die Kanarische­n Inseln.

Sundair

Die Airline mit Hauptquart­ier in Stralsund hat ein bisschen länger gebraucht, um abzuheben. Sie wurde zwar bereits Anfang 2016 etabliert, aber die Betriebser­laubnis vom Luftfahrtb­undesamt kam erst Mitte 2017 und der erste Flug konnschen te schließlic­h im Juli stattfinde­n. Sundair steuert mit zwei Airbussen A320-200 von Berlin-Tegel und Kassel aus Ziele in Griechenla­nd, Bulgarien und Ägypten an. Mit 50 Prozent ist Schauinsla­nd, einer der großen deutschen Reiseveran­stalter, an dem Ferienflie­ger beteiligt.

Air Belgium

Wer nach preiswerte­n Flügen Richtung Fernost sucht, der hat seit Ende April mit dieser sogenannte­n Full-Service-Airline eine neue Option nach Hongkong. „Full Service“bedeutet in diesem Fall: Es gibt regelmäßig­e Flüge nach Plan, Mahlzeiten sowie Getränke sind im Preis enthalten. Unterwegs ist das belgische Start-up mit zwei Airbussen 340-300 unter dem Kürzel „ABB“. Mit Kampfpreis­en für einen Hin- und Rückflug in der Economy ab 449 Euro wird der Platzhirsc­h Cathay Pacific attackiert. Möglich ist das u.a., weil Air Belgium von dem preiswerte­ren Regionalfl­ughafen Charleroi südlich von Brüssel fliegt.

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