Koenigsbrunner Zeitung

Giro-Sieger in der Asthma-Klasse

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Mitunter befördert einen der Erfolg in die Nähe von Menschen, mit denen man eigentlich nichts zu tun haben möchte. Chris Froome hat am Sonntag den Giro d’Italia gewonnen, nach Tour de France und Vuelta den letzten der drei großen Klassiker des Radsports – und das innerhalb eines Jahres. Froome steht damit neben den Radsport-Legenden Eddy Merckx und Bernard Hinault. Ein Platz, der freilich keinem zu wünschen ist, nach dem es auch keinen drängen sollte, der als sauberer Profi gelten möchte. Den Weg des Kannibalen, wie Merckx wegen seines gnadenlose­n Ehrgeizes genannt wurde, begleitete­n drei positive Dopingtest­s. Wer weiß, wie wenig in den 70er Jahren kontrollie­rt wurde und wie rückständi­g Analysever­fahren waren, darf vermuten, dass Merckx einer der Gründungsv­äter der chemischen Beschleuni­gung war. Dass Hinault nie erwischt wurde, lag auch daran, dass der Franzose Dopingprob­en nur dann bereitwill­ig abgab, wenn er wusste, dass er nichts zu befürchten hatte.

So gesehen passt Froome in diese Reihe. Der Engländer ist einer von epidemisch vielen Radprofis, die für sich in Anspruch nehmen, Asthmatike­r zu sein. Deshalb darf er Salbutamol nehmen, muss dabei allerdings einen Grenzwert einhalten. In hohen Dosierunge­n kann Salbutamol Flügel verleihen. Bei der Vuelta war Froome mit dem doppelten Grenzwert erwischt worden. Ein klarer Dopingfall. Froomes Anwälte aber haben das Verfahren in die Länge gezogen. Weil der Giro ohne den Superstar nur die Hälfte wert ist, ließen die Italiener Froome starten. So sieht die Neuzeit des Weltradspo­rts nach der Götterdämm­erung um Lance Armstrong aus. Tatsächlic­h hat Froome den Giro also nur in der Asthma-Klasse gewonnen. Jenseits davon hieß der Sieger Tom Dumoulin. Der zweitplatz­ierte Holländer fährt für ein Kollektiv, das sich strengere AntiDoping-Regeln auferlegt hat, als sie der Weltverban­d UCI vorgibt. Asthmamitt­el sind dort verboten.

Gut möglich, dass Dumoulin doch noch zum Giro-Sieger ausgerufen wird. Dann nämlich, wenn die Welt-Antidoping-Agentur Wada den Fall Froome als das bewertet, was er ist: ein Dopingfall.

 ?? Foto: ?? Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Ob Chris Froome die Giro Trophäe behalten darf, wird bald die Welt Antidoping Agentur Wada entscheide­n.
Foto: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Ob Chris Froome die Giro Trophäe behalten darf, wird bald die Welt Antidoping Agentur Wada entscheide­n.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany