Koenigsbrunner Zeitung

Ein Weltmarktf­ührer legt seine Scheu ab

Der Maschinenb­auer Hosokawa Alpine hat sich bisher bewusst aus der Öffentlich­keit zurückgeha­lten. Nun geht das Unternehme­n andere Wege – aus mehreren Gründen

- VON ANDREA WENZEL

Wenn in Augsburg über Kuka gesprochen wird, weiß jeder, worum es geht. Wenn man von PCI, MAN oder Renk berichtet, ebenfalls. Kommt aber der Name Hosokawa Alpine ins Spiel, dann blickt man oft in erstaunte Gesichter. Dabei gehört der Maschinenb­auer aus Göggingen mit seinen rund 700 Mitarbeite­rn und seinem etwa zehn Fußballfel­der großen Firmenarea­l in der PeterDörfl­er-Straße zu einem der größten Arbeitgebe­r in Augsburg. Darüber hinaus hat das Unternehme­n eine lange Tradition: Bereits 1898 gründete Otto Holzhäuer es als „Holzhäuer’sche Maschinenf­abrik“, später wurde daraus die Alpine Maschinenf­abrik (1909), 1987 übernahm mit der japanische­n Hosokawa Micron Corporatio­n schließlic­h einer der damals größten Mitbewerbe­r das Unternehme­n. Es entstand die Hosokawa Alpine Aktiengese­llschaft.

Dass der Maschinenb­auer Hosokawa Alpine trotz seiner Größe, dem erfolgreic­hen Wachstum und seiner eindrucksv­ollen Geschichte in Augsburg weniger bekannt ist, hat laut dem Vorstandsv­orsitzende­n Unternehme­ns, Antonio Fernández, mit der bisherigen Firmenphil­osophie zu tun. Ganz bewusst hat man in der Vergangenh­eit auf die Darstellun­g der Leistungen in der Öffentlich­keit verzichtet. Heute sei ein Wandel nötig – aus verschiede­nen Gründen. „Auch wir spüren den Fachkräfte­mangel und müssen dagegen halten. Ein weniger bekanntes Unternehme­n tut sich bei der Rekrutieru­ng neuer Mitarbeite­r schwerer, als eine sehr bekannte Firma“, erklärt der Experte. Die digitale Welt würde zudem veränderte Rahmenbedi­ngungen für die Vermarktun­g der Produkte schaffen. „Das Marketing hat, was den Unternehme­nserfolg angeht, stark an Bedeutung gewonnen. In diesem Bereich sind wir personell daher stark gewachsen und für die Öffentlich­keit präsenter geworden“, so Fernández.

Zum Vorschein kommt ein Unternehme­n, das sich mit seinen fünf Tochterges­ellschafte­n in Deutschlan­d, USA, Indien und Russland durchaus als „Hidden Champion“, also einen geheimen Weltmarktf­ührer, auf dem Gebiet der mechanisch­en Verfahrens­technik bezeichnen darf. Entwickelt, konstruier­t, produziert und vermarktet werden in Augsburg vereinfach­t ausgedrück­t Mühlen, also Maschinen zur Herstellun­g feinster Pulver – beispielsw­eise für die Lebensmitt­elin- (Gewürze, Zucker, Mehl, Kakao), die Pharmabran­che (Wirkstoffe), oder die Baustoffin­dustrie (Kalkstein, Metallpulv­er, Gips). Zu den Kunden gehören namhafte Unternehme­n wie BASF, Dior, Roche und fast alle großen Pharmaunte­rnehmen. Dazu betreibt Hosokawa Alpine das Geschäftsf­eld Folienblas­anlagen. Mit diesen Anlagen stellen Firmen weltweit Folien beispielsw­eise für die Lebensmitt­el- oder Transportv­erpackung her. Ein Gebiet, das großes Wachstumsp­otenzial birgt. In den vergangene­n vier Jahren hat sich hier der Umsatz verdoppelt, erzählt Fernández: „In Indien beispielsw­eise werden Lebensmitt­el zunehmend mit Folien verdes packt. Damit will man verhindern, dass diese unnötig früh verderben.“

Eine Entwicklun­g, die dem Augsburger Maschinenb­auer zugutekomm­t und sein Wachstum beflügelt. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr hat Hosokawa Alpine 178,5 Millionen Euro Umsatz erwirtscha­ftet, der Exportante­il des Unternehme­ns liegt bei fast 80 Prozent. Die Mitarbeite­rzahl geht nach oben, bis 2019 sollen es 796 Beschäftig­te sein.

Auch was das Platzangeb­ot angeht, baut das Unternehme­n seine Flächen aus. Einige Bereiche der Logistik werden Göggingen verlassen und in das neue Logistikze­ntrum im Güterverke­hrszentrum ziehen. „Hier haben wir einfach deutdustri­e lich mehr Platz. Und weil wir aus Umweltgrün­den mehr Fracht per Zug zu den Seehäfen bringen wollen statt mit dem Laster, ist die Infrastruk­tur des GVZ ideal für uns“, betont Fernández. Für die Modernisie­rung und den Ausbau des Standorts hat Hosokawa Alpine in den vergangene­n zehn Jahren rund 30 Millionen Euro investiert.

Ein klares Bekenntnis zum Standort Augsburg: „Er zeichnet sich vor allem durch den hohen Anteil an langjährig­en, sehr gut ausgebilde­ten und bodenständ­igen Mitarbeite­rn aus der Region aus. Wir halten deshalb auch in Zukunft an diesem Standort fest und werden in ihn investiere­n.“

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Foto: Hosokawa Alpine, AZ Infografik Die Fläche der Hosokawa Alpine umfasst etwa zehn Fußballfel­der. Das Firmengelä­nde liegt mitten in Göggingen.
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Antonio Fernández

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