Ein Weltmarktführer legt seine Scheu ab
Der Maschinenbauer Hosokawa Alpine hat sich bisher bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgehalten. Nun geht das Unternehmen andere Wege – aus mehreren Gründen
Wenn in Augsburg über Kuka gesprochen wird, weiß jeder, worum es geht. Wenn man von PCI, MAN oder Renk berichtet, ebenfalls. Kommt aber der Name Hosokawa Alpine ins Spiel, dann blickt man oft in erstaunte Gesichter. Dabei gehört der Maschinenbauer aus Göggingen mit seinen rund 700 Mitarbeitern und seinem etwa zehn Fußballfelder großen Firmenareal in der PeterDörfler-Straße zu einem der größten Arbeitgeber in Augsburg. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine lange Tradition: Bereits 1898 gründete Otto Holzhäuer es als „Holzhäuer’sche Maschinenfabrik“, später wurde daraus die Alpine Maschinenfabrik (1909), 1987 übernahm mit der japanischen Hosokawa Micron Corporation schließlich einer der damals größten Mitbewerber das Unternehmen. Es entstand die Hosokawa Alpine Aktiengesellschaft.
Dass der Maschinenbauer Hosokawa Alpine trotz seiner Größe, dem erfolgreichen Wachstum und seiner eindrucksvollen Geschichte in Augsburg weniger bekannt ist, hat laut dem Vorstandsvorsitzenden Unternehmens, Antonio Fernández, mit der bisherigen Firmenphilosophie zu tun. Ganz bewusst hat man in der Vergangenheit auf die Darstellung der Leistungen in der Öffentlichkeit verzichtet. Heute sei ein Wandel nötig – aus verschiedenen Gründen. „Auch wir spüren den Fachkräftemangel und müssen dagegen halten. Ein weniger bekanntes Unternehmen tut sich bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter schwerer, als eine sehr bekannte Firma“, erklärt der Experte. Die digitale Welt würde zudem veränderte Rahmenbedingungen für die Vermarktung der Produkte schaffen. „Das Marketing hat, was den Unternehmenserfolg angeht, stark an Bedeutung gewonnen. In diesem Bereich sind wir personell daher stark gewachsen und für die Öffentlichkeit präsenter geworden“, so Fernández.
Zum Vorschein kommt ein Unternehmen, das sich mit seinen fünf Tochtergesellschaften in Deutschland, USA, Indien und Russland durchaus als „Hidden Champion“, also einen geheimen Weltmarktführer, auf dem Gebiet der mechanischen Verfahrenstechnik bezeichnen darf. Entwickelt, konstruiert, produziert und vermarktet werden in Augsburg vereinfacht ausgedrückt Mühlen, also Maschinen zur Herstellung feinster Pulver – beispielsweise für die Lebensmittelin- (Gewürze, Zucker, Mehl, Kakao), die Pharmabranche (Wirkstoffe), oder die Baustoffindustrie (Kalkstein, Metallpulver, Gips). Zu den Kunden gehören namhafte Unternehmen wie BASF, Dior, Roche und fast alle großen Pharmaunternehmen. Dazu betreibt Hosokawa Alpine das Geschäftsfeld Folienblasanlagen. Mit diesen Anlagen stellen Firmen weltweit Folien beispielsweise für die Lebensmittel- oder Transportverpackung her. Ein Gebiet, das großes Wachstumspotenzial birgt. In den vergangenen vier Jahren hat sich hier der Umsatz verdoppelt, erzählt Fernández: „In Indien beispielsweise werden Lebensmittel zunehmend mit Folien verdes packt. Damit will man verhindern, dass diese unnötig früh verderben.“
Eine Entwicklung, die dem Augsburger Maschinenbauer zugutekommt und sein Wachstum beflügelt. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Hosokawa Alpine 178,5 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, der Exportanteil des Unternehmens liegt bei fast 80 Prozent. Die Mitarbeiterzahl geht nach oben, bis 2019 sollen es 796 Beschäftigte sein.
Auch was das Platzangebot angeht, baut das Unternehmen seine Flächen aus. Einige Bereiche der Logistik werden Göggingen verlassen und in das neue Logistikzentrum im Güterverkehrszentrum ziehen. „Hier haben wir einfach deutdustrie lich mehr Platz. Und weil wir aus Umweltgründen mehr Fracht per Zug zu den Seehäfen bringen wollen statt mit dem Laster, ist die Infrastruktur des GVZ ideal für uns“, betont Fernández. Für die Modernisierung und den Ausbau des Standorts hat Hosokawa Alpine in den vergangenen zehn Jahren rund 30 Millionen Euro investiert.
Ein klares Bekenntnis zum Standort Augsburg: „Er zeichnet sich vor allem durch den hohen Anteil an langjährigen, sehr gut ausgebildeten und bodenständigen Mitarbeitern aus der Region aus. Wir halten deshalb auch in Zukunft an diesem Standort fest und werden in ihn investieren.“