Baumfällungen: Bürger buhen Stadträte aus
Über 200 Augsburger protestieren gegen die Pläne der Stadt. Und kündigen für heute morgen Widerstand an
Über 200 Augsburger diskutierten am Montagabend über die geplante Fällung von 34 Bäumen am Herrenbach. Die Stadt hatte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um den Bürgern zu erläutern, warum die Maßnahme nötig ist.
Die Stimmung war aufgeheizt. Auf Transparenten wurde Oberbürgermeister Kurt Gribl scharf angegriffen. „Sieht so Bürgernähe aus?“„Gesunde Bäume fällen – habt ihr kein Gewissen?“Dass Gribl im Urlaub ist und die Information seinen Referenten Gerd Merkle (CSU, Bau) und Reiner Erben (Grüne, Umwelt) überließ, veranlasste die Bürger zu Buhrufen.
Die Veranstaltung war von der Stadt kurzfristig in den Pfarrsaal von Don Bosco verlegt worden. „Wenn so viele Menschen kommen, ist es wichtig, dass die Information auch akustisch gut ankommt“, so Bürgermeister Stefan Kiefer. Einige Bürger hätten es dagegen lieber gesehen, wenn die Stadt direkt am Herrenbach informiert hätte.
Stadtsprecher Richard Goerlich stellte zu Beginn der Veranstaltung klar: „Wir sprechen heute nicht über das Ob, wir sprechen darüber, dass am Dienstag Bäume gefällt werden.“Die Besucher quittierten dies mit Pfiffen. Denn genau darüber ärgerten sich viele Menschen im Pfarrsaal: „Die Stadt beschließt die Fällung der Bäume und wir müssen das einfach so hinnehmen. Das ist Verarschung“, schimpften viele.
Gerd Merkle betonte am Montagabend, dass die Betonwände des Kanals aus dem Jahr 1967 stammen. Diese Wände seien nicht ausreichend mit Stahl gesichert, sodass stattdessen der Damm eine statische Funktion übernehmen müsse. Stürze ein Baum um und reiße den Damm ein, könnten binnen kurzem 30 Millionen Liter Wasser in die angrenzenden Wohngebiete fließen. Die Stadt habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Niemand fällt gerne gesunde und vitale Bäume“, so Merkle. Die Bürger brachten bei der Veranstaltung zum einen eine Tieferlegung des Kanals sowie einen Neubau ins Gespräch. Laut Merkle habe die Stadt all diese Varianten geprüft. Keine habe sich als praktikabel erwiesen.
Einige Anwohner haben angekündigt, sich den Arbeitern am Dienstagmorgen entgegenzustellen. Schon gestern Abend fanden sie auf Transparenten deutliche Worte: „OB Gribl, Sie Lügner“, „Bäume sind Heimat“oder „Sieht so Bürgernähe aus?“war darauf zu lesen.