„Fundamentalismus lauert hinter jeder Ecke“
Andreas Matena von der Universität Augsburg spricht auf der Veranstaltungsreihe Königsbrunner Campus
Königsbrunn
Wer beim Vortragstitel „Fundamentalismus“bei der sechsten Runde der Veranstaltungsreihe Königsbrunner Campus auf einen Vortrag über religiöse Fanatiker aus Christentum und Islam gehofft hatte, wurde enttäuscht. Denn der Augsburger Theologe Andreas Matena beschäftigte sich eher mit einer grundsätzlichen Einordnung des Phänomens „Fundamentalismus“.
Doch Matena hielt auch ohne plakative Darstellung dessen, was über Fundamentalismus aus dem Fernsehen oder Internet allgemein bekannt ist, einen interessanten Vortrag, der besonders darauf ausgelegt war, das Publikum zum Nachden- zu bewegen. „Denn, so Matenas These: „Der Fundamentalismus lauert hinter jeder Ecke.“
Der Theologe der Katholischen Fakultät der Universität Augsburg diagnostizierte den Fundamentalismus nämlich in einem gewissen Maß bei jedem Menschen – und das muss nicht einmal zwingend mit dessen religiöser Überzeugung zusammenhängen. Jeder Mensch, so Matena, habe eine grundlegende Überzeugung, wie er sein Leben führt: das Fundament.
Jeder Mensch ist selbstverständlich davon überzeugt, dass sein Fundament richtig und gut ist, andernfalls würde er sich ja ein neues bauen. Schließlich versucht jeder, seinen richtigen Weg mit anderen Menschen zu teilen und zu verbreiten – nicht zwingend in einer Missionierung, aber zum Beispiel, indem der eigene Lifestyle erklärt wird. Und genau hier setzte Matena den Unterschied zwischen Fundamentalisten und toleranten Menschen.
Der tolerante Mensch ist dazu bereit, sich in alternative Fundaken mente einzudenken, darüber zu sprechen und sein eigenes zu erklären, wohingegen der Fundamentalist einen Absolutheitsanspruch auf seine Art zu leben hat und alle anderen als nicht gleichwertig ansieht. Matena betonte hierbei, dass dieses Phänomen zwar bei Religionsfanatikern durchaus anschaulich sei, aber sich eben auch in unserem Alltag überall verbirgt – nicht zuletzt auch bei der Kindererziehung. Schließlich kenne wohl jeder auf die Frage „Warum?“, die ein Kind stellt, die nach dieser Argumentation fundamentalistisch-absolute, Antwort: „Das ist eben so!“
Fundamentalisten gibt es nicht zuletzt in der Kindererziehung