Ein Erzbischof aus Schwaben
Gerbersohn Anton von Steichele kam bis nach Freising
Landkreis Augsburg
Erstaunlich, wie viele Menschen aus unserem Raum es zu historischer Bedeutung gebracht haben – oft weit über die Grenzen ihrer engeren Heimat hinaus. Man findet Musiker, Künstler, Politiker und auch Theologen. Etwa Anton(ius) von Steichele, einen katholischen Priester im 19. Jahrhundert, der bis zum Erzbischof von München und Freising aufstieg.
Geboren ist von Steichele am 2. Januar 1816 in Mertingen als ältester Sohn eines Gerbers. Nach der Volksschule ging er nach Dillingen in die Lateinschule, um anschließend Philosophie zu studieren. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Hauslehrer.
Im Jahr 1838 wurde Steichele zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Wertingen. Anschließend lehrte er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München katholische Theologie.
Als Hauslehrer in der Familie eines hohen Beamten ging er 1839 kurzzeitig nach Landshut. Bereits zwei Jahre später zog es ihn wieder zurück ins Schwäbische, wo er in Augsburg die Stelle eines Domvikars und bischöflichen Archivars annahm und obendrein im Gymnasium bei St. Anna Religionsunterricht gab. 1847 wurde er Vorsitzender des Augsburger Domkapitels.
Seine Leidenschaft galt aber wohl der Geschichtswissenschaft. Seine Studien in diesem Bereich führten zu etlichen kirchengeschichtlichen Werken. Bis heute von hohem Wert ist seine auf zehn Bände angelegte Beschreibung des Bistums Augsburg, in dessen Band zwei es um den heutigen Landkreis Augsburg geht.
In Fachkreisen wird bedauert, dass dieses historisch so wertvolle Werk nur zu zwei Drittel fertig wurde und die spätere Weiterführung keine tatsächliche Vollendung darstellt, fehlt doch nach wie vor der Band über die Stadt Augsburg. Jedenfalls erhielt Steichele angesichts des historischen Wertes der zu Papier gebrachten Studienergebnisse die Doktorwürde von der theologischen Fakultät in München.
Den so zu hoher Anerkennung und Bekanntheit gekommenen Priester nominierte 1878 König Ludwig II. zum Erzbischof von München und Freising. Papst Leo III. verkündete daraufhin im Kardinalskollegium, dass Steichele für das Amt würdig sei und somit als Erzbischof proklamiert sei. In der Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Kaiserreich und dem Papst um die Rechte der katholischen Kirche tat sich der Erzbischof als Ausgleichender hervor.
Nach langer Krankheit verstarb Anton von Steichele 1889 in Freising. Beigesetzt wurde er im Münchner Dom.