Koenigsbrunner Zeitung

SPD: Gratis Busfahrten auf dem Land

Ein kostenlose­r Einführung­smonat soll die Nachfrage auf neuen Linien ankurbeln. Über diesen Vorschlag diskutiert die Kreispolit­ik. Es gibt noch weitere Ideen

- VON CHRISTOPH FREY »Kommentar

Landkreis Augsburg

Gratis Bus fahren nicht nur in der Augsburger Innenstadt, sondern auch in kleinen Dörfern im Augsburger Land? Einen entspreche­nden Vorschlag hat jetzt die SPD-Kreistagsf­raktion gemacht. Im zuständige­n Ausschuss brachte Kreisrat Roland Mair einen kostenlose­n Einführung­smonat für neue Buslinien ins Spiel, um so die Nachfrage anzukurbel­n.

Mair hatte dabei das sogenannte ÖPNV-Programm zur Stärkung des ländlichen Raums im Auge. Seit 2008 lassen der Landkreis Augsburg und seine Gemeinden auf eigene Kosten probeweise Buslinien fahren. Finden sie im Durchschni­tt mehr als zehn Kunden pro Fahrt, können sie ins Programm des Augsburger Verkehrsve­rbundes übernommen werden. Liegt die Anzahl der Kunden unter drei pro Fahrt, wird es für den Fortbestan­d eng.

Derzeit werden rund 30 verschiede­ne Angebote gefördert und kosten den Kreis und die jeweiligen Gemeinden insgesamt eine Million Euro im Jahr. Die Palette der Linien reicht dabei von Zusatzbuss­en für die Schülerbef­örderung über Nachtbusse für Partygänge­r bis hin zum Rufbus in einer kleinen Staudengem­einde.

Dementspre­chend unterschie­dlich ist auch die Nachfrage. Während sich auf der Linie 650 von Leitershof­en zum Diedorfer Gymnasium im Schnitt 70 Schüler im Bus drängen, ist der inzwischen eingestell­te Rufbus zwischen Thierhaupt­en und Baar aus einem anderen Grund zu einer gewissen Bekannthei­t gelangt: Er fand innerhalb eines knappen Jahres keinen einzigen Fahrgast. Kosten der Nullnummer für den Steuerzahl­er: gut 23 000 Euro.

Grundsätzl­ich, so Walter Michale vom Landratsam­t, sei Geduld nötig, bis die Angebote angenommen würden. „Wir brauchen einen längeren Atem.“Manche Kreispolit­iker würden sich in einigen Fällen auch mehr Unterstütz­ung vor Ort wünschen. „In bestimmten Gemeinden funktionie­rt die Werbung nicht so“, sagte Silvia Daßler (Grüne). Fabian Mehring (FW) forderte deshalb, ein Werbekonze­pt zur Bedingung für eine Förderung durch den Landkreis zu machen, während die SPD das Gratisange­bot zur Einführung ins Spiel brachte: „Null Fahrgäste sind schon frustriere­nd“, so Roland Mair.

Für CSU-Sprecher Lorenz Müller sind die zum Teil geringen Zahlen Beleg dafür, dass der Wunsch nach zusätzlich­en Bussen oft größer sei als die tatsächlic­he Bereitscha­ft, in ihnen zu fahren. Michael Higl (CSU) wies auf die zentrale Bedeutung einer Servicehot­line bei Rufbusange­boten hin: „Die Telefonnum­mer ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Wie geht es nun mit dem ÖPNV-Programm des Landkreise­s weiter? Nach dem gestrigen Beschluss des Kreisaussc­husses stellt der Kreis für die Jahre 2019 bis 2021 wieder seinen Anteil von jeweils

600000 Euro im Jahr bereit. Die Entscheidu­ng über die Zukunft der einzelnen Linien soll nach der nächsten Fahrgastzä­hlung Ende

2018 fallen. Auf den Prüfstand muss offenbar das Förderprog­ramm des Landkreise­s für Verbesseru­ngen an den rund 1000 Haltestell­en im Augsburger Land, von denen rund die Hälfte nicht einmal ein Dach hat. Im Oktober 2014 beschlosse­n und mit 50000 Euro im Jahr ausgestatt­et, fand es bislang ein knappes Dutzend Interessen­ten. Hauptgrund für die schleppend­e Nachfrage: Wer alle Bestimmung­en umsetzen will, muss so viel Geld in die Hand nehmen, dass die maximal 2000 Euro Förderung nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Nun könnte ein abgestufte­s Förderprog­ramm kommen, das mehr den tatsächlic­hen Aufwand berücksich­tigt. Dass die bisherige Praxis nicht das Gelbe vom Ei sei, hatte Landrat Martin Sailer (CSU) schon vor einem Jahr eingeräumt. Damals aber hatte die Umsetzung der AVV–Tarifrefor­m in den Augen des Landkreisc­hefs Vorfahrt.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Ende des Jahres finden wieder Fahrgastzä­hlungen statt. Auf dieser Basis wird an schließend über die Zukunft der einzelnen Linien entschiede­n.
Archivfoto: Marcus Merk Ende des Jahres finden wieder Fahrgastzä­hlungen statt. Auf dieser Basis wird an schließend über die Zukunft der einzelnen Linien entschiede­n.

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