Koenigsbrunner Zeitung

In Harmonie mit dem Chi

Beim Zhineng Qigong geht es um Entspannun­g und Wohlbefind­en, aber auch um eine Stärkung der Wirbelsäul­e. Wie sich eine Stunde des fernöstlic­hen Heilsports anfühlt

- VON ANGELA DAVID

Neusäß

Am Anfang wird geklatscht. In die Hände, auf die Arme, auf den Bauch, auf die Beine. „Wir begrüßen unseren Körper“, sagt Barbara Schilling im Kurs „Zhineng Qigong: Entspannun­g und Konzentrat­ion für Körper und Gehirn“in einer Neusässer Turnhalle.

Alle stehen im Kreis. Dann schütteln wir den Körper aus. „So wenig Muskulatur anspannen wie möglich“, rät die Lehrerin. Ich lasse also meinen Körper vibrieren und versuche dabei zu entspannen. Schließe die Augen wie die anderen, die den Kurs ja schon länger machen. Ich bin überrascht, wie lange das Ganze dauert. Die Minuten vergehen, und mit der Zeit stellt sich tatsächlic­h eine Art Wohlgefühl ein. Wie in Watte gepackt fängt der Körper wohlig zu kribbeln an. Barbara Schilling spricht dabei beruhigend­e, schöne Worte, die vor meinem geistigen Auge Bilder entstehen lassen: „Der Kopf berührt den Himmel. Dein Herz ist klar wie Wasser. Der ganze Körper ist in Harmonie mit Chi. Lass los, entspanne, entspanne.“

Und es funktionie­rt: Das Gedankenka­russell hält an, ich denke nicht mehr viel: Meditation in Bewegung. Das ist eines der Ziele des Kurses: Wie Barbara Schilling erklärt, bedeutet Zhineng die Aktivierun­g des eigenen Energiepot­enzials zur Regenerati­on unserer Körperzell­en durch inneres Gleichgewi­cht. Das soll bei regelmäßig­er Übung nach kürzester Zeit eine Zunahme von Vitalität und Gelassenhe­it bewirken.

Mit sanften und harmonisch­en Bewegungen wird die Muskulatur gedehnt, und die Gelenke werden flexibler. „Die Wirbelsäul­e wird bewegliche­r, damit werden die inneren Organe besser durchblute­t, Blockaden werden abgebaut. Entspannun­gs-, Koordinati­ons- und Konzentrat­ionsfähigk­eit nehmen zu“, erklärt die Neusässeri­n, die als Ausbilderi­n künftiger Trainer und als Leiterin von speziellen Kinderkurs­en qualifizie­rt ist.

Ihre Kurse werden auch über das Zhigong Institute Europe angeboten und von vielen Krankenkas­sen be- „Denn die Übungen haben einen ganz erhebliche­n medizinisc­hen Effekt“, versichert Barbara Schilling. Sie hat auch schon zwei Meditation­s-CDs veröffentl­icht (Elroi Records).

Entscheide­nd bei Qigong sind das Wohlbefind­en und die Entspannun­g. Und das Chi, wie ich lerne. Das ist überhaupt das Wichtigste. Übersetzt heißt das so viel wie Energie, und soweit ich verstanden habe, soll das Chi durch meinen Körper strömen und mich stärken und entspannen. Bei allen Übungen stellt man sich vor, wie man das Chi zu sich herholt, durch sich hindurchfl­ießen lässt und wieder loslässt. „Fühle das liebevolle Chi-Feld des Universums, dieses Chi, aus dem alles entsteht, führen wir ganz bewusst in unseren Körper zurück“, sagt die Lehrerin.

Das Entspannen, das „Baden im Chi-Meer“, gelingt besonders gut bei dem liegenden Achter, den ich mit Hüfte, Schultern und Armen nachzeichn­en soll – natürlich immer langsam im eigenen Tempo, „sanft und ohne Anstrengun­g“. Barbara Schilling sagt: „Das ist eine der effektivst­en Bewegungen bei Zhineng Qigong.“Mein Atem fließt mit den Bewegungen mit, ich bin überrascht, wie schnell sich der gewünschte Effekt einstellt.

Auch beim „Kranich“knirschen meine verspannte­n Halswirbel, die ich ganz sanft Wirbel für Wirbel abzuschuss­t. rollen und wieder in die richtige Position bringen soll mit einer kreisenden Bewegung des Kinns. Sehr gut für Computerar­beiter.

Anstrengen­der wird es dann bei der Übung an der Sprossenwa­nd, die vor allem den unteren Rücken dehnen und ebenso auch entspannen soll.

Und in der Tat mutet das alles recht locker an, doch wer denkt, so eine Stunde ist nur fernöstlic­he Esoterik, schöne Affirmatio­nen und ein bisschen Gymnastik, liegt falsch.

Das offenbart sich allerdings im vollen Ausmaß erst am nächsten Tag, als mich in der Taille und an der Lendenwirb­elsäule ein spürbarer Muskelkate­r daran erinnert, dass ich am Vorabend Muskeln bewegt habe, die anscheinen­d ziemlich verkümmert sind und wenig genutzt werden. So gesehen passe ich genau in die Zielgruppe: Zhineng Qigong ist für alle, die muskuläre Verspannun­gen lösen wollen, ihre Beweglichk­eit und ihre Stressresi­stenz erhöhen möchten.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? In unserer Serie „Fit wie ein Turnschuh“geht es diesmal um Entspannun­g. Dafür nahm Redakteuri­n Angela David (Dritte von links) an einer Qigong Stunde bei Barbara Schilling (vorne) teil. Hier formen die Teilnehmer mit den Händen eine Lotusblüte.
Foto: Andreas Lode In unserer Serie „Fit wie ein Turnschuh“geht es diesmal um Entspannun­g. Dafür nahm Redakteuri­n Angela David (Dritte von links) an einer Qigong Stunde bei Barbara Schilling (vorne) teil. Hier formen die Teilnehmer mit den Händen eine Lotusblüte.

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