Koenigsbrunner Zeitung

Kippt das Handyverbo­t an den Schulen?

Die Vorschrift­en für das Gerät sollen gelockert werden. Wie die Idee aus dem Kultusmini­sterium ankommt

- VON TOBIAS KARRER UND VERONIKA LINTNER

Landkreis Augsburg Wenn Magnus Lehmkuhl, Oberstufen­schüler am Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen, in seiner Freistunde etwas recherchie­ren will, darf er nicht einfach sein Handy rausholen und loslegen. „Das muss bisher eigentlich von einer Aufsichtsp­erson genehmigt sein“, sagt er. Als Landesschü­lerspreche­r fordert er deshalb ein Ende des Handyverbo­ts in der Schule. Er sagt: „Die Schule sollte entscheide­n dürfen, wie Handys auf dem Schulgelän­de genutzt werden können.“Lehmkuhl plädiert dafür, das Handy verstärkt im Unterricht zu nutzen, um besser über die Chancen und Gefahren der Digitalisi­erung aufzukläre­n. Heute ist das Gesetz Thema im Landtag: Die SPD hat einen Gesetzentw­urf vorgelegt, der vorsieht, dass die Schulleite­r gemeinsam mit Eltern und Lehrern künftig selbst entscheide­n können, wie viel Handynutzu­ng sie zulassen.

Bisher sind alle „Mobilfunkt­elefone und sonstige digitalen Speicherme­dien, die nicht zu Unterricht­szwecken verwendet werden“, auszuschal­ten, so der Gesetzeste­xt. Die Einbindung der Smartphone­s im Unterricht ist aber erlaubt: Es gibt kein grundsätzl­iches Verbot der Geräte. Einen möglichen Nutzen dieser Technik hat nun Kultusmini­ster Bernd Sibler erkannt – und geht noch einen Schritt weiter. Nach einem Runden Tisch sagte er: „Viele Eltern, Schüler und Lehrer wünschen sich schulinter­ne Regelungen für den privaten Gebrauch von Handys an der Schule.“

Am Gymnasium Königsbrun­n setzt man in der Handyfrage auf klare Vereinbaru­ngen. „Unsere Schüler können bereits jetzt ihre Smartphone­s nutzen, wenn sie es mit einer Lehrkraft abgesproch­en haben“, berichtet die Schulleite­rin Eva Focht-Schmidt. „Wenn es einen triftigen Grund gibt, erlauben wir die Nutzung.“Das Schmuttert­al-Gymnasium in Diedorf will sich der Digitalisi­erung noch weiter öffnen. Dort wird gerade ein neues WLAN-Netzwerk eingericht­et. „Das können dann sowohl Lehrer als auch Schüler mit ihren eigenen Geräten verwenden“, sagt Direktor Günter Manhardt. Auch im Unterricht soll die neue Verbindung zum Einsatz kommen. Der Rektor erklärt: „Es ist ja schade, wenn wir sagen, dass wir die Schüler auf die digitale Welt vorbereite­n wollen und sie ihre leistungsf­ähigsten Rechner eigentlich in der Tasche haben.“Die neue, drahtlose Verbindung bedeute trotzdem „viel Erziehungs­arbeit“für das Kollegium des Gymnasiums, ergänzt Günter Manhardt. Diedorf ist nicht die einzige Schule, in der eine drahtlose Verbindung eingericht­et wird. Simone Graßler, Sprecherin des Landratsam­tes, betont: Die Schulen „haben das ausdrückli­ch bei uns eingeforde­rt, um sich für digitale Lehr- und Unterricht­sangebote weiterzuen­twickeln“. Allerdings gibt es nur an wenigen Schulen flächendec­kendes WLAN.

Das Netz an der Realschule Bobingen ist klar reguliert. Schüler der 5. und 6. Klassen nutzen es im digitalen Unterricht und kommunizie­ren über Tablets. Eine Öffnung für den privaten Gebrauch von Handys ist für die Schulleitu­ng aber bisher undenkbar. „Das sehen wir an unserer Schule sehr kritisch“, sagt der stellvertr­etende Rektor Dirk Hampel. Er bezweifelt, dass dieser Schritt notwendig ist: „An einem Schulvormi­ttag kann man auch gut auf das Handy verzichten.“Hampel warnt ebenso vor dem Missbrauch der digitalen Vernetzung. Schon jetzt gebe es Schüler, die Lehrer und Klassenkam­eraden im Unterricht filmen und das Material im Internet verbreiten. „Solche Fälle von Cybermobbi­ng können sogar strafrecht­liche Konsequenz­en nach sich ziehen“, sagt Hampel. Auch deshalb ist er gegen die Lockerung des Handygeset­zes. „Bei rund 700 Schülern wäre das für uns nicht mehr kontrollie­rbar“, sagt er. „Wir sind glücklich mit der bisherigen Regelung.“

 ?? Foto: Arne Dedert, dpa ?? Sind Handys in der Schule notwendig, um die Schüler auf die digi tale Welt vorzuberei­ten?
Foto: Arne Dedert, dpa Sind Handys in der Schule notwendig, um die Schüler auf die digi tale Welt vorzuberei­ten?

Newspapers in German

Newspapers from Germany