Kippt das Handyverbot an den Schulen?
Die Vorschriften für das Gerät sollen gelockert werden. Wie die Idee aus dem Kultusministerium ankommt
Landkreis Augsburg Wenn Magnus Lehmkuhl, Oberstufenschüler am Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen, in seiner Freistunde etwas recherchieren will, darf er nicht einfach sein Handy rausholen und loslegen. „Das muss bisher eigentlich von einer Aufsichtsperson genehmigt sein“, sagt er. Als Landesschülersprecher fordert er deshalb ein Ende des Handyverbots in der Schule. Er sagt: „Die Schule sollte entscheiden dürfen, wie Handys auf dem Schulgelände genutzt werden können.“Lehmkuhl plädiert dafür, das Handy verstärkt im Unterricht zu nutzen, um besser über die Chancen und Gefahren der Digitalisierung aufzuklären. Heute ist das Gesetz Thema im Landtag: Die SPD hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der vorsieht, dass die Schulleiter gemeinsam mit Eltern und Lehrern künftig selbst entscheiden können, wie viel Handynutzung sie zulassen.
Bisher sind alle „Mobilfunktelefone und sonstige digitalen Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden“, auszuschalten, so der Gesetzestext. Die Einbindung der Smartphones im Unterricht ist aber erlaubt: Es gibt kein grundsätzliches Verbot der Geräte. Einen möglichen Nutzen dieser Technik hat nun Kultusminister Bernd Sibler erkannt – und geht noch einen Schritt weiter. Nach einem Runden Tisch sagte er: „Viele Eltern, Schüler und Lehrer wünschen sich schulinterne Regelungen für den privaten Gebrauch von Handys an der Schule.“
Am Gymnasium Königsbrunn setzt man in der Handyfrage auf klare Vereinbarungen. „Unsere Schüler können bereits jetzt ihre Smartphones nutzen, wenn sie es mit einer Lehrkraft abgesprochen haben“, berichtet die Schulleiterin Eva Focht-Schmidt. „Wenn es einen triftigen Grund gibt, erlauben wir die Nutzung.“Das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf will sich der Digitalisierung noch weiter öffnen. Dort wird gerade ein neues WLAN-Netzwerk eingerichtet. „Das können dann sowohl Lehrer als auch Schüler mit ihren eigenen Geräten verwenden“, sagt Direktor Günter Manhardt. Auch im Unterricht soll die neue Verbindung zum Einsatz kommen. Der Rektor erklärt: „Es ist ja schade, wenn wir sagen, dass wir die Schüler auf die digitale Welt vorbereiten wollen und sie ihre leistungsfähigsten Rechner eigentlich in der Tasche haben.“Die neue, drahtlose Verbindung bedeute trotzdem „viel Erziehungsarbeit“für das Kollegium des Gymnasiums, ergänzt Günter Manhardt. Diedorf ist nicht die einzige Schule, in der eine drahtlose Verbindung eingerichtet wird. Simone Graßler, Sprecherin des Landratsamtes, betont: Die Schulen „haben das ausdrücklich bei uns eingefordert, um sich für digitale Lehr- und Unterrichtsangebote weiterzuentwickeln“. Allerdings gibt es nur an wenigen Schulen flächendeckendes WLAN.
Das Netz an der Realschule Bobingen ist klar reguliert. Schüler der 5. und 6. Klassen nutzen es im digitalen Unterricht und kommunizieren über Tablets. Eine Öffnung für den privaten Gebrauch von Handys ist für die Schulleitung aber bisher undenkbar. „Das sehen wir an unserer Schule sehr kritisch“, sagt der stellvertretende Rektor Dirk Hampel. Er bezweifelt, dass dieser Schritt notwendig ist: „An einem Schulvormittag kann man auch gut auf das Handy verzichten.“Hampel warnt ebenso vor dem Missbrauch der digitalen Vernetzung. Schon jetzt gebe es Schüler, die Lehrer und Klassenkameraden im Unterricht filmen und das Material im Internet verbreiten. „Solche Fälle von Cybermobbing können sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen“, sagt Hampel. Auch deshalb ist er gegen die Lockerung des Handygesetzes. „Bei rund 700 Schülern wäre das für uns nicht mehr kontrollierbar“, sagt er. „Wir sind glücklich mit der bisherigen Regelung.“