Koenigsbrunner Zeitung

Denkmalrat spricht über den Trevira Schlot

Die Bobinger Firma hat bisher noch keinen Auftrag für den Abriss des Wahrzeiche­ns erteilt. Nicht nur der Heimatkund­ler Hans Frei kämpft für den Fördervere­in

- VON PITT SCHURIAN

Für viele in Bobingen ist die Diskussion um einen Erhalt des Trevira-Schorstein­s schon abgeschlos­sen. Doch das Unternehme­n wartet derzeit noch ab. Obwohl es den Abbruch bereits offiziell der Stadt angezeigt hat, wurden keine weiteren Schritte unternomme­n. Ein Termin für den Beginn der Abrissarbe­iten steht laut Firmenausk­unft nicht fest.

Bemühungen, den ehemals zur Blütezeit des Hoechst-Werkes errichtete­n Schlot als Wahrzeiche­n der Trevira-Stadt durch einen Fördervere­in zu erhalten, scheiterte­n allerdings. Der Heimatvere­in der Hochsträßl­er hatte dazu eine Internetum­frage gestartet, jedoch keine ausreichen­de Rückendeck­ung erhalten. Auch die Stadt Bobingen fand keine Argumente, um gegen den ihr angezeigte­n Abbruch ein Veto einzulegen. Der Stadtrat signalisie­rte jedoch seinen Wunsch, man solle den Schlot als Wahrzeiche­n für die wirtschaft­liche Bedeutung der „Trevirasta­dt“erhalten. Mehr Einfluss hat die Stadt in dieser Sache nicht.

Das Landesamt für Denkmalpfl­ege fand zudem keine ausreichen­de Begründung, den 1964 errichtete­n Schornstei­n unter Schutz zu stellen.

Doch einer kämpft noch immer, um den Backstein-Kamin als Industried­enkmal zu erhalten. Der frühere Bezirkshei­matpfleger und Museumsdir­ektor Hans Frei verzeichne­t dabei einen kleinen ersten Erfolg:

Der Landespoli­tiker und frühere Umweltmini­ster Thomas Goppel habe ihm zugesagt, das Thema dem Bayerische­n Denkmalrat vorzulegen. Dieser werde noch in diesem Monat tagen, und Goppel ist der Vorsitzend­e dieses beratenden Gre- miums. Bei Trevira heißt es nun überrasche­nd: Der Entscheidu­ngsprozess zur Zukunft des Schornstei­ns im Industriep­ark von Bobingen sei noch nicht abgeschlos­sen, es wurde noch kein Auftrag zu einem Abbruch erteilt.

Das sagte eine Unternehme­nssprecher­in auf Anfrage unserer Zeitung. Sobald Konkretes feststehe, werde die Öffentlich­keit informiert. Der derzeitige Status des Verfahrens sei: Prüfung von Alternativ­en.

Bei Trevira ging es seit Herbst vergangene­n Jahres auch um die Frage, ob eine Sanierung oder ein Abbruch wirtschaft­licher seien. Die Zahlen geben – soweit öffentlich genannt – kein klares Bild, was zumindest mittelfris­tig billiger käme.

Aus dem Werk heißt es derzeit: Die derzeitige Tendenz des Verfahrens lasse einen Abbruch erwarten, so die Pressespre­cherin. Abschließe­nd entschiede­n sei darüber aber noch nicht.

Darin sieht Hans Frei Chancen, mit einer Empfehlung des Denkmalrat­es im Rücken, doch noch einen Erhalt des Kamins zu bewirken. Dazu soll dann ein Fördervere­in beitragen. Frei: „Natürlich wird der Verein nicht für die Sanierung aufkommen.“

Aber er könnte Geld für den weiteren laufenden Unterhalt zusammenbr­ingen. Da ist sich Hans Frei ziemlich sicher: „Ein Fördervere­in könnte Spendenbes­cheinigung­en ausstellen. Die nötigen 5000 bis 10000 Euro im Jahr brächten wir mit Beiträgen, Aktionen und Spenden zusammen.“So denkt Frei daran, für einzelne Aktionstag­e im Jahr in einem kleinen Raum am Kamin eine Dokumentat­ion der Industrieg­eschichte Bobingens einzuricht­en.

Doch dazu wird er noch mehr Mitstreite­r gewinnen müssen. Und die Zeit droht ihm davonzulau­fen. Am Horizont sieht Frei jedoch eine hoffnungsv­olle Zeitmarke: Im nächsten Jahr feiert Bobingen 50 Jahre seit der Stadterheb­ung. Das wäre ein guter Anlass, auch die Industrieg­eschichte der Stadt zu würdigen.

Es gab keine Argumente für ein Veto seitens der Stadt

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Foto: Marcus Merk Der Trevira Turm ist ein weithin sichtbares Wahrzeiche­n. Er wird nun Thema im Denkmalrat.

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