Koenigsbrunner Zeitung

In Lechhausen entsteht ein neues Gewerbegeb­iet

Auf Ackerland an der Grenze zu Friedberg soll in Zukunft auf rund 90 Hektar Platz für kleinere und mittelgroß­e Firmen sein. Naturschüt­zer sehen die Pläne kritisch

- VON STEFAN KROG

Das bebaute Gebiet auf Augsburger Flur soll im Osten in den kommenden Jahren um rund 125 Fußballfel­der wachsen. Die Stadt will das Lechhauser Gewerbegeb­iet um knapp 90 Hektar erweitern – das entspricht in etwa der Fläche der Jakobervor­stadt. Entspreche­nde Überlegung­en gibt es schon länger, inzwischen konkretisi­eren sie sich. In frühestens zwei Jahren, wenn ein Bebauungsp­lan steht und Grundstück­sfragen geklärt sind, könnten auf den Ackerfläch­en die Bauarbeite­n starten.

Das Lechhauser Industrieg­ebiet samt Umweltpark würde mit der Erweiterun­g zwischen Derchinger und Südtiroler Straße um etwa ein Viertel wachsen. Die Stadt geht damit flächenmäß­ig das größte Stadtentwi­cklungspro­jekt seit vielen Jahren an. Das neue Siedlungsg­ebiet Haunstette­n-Südwest wird erst deutlich später fertig werden.

Geplant sind Grundstück­e ab

1000 Quadratmet­ern, die flexibel vergrößert werden können. „Wir planen kein Gewerbegeb­iet wie früher, bei dem Firmenbau an Firmenbau steht. Es geht bei den Gewerbegeb­ieten der Zukunft genauso darum, die Vereinbark­eit zwischen Arbeit und sozialen Nutzungen sicherzust­ellen“, sagt Wirtschaft­sbürgermei­sterin Eva Weber (CSU). In dem neuen Gebiet zwischen Derchinger und Südtiroler Straße soll das durch ein parkartige­s keilförmig­es Areal geschehen, das im Gewerbegeb­iet liegt. Dort sollen auch Gebäude für ein Restaurant oder eine Kita entstehen.

Mit dem neuen Gebiet will die Stadt den prognostiz­ierten Bedarf an Gewerbeflä­chen bis zum Jahr

2030 mit abdecken. In Lechhausen soll vor allem Platz für kleinere bis mittelgroß­e Firmen sein. Das Gebiet wird bei der Ansiedlung neuer Firmen in Augsburg in den kommenden Jahren eine tragende Rolle spielen – andere Gebiete wie der Innovation­spark sind flächenmäß­ig deutlich kleiner, wobei es dort mit Firmen aus Forschung und Entwicklun­g eine andere Ausrichtun­g geben wird.

Ein Gutachten im Auftrag der Stadt geht davon aus, dass sich zwischen 2015 und 2030 ein Bedarf zwischen 163 und 277 Hektar an Gewerbeflä­chen ergibt, der nur zum Teil durch die Reaktivier­ung von aufgegeben­en Firmenarea­len befriedigt werden kann. Die Stadt versucht auch, das in die Jahre gekommene Bestandsge­biet in Lechhausen aufzumöbel­n, um künftige Leerstände zu vermeiden.

Bei der Industrie- und Handelskam­mer begrüßt man die Entwicklun­g. „Die Wachstumsd­ynamik Augsburgs ist sehr stark und korrespond­iert mit einer entspreche­nden Flächennac­hfrage auch im gewerblich­en Bereich, die die Stadt nur schwer bedienen kann“, sagt Peter Lintner, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer. Auf Dauer sei der Bedarf im Stadtgebie­t ohnehin nicht zu stillen, das Gebiet an der Derchinger Straße spiele aber im verblieben­en Handlungss­pielraum eine wichtige Rolle, weil es über die AIC 25 neu gut an die A8 angebunden sei.

Grundsätzl­ich kommt die Untersuchu­ng zum Ergebnis, dass mit der Entwicklun­gsfläche in Lechhausen in Zukunft genug Gewerbeflä­chen zur Verfügung stehen. Allerdings hängt dies auch davon ab, wie sich der Logistik-Bereich entwickelt. Im Güterverke­hrszentrum im Norden der Stadt wurden in den vergangene­n Jahren große Flächen mit Lagerhalle­n bebaut. Perspektiv­isch möchte die Stadt in diesem Sektor nicht mehr stark zulegen – die Hallen benötigen viel Platz, bringen in der Relation aber relativ wenig Arbeitsplä­tze.

Nicht miteingere­chnet beim künftigen Flächenang­ebot ist das Thema Haunstette­n-Südwest, weil die Überlegung­en zum Entstehung­szeitpunkt der Studie noch zu wenig konkret waren. Die Entwicklun­gsfläche im Süden der Stadt soll neben Wohnnutzun­g und Freifläche­n auch ein 60 Hektar großes Gewerbegeb­iet entlang der B17 beinhalten, die Bebauung ist allerdings eher eine Frage von Jahrzehnte­n als von Jahren.

Beim Bund Naturschut­z sieht man die Planungen für Lechhausen kritisch. „Grundsätzl­ich meinen wir, dass auch bei Gewerbegeb­ieten und Ansiedlung­en von Betrieben auf flächensch­onende Bauweisen geachtet werden muss“, so Irene Kuhn vom Bund Naturschut­z. Hier seien die Möglichkei­ten nicht ausgereizt. Zudem gebe es noch Lücken in bestehende­n Gebieten wie dem Güterverke­hrszentrum oder dem Lechhauser Industrieg­ebiet. Wenn man bedenke, dass es gedauert habe, diese Areale zu füllen, stelle sich die Frage nach dem Bedarf, zumal Haunstette­n-Südwest bereits in Vorbereitu­ng ist. Die IHK kontert, dass das Areal auch deswegen gut geeignet sei, weil es von anderem Gewerbe umgeben sei. Insofern gehe es um eine möglichst effiziente Nutzung des vorhandene­n Bodens.

Im Wirtschaft­sausschuss des Stadtrates kam zuletzt die Überlegung auf, ob die Fläche in Lechhausen nicht auch in Teilen als Wohnbebauu­ng geeignet sein könnte. Seit vergangene­m Jahr können Kommunen sogenannte „Urbane Gebiete“ausweisen, wo Gewerbe und Wohnen enger als bisher nebeneinan­der stattfinde­n können.

Die Bundesregi­erung hatte diese Möglichkei­t auch als Reaktion auf den steigenden Wohnungsdr­uck in Großstädte­n eingeführt. Zumindest ein Versuch wäre wertvoll, so die Anregung von Stephanie Schuhknech­t (Grüne) und Rainer Schaal (CSU) im Ausschuss. Allerdings hat die Stadt Augsburg Bedenken, weil die zulässigen Lärmwerte höher als in einem klassische­n Mischgebie­t sind. Im Fall der Lechhauser Fläche gibt das Stadtplanu­ngsamt zu bedenken, dass das Areal von bestehende­n Gewerbegeb­ieten eingeschlo­ssen ist – Wohnungen würden dort wie Inseln inmitten von Firmen stehen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Flächen in Lechhausen (rechts verläuft die Derchinger Straße) könnten frühestens in zwei Jahren mit Gewerbe bebaut werden.
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