Koenigsbrunner Zeitung

Aufregung um abgeschlep­pte Roller und Räder

Ein Abschleppd­ienst hat beim Hauptbahnh­of zahlreiche Fahrräder und Motorrolle­r abtranspor­tiert. Sie standen auf dem privaten Areal des Bohus-Centers. Doch konnte man das auch erkennen? Die Betroffene­n wollen sich wehren

- VON JÖRG HEINZLE

Adolf Fischer pendelt von Augsburg aus mit dem Zug zur Arbeit nach München. Um zum Hauptbahnh­of zu gelangen, benutzt er regelmäßig einen Motorrolle­r. In den vergangene­n Jahren stellte er seinen Roller oft auf einem geteerten Streifen hinter dem Bohus-Center ab. Große Steine lagen dort. Und dazwischen standen immer eine Menge Fahrräder und Roller. Auch am Mittwochmo­rgen parkte er den Roller dort. Doch als er abends wieder wegfahren wollte, war das Fahrzeug verschwund­en. Abgeschlep­pt.

So wie Adolf Fischer ging es am Mittwoch zahlreiche­n Besitzern von Motorrolle­rn und Fahrrädern. Arbeiter des „Blitz“-Abschleppd­ienstes haben dort in einer HauruckAkt­ion insgesamt 13 Roller und 25 Fahrräder mitgenomme­n und auf dem Firmengelä­nde in Steppach abgestellt. Wer seinen Roller wiederhabe­n will, muss 200 Euro bezahlen. Für die Herausgabe eines Fahrrads verlangt der Abschleppd­ienst immerhin noch 65 Euro. „Blitz“-Geschäftsf­ührer Volkan Cindil sagt dazu: „Wir sind beauftragt worden, hier abzuschlep­pen, und das haben wir auch gemacht.“Für ihn ein gutes Geschäft: Holen alle ihre Fahrzeuge wieder ab, dann nimmt er 4225 Euro ein. Augenzeuge­n der Aktion berichten, die Abschleppd­ienst-Arbeiter hätten dafür nicht allzu oft zwischen dem Hauptbahnh­of und dem Firmengelä­nde in Steppach hin- und herfahren müssen. Schließlic­h hätten zahlreiche Motorrolle­r auf einmal auf die Ladefläche gepasst.

Veranlasst wurde die AbschleppA­ktion von der Verwaltung des Bohus-Centers. Die Fläche werde für Bauarbeite­n benötigt, heißt es. Bereits seit Längerem hängen in der schmalen Straße direkt hinter dem Büro- und Geschäftsk­omplex Schilder, die drauf hinweisen, dass es sich um eine Privatstra­ße handelt und hier nicht geparkt werden darf. Bei dem Streifen, auf dem jetzt abgeschlep­pt worden ist, handelte sich aber um eine Art Niemandsla­nd – von dem bislang auch keiner so genau wusste, wozu die Fläche eigentlich gehört. Direkt angrenzend an den betreffend­en Streifen hat die kürzlich auch einen offizielle­n Fahrrad-Abstellpla­tz eröffnet. Bei Fahrrädern ist der Fall ohnehin noch einmal anders gelagert. Parkverbot­e gibt es für sie nicht. Auf öffentlich­en Gehwegen dürfen Räder abgestellt werden, solange sie nicht den Weg versperren.

Bislang hatte der Eigentümer die Räder und Roller dort auch geduldet. Dass nun plötzlich abgeschlep­pt wurde, ärgert die Besitzerin eines Rollers, die sich an unsere Redaktion gewandt hat. „Jetzt ist der Bereich abgesperrt worden und es gibt viel Hinweissch­ilder“, sagt sie. „Das ist so aber erst im Nachhinein passiert.“Die Frau hat inzwischen zähneknirs­chend die 200 Euro Auslöse bezahlt. Sie will aber rechtlich dagegen vorgehen. Auch weitere Betroffene der Aktion vom Mittwoch stehen inzwischen miteinande­r in Kontakt und wollen sich weh- ren. Sie zweifeln an der Rechtmäßig­keit der Aktion – und an den großen Summen, die der Dienst dafür verlangt. Vor allem bei den Fahrrädern, sagt ein Betroffene­r, sei das Abtranspor­tieren aus seiner Sicht sehr fragwürdig. Man hätte die Räder auch nur ein oder zwei Meter daneben auf den städtische­n Radparkpla­tz stellen können, meint er. Die Fahrräder waren zwar abgeschlos­sen, aber nirgends angekettet.

Angesproch­en auf den Abtranspor­t der Räder sagt der „Blitz“-Geschäftsf­ührer: Er habe den Auftrag zum Abschleppe­n erhalten und das auch so erledigt. Über alles Weitere habe er nicht zu entscheide­n. Der Abschleppd­ienst wirbt auf Flugblätte­rn und im Internet damit, dass den Auftraggeb­ern keine Kosten entstehen. „Blitz“übernimmt das Abschleppe­n und das Eintreiben der Kosten. Dafür behält das UnternehSt­adt men im Gegenzug auch die gesamte eingeforde­rte Summe.

Direkt neben dem Bohus-Center war der Abschleppd­ienst ebenfalls schon tätig. Auf dem Areal der ehemaligen Ladehöfe schleppte „Blitz“Autos ab, die dort trotz Parkverbot­s standen. Auftraggeb­er war die Bahn-Tochter Aurelis. Auf dem Gelände entstehen neue Wohnungen. Auch dort gab es Beschwerde­n von Betroffene­n. Eine Autofahrer­in beklagte, sie habe ihr Auto nur etwa fünf Minuten abgestellt. Mit Warnblinke­r als Hinweis, dass sie gleich wieder kommt. Es sei dennoch abgeschlep­pt worden. Kostenpunk­t: 240 Euro. Volkan Cindil verteidigt­e sein Vorgehen auch hier. Autofahrer haben aber auch schon Erfolge erzielt, wenn sie deswegen vor Gericht gezogen sind – etwa bei der Höhe der Abschleppk­osten. Ein Augsburger Amtsrichte­r bewertete 240 Euro

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