Heiß her geht es an Drehspieß und Kühltheke
Bei Temperaturen jenseits der 25 Grad werden viele Berufe zu einer ganz neuen Herausforderung. Wir haben uns umgehört, wie unter anderem Gastronomen, Bauarbeiter und Gärtner mit den Temperaturen umgehen
Schwabmünchen Sinan Karadag läuft das Wasser in den sprichwörtlichen Strömen hinunter. Mit einem Handtuch wischt er sein Gesicht trocken, doch nur ein paar Sekunden später rinnen die Schweißperlen erneut über sein Gesicht. Bei seinem Beruf ist das aktuelle Wetter „die Hölle“, wie er selbst sagt. Erst die lange Sommerhitze, jetzt die Schwüle.
Karadag betreibt einen Imbiss in der Schwabmünchner Fuggerstraße. In seinem Rücken dreht sich Putenund Hühnchenfleisch vor einem großen Grill. Laufen die auf Volllast, also mittags und abends, dann erreichen die Temperaturen fast 70 Grad. Fliehen kann er nicht. Wenn er seinen Platz vor dem Grill verlässt, dann nur um Brot oder Pizza aus dem Backofen zu holen. Viel kühler ist es davor nicht. Die einzige Abhilfe: trinken, trinken, trinken. Drei bis vier Liter rinnen ihm von mittags an bis zum Feierabend die heiße Kehle hinab. „Vorwiegend Wasser, ab und zu was mit Zucker, wegen der Energie“, erklärt er wettergeplagt.
Viel trinken, das ist auch das Motto auf den meisten Baustellen. Herbert und Günther, die beide ihre Nachnamen nicht in der Zeitung lesen wollen, sind gerade damit beschäftigt, eine Kellerschalung aufzubauen. „Heute geht es, da es bewölkt ist. Aber die vergangenen Tage knallte die Sonne ganz schön in die Baugrube“, erzählt Herbert. Dann wird es unangenehm. Mehr als zwei Meter unter der Oberfläche rührt sich in der Grube kein Lüftchen, dafür reflektiert und speichert der Betonboden die Hitze. Im Bauwagen stehen ein paar Kisten Wasser und Limonade. „Bei dem Wetter reicht das nur eine Woche“, schätzt Günther. Doch nicht nur Trinken ist auf dem Bau wichtig. Auch der Sonnenschutz spielt eine Rolle. „Das hat man früher nicht gebraucht“, sagt Herbert.
Doch es gibt auch Berufe, bei denen die Hitze scheinbar nichts ausmacht. Bei Sinan im Imbiss kommt Birgit Hillenbrand vorbei. Sie arbeitet im Einzelhandel. „Bei uns im Schmuckgeschäft gibt es eine Klimaanlage. Das ist super“, freut sie sich. Über eine solche hat Sinan auch schon nachgedacht: „Aber das ist mir zu gefährlich. Der Wechsel zwischen extrem heiß und schön kühl sorgt schnell für eine Erkältung“. Da schwitzt er lieber.
Angenehm haben es auch Paula und Marco Dall Asta. Die Italiener genießen den heimischen Sommer in der Bar al Centro am Schwabmünchner Stadtplatz. Den Tag über ist es eher ruhig. „Die Leute wollen bei der Hitze nicht raus“, vermutet Paula. Doch am späten Nachmittag geht es dann richtig los. „Am Abend kommen die Leute. Dann geht alles, was kalt ist“, freut sie sich. Aber auch ihr Arbeitsplatz birgt Gefahren. „Wenn man ständig an der Kühltheke ist, ist das unangenehm. Das geht so weit, dass sogar die Hände schmerzen. Aber das gehört dazu“, erklärt die Italienerin. Denn eines stellt sie auch klar: „Das Wetter ist gut fürs Geschäft.“Allgemein steigt mit den Temperaturen auch der Getränkeumsatz. So war es auch vor gut zwei Wochen beim ersten Schwabmünchner Streetfood-Festival. Dort wurden am Samstagabend die Getränke knapp. „Unser Vorrat sollte laut Lieferant über das ganze Wochenende reichen. Gut, dass er nachliefern konnte“, erinnert sich Veranstalterin Viktoria Fischer.
Wie gut das Wetter für die Natur ist, ist offen. Da in den vergangenen Tagen meist auch am Abend Gewitter auftraten, musste der Bauhof keine Sonderschichten zum Gießen schieben. „Vielleicht braucht die eine oder andere Pflanze mehr Aufmerksamkeit, aber bislang hat der Bauhof noch keine Mehrarbeit leisten müssen“, weiß Wolfgang Klein aus der Stadtverwaltung. Anders im Luitpoldpark: Der Verschönerungsverein, der sich dort um eine Vielzahl der Beete kümmert, hat alle Hände voll zu tun. Bis zu acht ehrenamtliche Helfer sind dort zum Pflanzenwässern unterwegs. „Bei dem Wetter sind wir selbst am Sonntag mit der Gießkanne vor Ort“, erzählt der Vorsitzende Heinz Schwarzenbacher. Nicht nur für die Blumen ist die Hitze eine Last.
Auch die Tiere leiden. Die Schülerin Sarah berichtet, dass die beiden Familienkater untertags „nicht zu brauchen sind“. Da liegen die Vierbeiner entweder draußen im Schatten oder verlassen die Wohnung nicht. Dafür sind sie nach Einbruch der Dunkelheit im Freien unterwegs. Ähnlich geht es manchem Hund. Gerade Rassen mit viel Fell sind richtig froh, wenn der Termin beim Hundefrisör ansteht. Denn mit weniger Pelz lassen sich die Temperaturen deutlich leichter ertragen.