Koenigsbrunner Zeitung

Söder will Dorfwirtsc­haften unterstütz­en

Bayern möchte den Tourismus stärker fördern. Einen „Ballermann in den Alpen“soll es aber nicht geben. Welche Betriebe von dem neuen Programm profitiere­n sollen – und warum die Freien Wähler skeptisch sind

- VON HENRY STERN

Mit einer deutlichen Erhöhung der Tourismus-Förderung will die CSU-Staatsregi­erung Hotels, Pensionen und Dorfgasthä­usern finanziell unter die Arme greifen: „Für den Tourismus hat Bayern in den letzten Jahren viel zu wenig gemacht“, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Dienstag selbstkrit­isch. Es gehe jedoch nicht darum, wie etwa in Österreich einen staatlich geförderte­n Event-Tourismus zu bekommen, beteuerte Bayerns Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer (CSU): „Es wird bei uns keinen Ballermann in den Alpen geben.“

Vor allem kleinere Beherbergu­ngsbetrieb­e und Gaststätte­n auf dem Land sollen bei der Modernisie­rung, Digitalisi­erung und Vermarktun­g unterstütz­t werden. Wie genau etwa in ihrer Existenz bedrohte Dorfwirtsc­haften gefördert werden könnten, blieb allerdings auch nach einer Sitzung des Kabinetts weitgehend im Dunkeln: Die geplanten Förderprog­ramme müssten erst noch intern abgestimmt werden, räumte Pschierer ein.

Es gehe ihm nicht um die Förderung von Pommes-Buden auf dem Land, „sondern um die Unterstütz­ung von klassische­n Wirtschaft­en auch mit kulturelle­n Aspekten“, erklärte Söder zumindest seine Leitlinien. Internatio­nale Küche sei zwar eine schöne Sache: „Aber eine fränkische oder bayerische Wirtschaft muss schon auch noch möglich sein.“Dem Vernehmen nach sollen ab 2019 jährlich rund dreißig Millionen Euro vor allem für Qualitätsv­erbesserun­gen etwa im Sanitärber­eich oder für die Schaffung von Barrierefr­eiheit in Wirtshäuse­rn zur Verfügung stehen. Zur Kulturförd­erung sei aber auch ein Zuschuss für den Umbau eines Veranstalt­ungssaals denkbar, hieß es.

Söder habe wieder einmal eine Maß Freibier versproche­n, „aber nur ein Noagerl“– einen abgestande­nen Bierrest – serviert, kritisiert­e Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Die angekündig­ten Investitio­nshilfen seien bestenfall­s ein Tropfen auf den heißen Stein. Aus Aiwangers Sicht bräuchten die Dorfwirtsc­haften zur Existenzsi­cherung vor allem eine Absenkung der Mehrwertst­euer wie im Fast-FoodBereic­h von derzeit 19 auf sieben Prozent. Auch „willkürlic­he Betriebsko­ntrollen“, die unter Ex-Finanzmini­ster Söder massiv zugenommen hätten, und „überborden­de Hygienevor­schriften“setzten vielen Gasthäuser­n massiv zu, glaubt Aiwanger. „Wir brauchen stattdesse­n Kontrollen, die den Wirt nicht ruinieren.“Denn mit einem für immer schließend­en Wirtshaus gehe auf dem Dorf stets auch ein kulturelle­s Zentrum verloren.

Das Förderprog­ramm schaffe gerade für Kleinbetri­ebe „völlig neue Möglichkei­ten“, hofft dagegen Söder. Kleine Hotels und Pensionen sollen zudem von einer staatlich geförderte­n Digitalisi­erungsinit­iative profitiere­n, mit der auch Kleinvermi­eter online buchbar werden sollen. An der Hochschule in Kempten soll zudem ein „Zentrum für Tourismus“entstehen, das „langfristi­ge Szenarien“für einen erfolgreic­hen Tourismus in Bayern entwickeln soll. „Wir wollen aufholen gegen Österreich, aber auch gegen Tschechien oder Thüringen“, sagte Söder. Nachhaltig­e Erfolge seien im Tourismus allerdings nur langfristi­g zu erreichen.

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