Die Staudenbahn kommt erst später
Der Start für die Reaktivierung der Strecke wird erneut verschoben. Die Begründung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft: Keine Fahrzeuge lieferbar
Schlechte Nachrichten für die Freunde der Staudenbahn im westlichen Landkreis Augsburg. Wie die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) gestern auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte, ist die Wiederaufnahme des Personennahverkehrs zwischen Langenneufnach und Augsburg über Gessertshausen von Dezember 2021 auf Dezember 2022 verschoben worden.
Versprochen ist der Neustart für die Bahn bereits seit 2014, als ein Gutachten der 1991 stillgelegten Bahn gute Chancen bescheinigte. Doch der Fahrplan geriet schon wiederholt durcheinander. Zunächst war 2019 für den Start vorgesehen, weil es aber Schwierigkeiten mit Anpassungen an den überregionalen Fahrplan gab, verlegte die BEG den Start um zwei Jahre nach hinten – daran änderten auch Interventionen von Politikern aus dem Landkreis nichts mehr.
Bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft handelt es sich um ein Unternehmen des Freistaats, das den Nahverkehr auf der Schiene plant, mit Steuergeldern finanziert und kontrolliert. Auf der Staudenbahn sollte sie ab dem Winterfahrplanwechsel 2021 wochentags für 20 Zugpaare zwischen Langenneufnach und Augsburg sorgen, am Wochenende waren 19 geplant.
Doch daraus soll nun erst ein Jahr später etwas werden. Begründung laut BEG: Es gibt keine Triebwagen. Wörtlich heißt es: „Die Inbetriebnahme der Augsburger Netze musste in der Tat von Dezember 2021 auf Dezember 2022 verschoben werden. Hintergrund war, dass zwischenzeitlich seitens der Fahr- zeughersteller vorgebracht wurde, dass aufgrund anderer Großausschreibungen, die bereits kurz vor der Vergabe stehen, so viele Fertigungskapazitäten gebunden würden, dass die Bedienung der Augsburger Netze im vorgesehenen Zeitraum unmöglich wäre. Angesichts dieser Umstände war es unumgänglich, die Inbetriebnahme um ein Jahr zu verschieben. Die Angebotsfrist wurde in diesem Zuge auf Mitte September 2018 gelegt, sodass der oder die Betreiber der Augsburger Netze voraussichtlich Ende 2018 feststehen.“
Für Hubert Teichmann, der bis gestern nur gerüchteweise von der Verschiebung gehört hatte, ist das ein schwacher Trost: „Wir schäumen vor Wut“, sagte der Vorkämpfer für die Reaktivierung und Geschäftsführer der Bahnbetriebsgesellschaft Stauden.
Sie soll die 13 Kilometer lange Strecke zwischen Gessertshausen und Langenneufnach ertüchtigen und unterhalten. Aufwand: rund 15 Millionen Euro.
Rechnen sollen sich die Ausgaben über Einnahmen aus der Benutzungsgebühr, welche für die regelmäßig verkehrenden Personenzüge fällig wird.
Wenn diese nun später fahren, hat das womöglich Auswirkungen auf die Gesamtrechnung.
Möglicherweise gibt es aber eine Hintertür – ein neues Versprechen der BEG nämlich. Diese teilte am Dienstag unserer Zeitung mit: „Sollte die Infrastruktur der Staudenbahn bereits vor Dezember 2022 fertiggestellt sein, sehen wir vor, mit den Gewinnern der Ausschreibung Augsburger Netze und den Betreibern Übergangskonzepte abzustimmen, unter welchen Bedingungen die Inbetriebnahme vorgezogen werden könnte.“Nach einem zuverlässigen Fahrplan klingt das allerdings nicht.
Geschäftsführer: „Wir schäumen vor Wut“