„Wundern tut mich nichts mehr“
In Oberottmarshausen gibt es bald zwei Geldautomaten, in der Siedlung ist eine Lösung in Sicht und in Kleinaitingen ist die Entscheidung gefallen. Bürgermeister sind von den neuesten Entwicklungen überrascht bis verärgert
Groß war die Überraschung, als die Raiffeisenbank Bobingen im vergangenen November ankündigte, vier Filialen auf dem Land zu schließen. Noch größer war der Ärger in den betroffenen Kommunen, als sie davon erfuhren. Widerstand formierte sich in Oberottmarshausen, Kleinaitingen, Straßberg und Bobingen-Siedlung, wo es seit 1. Januar 2018 auch keinen Geldautomaten mehr gibt. Monatelang herrschte bei diesem Thema scheinbar Stillstand, doch in den vergangenen Wochen kam Bewegung in die Angelegenheit, es ist gar von einem Bankenkrieg die Rede.
Bürgermeister Gerhard Mößner sagt, dass er von der neuesten Entwicklung total überrascht worden sei. Die Bobinger Raiba habe damals rein sachliche Argumente für die Schließung aufgeführt, beispielsweise die Unwirtschaftlichkeit der Filiale und des Geldautomaten in Oberottmarshausen, die er zur Kenntnis nehmen musste. „Aber wundern tut mich nichts mehr“, sagt er zu der Bankensituation vor Ort. Was ist passiert? Vor einem Monat kündigte die Raiffeisenbank Schwabmünchen an, zwei SB-Pavillons samt Geldautomat und Kontoauszugsdrucker in Oberottmarshausen und Kleinaitingen zu installieren sowie eine persönliche Beratung vor Ort anzubieten. Herbert Jauchmann ist Vorstand der Raiba Schwabmünchen und berichtete von vielen Bürgern aus den betroffenen Lechfeldgemeinden, die auf ihn zugekommen sind und nach einer möglichen Unterstützung fragten. Freude herrschte in den beiden Gemeinden, von dieser Entwicklung wiederum wurde die benachbarte Genossenschaftsbank in Bobingen vollkommen überrascht. Vergangenen Montag verkündete deren Vorstand und Aufsichtsrat, den Geldautomaten in Oberottmarshausen nun doch weiter zu betreiben. In Kürze wird es dort also gar zwei statt der zunächst befürchteten null Geldautomaten geben.
Mößner möchte das ganze Hin und Her nicht bewerten, sondern lieber in die Zukunft blicken. Für ihn stehen die Bürger im Vordergrund und an denen liege es, wie sie die unterschiedlichen Angebote der beiden Raiffeisenbanken annehmen. Konkurrenz belebe bekanntlich das Geschäft, vielleicht bewahrheite sich das auch in Oberottmarshausen.
Die Bobinger Raiba wird aber nicht nur in Oberottmarshausen einen Geldautomaten betreiben, sondern zusammen mit dem Unternehmen Cardpoint die Bargeldversorgung in Bobingen-Siedlung sicherstellen. Derzeit läuft die Suche nach einem geeigneten Standort; eine Abhebung kostet für Raiba-Kunden einen Euro, für alle anderen 4,90 Euro. Bobingens Bürgermeister Bernd Müller zeigte sich von der Entwicklung in der Siedlung nicht überrascht. Die Bobinger RaibaFührung habe ihm am Rande der Vertreterversammlung im Mai signalisiert, eine Automatenlösung in der Siedlung finden zu wollen. Müller sagt, dass er sich eine persönliche Beratung vor Ort „sehr gewünscht“habe. Aus diesem Grund habe er vor Pfingsten mit der Augusta-Raiffeisenbank, die seit Jahren eine Filiale in Bobingen unterhält, Kontakt aufgenommen, um die Möglichkeit einer Filiallösung in der Siedlung/ Straßberg zu thematisieren. „Die Augusta-Raiba hat nach Prüfung allerdings – wenig überraschend – erklärt, keine zusätzlichen Filialen in Bobingen zu eröffnen und auch keinen Automaten westlich der Wertach aufzustellen“, sagt Müller. „Ob ein zusätzliches Automatenangebot unabhängig von den Genossenschaftsbanken in Straßberg möglich erscheint, prüfen wir im Moment noch.“
In Kleinaitingen ist die Entscheidung dagegen gefallen. Dort wird voraussichtlich Mitte September neben dem alten Schulgebäude von der Raiba Schwabmünchen ein SB-Pavillon errichtet, Kunden werden im Rathaus zweimal in der Woche beraten. Eine Rückkehr der Bobinger Raiba sei laut Kleinaitingens Bürgermeister Rupert Fiehl ausgeschlossen: „Der Mietvertrag mit der Raiffeisenbank Bobingen ist aufgelöst.“Er ist glücklich über das Engagement der Schwabmünchner und treibt das Projekt weiter voran. „Unser finanzielles Investment ist null. Wir kümmern uns um die Standorte und die Raiba Schwabmünchen zahlt dafür eine Miete im Rathaus und bei der alten Schule“, sagt Fiehl.
Enttäuscht und zugleich verärgert ist Fiehl über eine Äußerung von Franz Stellinger, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Raiffeisenbank Bobingen. Dieser hat das verringerte Angebot der Banken auf dem Lechfeld mit den dortigen Verwaltungsstrukturen verglichen, als er sagte: Kleinaitingen und Oberottmarshausen böten ihren Bürgern auch nicht mehr alle Dienstleistungen vor Ort, sondern am Sitz der Verwaltungsgemeinschaft in Großaitingen an, so Stellinger, der von 2002 bis 2014 Bürgermeister in Großaitingen war. „Nicht wir wollten das, sondern das hat uns der Gesetzgeber durch die Gebietsreform in den 70er-Jahren vorgegeben“, stellt Fiehl im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Der Rückzug der Bobinger Raiba sei dagegen aus freien Stücken erfolgt.