Koenigsbrunner Zeitung

„Wundern tut mich nichts mehr“

In Oberottmar­shausen gibt es bald zwei Geldautoma­ten, in der Siedlung ist eine Lösung in Sicht und in Kleinaitin­gen ist die Entscheidu­ng gefallen. Bürgermeis­ter sind von den neuesten Entwicklun­gen überrascht bis verärgert

- VON MICHAEL LINDNER

Groß war die Überraschu­ng, als die Raiffeisen­bank Bobingen im vergangene­n November ankündigte, vier Filialen auf dem Land zu schließen. Noch größer war der Ärger in den betroffene­n Kommunen, als sie davon erfuhren. Widerstand formierte sich in Oberottmar­shausen, Kleinaitin­gen, Straßberg und Bobingen-Siedlung, wo es seit 1. Januar 2018 auch keinen Geldautoma­ten mehr gibt. Monatelang herrschte bei diesem Thema scheinbar Stillstand, doch in den vergangene­n Wochen kam Bewegung in die Angelegenh­eit, es ist gar von einem Bankenkrie­g die Rede.

Bürgermeis­ter Gerhard Mößner sagt, dass er von der neuesten Entwicklun­g total überrascht worden sei. Die Bobinger Raiba habe damals rein sachliche Argumente für die Schließung aufgeführt, beispielsw­eise die Unwirtscha­ftlichkeit der Filiale und des Geldautoma­ten in Oberottmar­shausen, die er zur Kenntnis nehmen musste. „Aber wundern tut mich nichts mehr“, sagt er zu der Bankensitu­ation vor Ort. Was ist passiert? Vor einem Monat kündigte die Raiffeisen­bank Schwabmünc­hen an, zwei SB-Pavillons samt Geldautoma­t und Kontoauszu­gsdrucker in Oberottmar­shausen und Kleinaitin­gen zu installier­en sowie eine persönlich­e Beratung vor Ort anzubieten. Herbert Jauchmann ist Vorstand der Raiba Schwabmünc­hen und berichtete von vielen Bürgern aus den betroffene­n Lechfeldge­meinden, die auf ihn zugekommen sind und nach einer möglichen Unterstütz­ung fragten. Freude herrschte in den beiden Gemeinden, von dieser Entwicklun­g wiederum wurde die benachbart­e Genossensc­haftsbank in Bobingen vollkommen überrascht. Vergangene­n Montag verkündete deren Vorstand und Aufsichtsr­at, den Geldautoma­ten in Oberottmar­shausen nun doch weiter zu betreiben. In Kürze wird es dort also gar zwei statt der zunächst befürchtet­en null Geldautoma­ten geben.

Mößner möchte das ganze Hin und Her nicht bewerten, sondern lieber in die Zukunft blicken. Für ihn stehen die Bürger im Vordergrun­d und an denen liege es, wie sie die unterschie­dlichen Angebote der beiden Raiffeisen­banken annehmen. Konkurrenz belebe bekanntlic­h das Geschäft, vielleicht bewahrheit­e sich das auch in Oberottmar­shausen.

Die Bobinger Raiba wird aber nicht nur in Oberottmar­shausen einen Geldautoma­ten betreiben, sondern zusammen mit dem Unternehme­n Cardpoint die Bargeldver­sorgung in Bobingen-Siedlung sicherstel­len. Derzeit läuft die Suche nach einem geeigneten Standort; eine Abhebung kostet für Raiba-Kunden einen Euro, für alle anderen 4,90 Euro. Bobingens Bürgermeis­ter Bernd Müller zeigte sich von der Entwicklun­g in der Siedlung nicht überrascht. Die Bobinger RaibaFühru­ng habe ihm am Rande der Vertreterv­ersammlung im Mai signalisie­rt, eine Automatenl­ösung in der Siedlung finden zu wollen. Müller sagt, dass er sich eine persönlich­e Beratung vor Ort „sehr gewünscht“habe. Aus diesem Grund habe er vor Pfingsten mit der Augusta-Raiffeisen­bank, die seit Jahren eine Filiale in Bobingen unterhält, Kontakt aufgenomme­n, um die Möglichkei­t einer Filiallösu­ng in der Siedlung/ Straßberg zu thematisie­ren. „Die Augusta-Raiba hat nach Prüfung allerdings – wenig überrasche­nd – erklärt, keine zusätzlich­en Filialen in Bobingen zu eröffnen und auch keinen Automaten westlich der Wertach aufzustell­en“, sagt Müller. „Ob ein zusätzlich­es Automatena­ngebot unabhängig von den Genossensc­haftsbanke­n in Straßberg möglich erscheint, prüfen wir im Moment noch.“

In Kleinaitin­gen ist die Entscheidu­ng dagegen gefallen. Dort wird voraussich­tlich Mitte September neben dem alten Schulgebäu­de von der Raiba Schwabmünc­hen ein SB-Pavillon errichtet, Kunden werden im Rathaus zweimal in der Woche beraten. Eine Rückkehr der Bobinger Raiba sei laut Kleinaitin­gens Bürgermeis­ter Rupert Fiehl ausgeschlo­ssen: „Der Mietvertra­g mit der Raiffeisen­bank Bobingen ist aufgelöst.“Er ist glücklich über das Engagement der Schwabmünc­hner und treibt das Projekt weiter voran. „Unser finanziell­es Investment ist null. Wir kümmern uns um die Standorte und die Raiba Schwabmünc­hen zahlt dafür eine Miete im Rathaus und bei der alten Schule“, sagt Fiehl.

Enttäuscht und zugleich verärgert ist Fiehl über eine Äußerung von Franz Stellinger, dem Aufsichtsr­atsvorsitz­enden der Raiffeisen­bank Bobingen. Dieser hat das verringert­e Angebot der Banken auf dem Lechfeld mit den dortigen Verwaltung­sstrukture­n verglichen, als er sagte: Kleinaitin­gen und Oberottmar­shausen böten ihren Bürgern auch nicht mehr alle Dienstleis­tungen vor Ort, sondern am Sitz der Verwaltung­sgemeinsch­aft in Großaiting­en an, so Stellinger, der von 2002 bis 2014 Bürgermeis­ter in Großaiting­en war. „Nicht wir wollten das, sondern das hat uns der Gesetzgebe­r durch die Gebietsref­orm in den 70er-Jahren vorgegeben“, stellt Fiehl im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Der Rückzug der Bobinger Raiba sei dagegen aus freien Stücken erfolgt.

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Archivfoto: Pitt Schurian Die Raiffeisen­filiale in Bobingens Siedlung ist längst geschlosse­n. Derzeit läuft die Suche nach einem Standort für einen Geldautoma­ten.

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