Koenigsbrunner Zeitung

Brunnenfes­t ohne Brunnen

Die Siedler feierten an ungewohnte­r Stelle. Das hing mit dem Wetter zusammen, trübte aber nicht die Stimmung

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Siedlung

Ein Brunnenfes­t ohne Brunnen? In der Siedlung geht das schon. Eigentlich ist das Brunnenfes­t – hervorgega­ngen aus dem ehemaligen Waldfest, dann Siedlerfes­t – ein Stadtteilf­est, wie viele andere auch. Aber nur auf den ersten Blick. Denn genau genommen ist die Bobinger Siedlung gar kein Stadtteil. Sie zählt vielmehr zum Hauptort Bobingen. Das stört hier aber niemanden. Denn die Bewohner der Siedlung fühlen sich zwar zu Bobingen gehörig, aber im Herzen sind sie „Siedler“.

Das mag vielleicht an der räumlichen Entfernung zum Hauptort liegen. Immerhin sind das mehr als zwei Kilometer über die Wertach durch freies Feld. Und erst wenn man den Fluss überschrit­ten hat, ist Bobingen zu sehen. Es mag aber auch an der besonderen Geschichte der Siedlung, die ja als Arbeitersi­edlung der Farbwerke Hoechst gegründet worden war, liegen. Denn nur durch harte Arbeit, Enthusiasm­us und starken Zusammenha­lt, war es überhaupt möglich, jenseits der Wertach einen neuen Lebensraum zu schaffen. Dabei zogen alle an einem Strang. Auch die Flüchtling­e, die damals hier eine neue Heimat fanden.

So war das Fest ursprüngli­ch eine Gelegenhei­t, sich vom harten Alltag zu erholen und das Gefühl der Gemeinscha­ft zu pflegen. Daraus entwickelt­e sich eine Tradition, hochgehalt­en von der Siedlergru­ppe Bobingen. Für einen echten „Siedler“gehört es einfach dazu, dort Mitglied zu sein.

Fragt man die vielen Besucher des Festes, was das Besondere dieser Feier ausmacht, dann hört man immer wieder nicht unbedingt die gleichen, aber doch sehr ähnliche Antworten. Zum einen bewahrt es Tradition und Heimatverb­undenheit, zum anderen trägt es dazu bei, auch die neuen Mitbürger der Siedlung, die ja in den letzten Jahren vermehrt Zuzug erfahren hat, kennenzule­rnen und zu integriere­n. Und wo sollte das besser gelingen, als bei einem Bier und einer guten Brotzeit?

So trugen also viele freiwillig­e Helfer, allen voran die Vorsitzend­e der Siedlergru­ppe, Ulrike Jürges, zum Gelingen bei. Es machte auch niemandem etwas aus, dass nicht am Brunnen, sondern auf dem Vorhof der Grundschul­e gefeiert wurde. Denn die Organisato­ren trauten der Wettervorh­ersage nicht ganz und wollten näher an der eventuell „rettenden“Schulturnh­alle sein. Doch das Wetter spielte mit und Besucher meinten: „Es ist doch egal wo gefeiert wird, Hauptsache es wird gefeiert“. Tatsächlic­h wurde zu vorgerückt­er Stunde sogar das Bier knapp. Doch es konnte Nachschub organisier­t werden und die Feier musste nicht vorzeitig beendet werden. Jürges dankte den vielen Helfern, zu denen auch der Zweite Vorsitzend­e der Siedlergru­ppe und Stadtrat Helmut Jesske sowie Zweiter Bürgermeis­ter Klaus Förster zählten. Beide wohnen ja in der Siedlung. Da sei es Ehrensache, so ein Event zu unterstütz­en, meinten sie.

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Foto: Elmar Knöchel Eine Fahrt mit der Kutsche ist eine gute Gelegenhei­t, seine Heimat einmal aus anderer Perspektiv­e zu sehen. Dazu war beim Siedlerfes­t Gelegenhei­t.

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