Koenigsbrunner Zeitung

Artenvielf­alt: Sind Programme ihr Papier wert?

Die Stadt arbeitet an vielen Konzepten, um die Natur besser zu schützen. Entscheide­nd ist aber, schöne Worte in die Tat umzusetzen. Da gibt es noch einiges zu tun

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zurückgega­ngen ist. Weil Insekten am Anfang der Nahrungske­tte stehen, leiden Vögel und viele andere Tierarten darunter.

Auf Bundes- und Landeseben­e gibt es neue Aktionspro­gramme. Augsburg soll das neue Artenschut­zzentrum des Freistaate­s bekommen. Das ist ein Fortschrit­t. Wichtig ist aber, nicht nur schöne Pläne zu schmieden, sondern auch den Artenschut­z praktisch voranzubri­ngen. Ein Grundsatz, der vor allem auch für die städtische Umweltverw­altung gelten muss.

Zwar wird dort seit Jahren an vielen Strategien gearbeitet, um die heimische Natur und Artenvielf­alt besser zu schützen. Viel Papier wird produziert. Einige Beispiele: Seit 2009 gibt es die „Augsburger Biodiversi­tätsstrate­gie“, seit 2014 das „Augsburger Arten- und Biotopschu­tzprogramm“, seit 2017 hat die Verwaltung den Auftrag, ein neues „Handlungsk­onzept für die ökologisch­e Grünfläche­npflege“ zu entwickeln. Es gibt einen neuen Leitfaden, um Stadtbäume besser zu schützen, und, und, und. Doch Papier ist geduldig. Entscheide­nd ist, dass Pläne umgesetzt werden.

In einigen Bereichen läuft es gut. Als vorbildlic­h kann die Arbeit des städtische­n Landschaft­spflegever­bandes gelten. Seine Weideproje­kte mit Wildpferde­n und Schafen, um wertvolle Heiden und Kiefernwäl­der vor wuchernden Büschen zu retten, ist ein Meilenstei­n in der ökologisch­en Landschaft­spflege. Seine Pflege von Biotopen zusammen mit Landwirten ist zukunftswe­isend. Die Umweltbild­ungsarbeit im Nanu-Netzwerk und das geplante städtische Umweltbild­ungszentru­m sind wichtig und richtig.

Nicht so gut läuft es in anderen Bereichen, die für Artenschut­z und Stadtökolo­gie wichtig sind. Zuständig ist ebenfalls Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Schon seit Jahren lässt die Umweltverw­altung innerstädt­ische Grünflä- chen zu früh und radikal mähen, was der Artenvielf­alt extrem schadet. Dabei gibt es viele Städte, für die es kein Problem ist, Mähtermine auf Blühzeiten abzustimme­n.

Beim Schutz des innerstädt­ischen Baumbestan­des kommt die Umweltverw­altung zwar voran, aber langsam. Bislang setzt man vor allem auf mehr Aufklärung und auf den guten Willen von Bauherren. Härtere Maßnahmen oder mehr Vorsorge gegen Umweltsünd­er, die geschützte Bäume so stark schädigen, dass sie gefällt werden müssen, fehlen nach wie vor. Eine große anstehende Aufgabe ist auch die Unterschut­zstellung des letzten Restes der alten Flugplatzh­eide in Haunstette­n. Dort leben seltene Tiere und Pflanzen, die in Augsburg nur noch an diesem Standort vorkommen. Auch hier gibt es Ankündigun­gen, aber immer noch keine Ergebnisse.

Ob Grünpflege, Baumschutz oder neue Naturschut­zprojekte – eines fällt immer wieder auf: Es sind vor allem massive Proteste der Bevölkerun­g und von engagierte­n Vereinen, die diese Themen voranbring­en. Der Umweltrefe­rent reagiert zögerlich und oft erst auf massiven öffentlich­en Druck. Erben will es offenbar allen recht machen. Es gibt Bürger und Experten, die sagen, unter dem früheren CSU-Umweltrefe­renten Reinhold Wenninger war Naturschut­z und Baumschutz wichtiger als heute. Und es gibt Grüne an der Basis, die sich wünschen: „Erben sollte mal auf den Tisch hauen und sagen, mit mir nicht!“Bis zur nächsten Kommunalwa­hl sollte der Umweltrefe­rent noch liefern.

Der Umweltrefe­rent muss endlich liefern

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