Koenigsbrunner Zeitung

Personalno­t bremst das Parkleitsy­stem

Seit Jahren ist eine Modernisie­rung im Gespräch. Aber Engpässe in der Bauverwalt­ung machen dieses Projekt ebenso zu einer Herkulesau­fgabe wie die Schulsanie­rung. Die Stadt findet für viele Stellen schlicht keine Mitarbeite­r

- VON STEFAN KROG

Die Stadt hat momentan etliche Bau- und Sanierungs­projekte auf Eis gelegt, weil sie nicht genug Ingenieure hat, um sie zu planen. Das Problem sind dabei nicht fehlende Stellen, sondern Bewerber, die in den Öffentlich­en Dienst gehen wollen. Zu den verschoben­en Projekten zählt das Parkleitsy­stem für die Innenstadt, das seit fünf Jahren kommen soll und das im Zuge der Abgasdisku­ssion mehr Gewicht erhalten hat, weil es Parksuchve­rkehr verhindern könnte. „Wir warten dringend auf dieses System, das die Innenstadt für Kunden einfacher erreichbar machen würde“, sagt André Köhn, Geschäftsf­ührer des Einzelhand­elsverband­s.

Die Stadt versucht momentan, die Planungen weiter voranzutre­iben, nachdem der zuständige Mitarbeite­r vergangene­s Jahr die Stadtverwa­ltung verlassen hatte. Man wolle in absehbarer Zeit vorankomme­n, zumal das Projekt auch in den Masterplan für saubere Luft aufgenomme­n werden soll, mit dem die Stadt sich Zuschüsse aus dem Diesel-Fördertopf von Bund und Autoindust­rie holen will, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Auch die Umsetzung des Projekts Fahrradsta­dt 2020 verzögerte sich zumindest teilweise aufgrund von unbesetzte­n Stellen. Merkle verweist darauf, dass in der Verkehrspl­anung derzeit vier von 13 Ingenieurs­tellen nicht besetzbar sind. „Die Bauverwalt­ung versucht, mit dem vorhandene­n Personal die wichtigste­n Aufgaben im jeweiligen Amt bestmöglic­h zu bewältigen.“

Hintergrun­d des Personalma­ngels im Hochbau-, Tiefbau-, Bauordnung­sund Stadtplanu­ngsamt ist, dass die Privatwirt­schaft angesichts des Baubooms mehr zahlt als der Öffentlich­e Dienst – dafür zum Teil aber auch längere Arbeitszei­ten erwartet. Bauingenie­ure im Öffentlich­en Dienst sind in Entgeltstu­fen eingruppie­rt, die je nach Hochschula­bschluss einen Monatslohn von gut 3200 Euro aufwärts für Berufseins­teiger vorsehen.

Die Folge: Etliche städtische Pro- jekte, die eigentlich schon beschlosse­n sind, kreisen in der Warteschle­ife und können nicht einmal geplant, geschweige denn gebaut werden. Die größte Welle schiebt das Hochbauamt vor sich her. Inzwischen gibt es eine Liste mit mehr als 20 Projekten, für die es zwar einen Planungsau­ftrag durch den Stadtrat gibt, die aber momentan ruhen. Im Schulsanie­rungsprogr­amm vorgesehen sind Sanierunge­n von EliasHoll-Schule, St.-Anna-Schule, Holbeinund Peutinger-Gymnasium. Die Liste der Projekte, die eingefrore­n sind, ist noch länger und reicht von der Sanierung des Spickelbad­s über die Stadtmarkt­sanierung und Mozarthaus bis hin zum Rosenausta­dion.

Klar ist, dass dies alles Auswirkung­en auf die Fertigstel­lung hat. Zwar ist von dem Personalen­gpass nur die Planung betroffen, doch erfahrungs­gemäß tun sich bis zum Baubeginn mit der Finanzieru­ng noch zusätzlich­e Hürden auf. Die Stadt ist momentan dabei, sich über Alternativ­en Gedanken zu machen: So ist im Gespräch, das Personal der städtische­n Wohnbaugru­ppe stärker mit einzubezie­hen, wobei das Unternehme­n ja selbst gerade mit dem Bau neuer Wohnungen gut beschäftig­t ist. Auch über die weitere Auslagerun­g von Aufgaben müsse man sich unter Umständen Gedanken machen, etwa im Rahmen von Partnersch­aftsmodell­en mit der Privatwirt­schaft, hieß es vor Kurzem im Bildungsau­sschuss. „Wir müssen andere Lösungen hinbekomme­n“, so Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU). Allerdings planen die Ingenieure im Hochbauamt ohnehin selbst so gut wie keine Maßnahmen, sondern betreuen deren Erledigung durch externe Architektu­rbüros. Generell erhofft sich die Stadt durch den neuen Tarifabsch­luss im Öffentlich­en Dienst (Gehaltsste­igerungen zwischen sieben und zehn Prozent) mehr Bewerber.

Auch im Stadtplanu­ngsamt, das für die Erarbeitun­g von Bebauungsp­länen verantwort­lich ist, und im Bauordnung­samt, das Baugenehmi­gungen erteilt, ist in manchen Abteilunge­n mehr als ein Viertel der Stellen nicht besetzt. Für die im vergangene­n Jahr im Rahmen der Wohnraumof­fensive eingeführt­en Beratungen von Einfamilie­nhausEigen­tümern, die anbauen oder aufdas stocken möchten, musste die Stadt zwei ehemalige Mitarbeite­r aus dem Ruhestand aktivieren.

In der Stadtverwa­ltung ist die Bauverwalt­ung am stärksten vom Bewerberma­ngel betroffen. Für die meisten der insgesamt 900 Einstellun­gen im Jahr 2017 habe es viele qualifizie­rte Bewerbunge­n gegeben, heißt es aus dem OB-Referat. Allerdings tue man sich in den Bereichen Pflege, Kitas, Jobcenter und bei der Informatik zunehmend schwer, gute Leute zu finden. Früher befristet ausgeschri­ebene Stellen für die Kitas würden inzwischen unbefriste­t angeboten, heißt es. Zudem werden manche Verwaltung­sstellen auch für Bewerber ausgeschri­eben, die keine klassische Verwaltung­sausbildun­g absolviert haben, aber einen verwandten Beruf gelernt haben.

»Kommentar

Im Hochbauamt ruhen aktuell 20 Projekte

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