Was E Bikes so faszinierend macht
Immer mehr Menschen sind auf Rädern mit Elektromotor unterwegs. Doch der Boom hat auch seine Schattenseiten
Landkreis Augsburg Immer mehr Menschen sind auf ihren Fahrrädern mit einem Elektromotor unterwegs. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband wurden 2017 720000 E-Bikes verkauft – das sind fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Der Verband sieht in der großen Auswahl bei den Modellen einen Grund für den E-Bike-Boom. Es gibt Trekkingräder, Mountainbikes, Lastenräder, Rennräder und sogar Falträder mit Elektromotor, sodass für jeden etwas dabei sein sollte.
Armin Falkenhein aus Bobingen, langjähriger Landesvorsitzender und jetzt Ehrenvorsitzender des ADFC Bayern, nennt noch weitere Gründe, warum die E-Bikes immer beliebter werden: „Es macht im Alltag einfach Spaß, mit eingebautem Rückenwind zu fahren. Gerade bei uns im bergigen Staudengebiet ist das sehr praktisch.“Vor allem Menschen, die älter oder nicht mehr so fit sind, könnten mit einem E-Bike Routen fahren, die ihnen sonst zu anstrengend sind. „Oder mal öfter mit dem Rad in die Arbeit fahren, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu kommen“, ergänzt Falkenhein, der selber häufig die 13 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle mit dem E-Bike zurücklegt.
Er sieht den E-Bike-Boom „absolut positiv. Die Menschen verzichten häufiger auf ihr Auto, sind in der Natur unterwegs und schonen die Umwelt.“E-Bikes seien ideal, um mehr Leute aufs Fahrrad zu kriegen.
Schätzungen gehen davon aus, dass die E-Bike-Nachfrage noch weiter steigen wird. Ist unsere Region denn überhaupt dafür gewappnet? Ja, sagt Armin Falkenhain: „Der Großteil der Fahrradwege ist auch für Geschwindigkeiten von 25 Stundenkilometern, mit denen die meisten E-Bikes unterwegs sind, gut gerüstet.“Anders sähe es in Ballungszentren wie Augsburg aus: „Hier hat man mit dem E-Bike oft Probleme.“In Städten wie Schwabmünchen oder Bobingen kämen Radler mit Elektromotor aber in der Regel klar.
Er ärgert sich eher über die Abstellmöglichkeiten für Radfahrer. „Am Bahnhof in Oberottmarshausen gibt es noch Hochständer, die wahrscheinlich aus den 50er-Jahren stammen. Versuchen Sie da mal, ein E-Bike reinzuschieben. Und dann kann man die Bikes nicht gescheit anschließen und damit gegen Diebstahl schützen, was bei den teuren Rädern besonders ärgerlich ist.“
Ein idealer Radständer sollte seiner Meinung nach so konstruiert sein, dass man das Vorderrad gut einführen kann und es, ohne sich groß zu bücken, mit dem Rahmen an dem Radständer ansperren kann. Auch sollten die Räder einen ausreichenden Abstand voneinander haben. Als positives Beispiel nennt er die Radständer am Bobinger Bahnhof.
Doch bei all der Freude über mehr Radler durch E-Bikes hat der Boom seine Schattenseiten. „In den letzten sechs Jahren hat sich die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Pedelecs im Landkreis Augsburgs von fünf auf 15 verdreifacht“, sagt Siegfried Hartmann von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Pedelecs sind die Fahrräder mit Elektromotor, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 25 Stundenkilometern unterwegs sind. Über 90 Prozent der E-BikeFahrer nutzen diese Variante – auch, weil man dafür keinen eigenen Führerschein braucht. In Schwaben und dem gesamten Bundesgebiet ist die Zahl der Unfälle mit E-Bikes ebenfalls deutlich gestiegen. Die Polizei hat Tipps für Pedelec-Fahrer zusammengestellt (siehe Infokasten).
Der ADFC will in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht mehr Kurse für Menschen anbieten, die lange nicht mehr Rad gefahren sind und sich nun ein E-Bike zugelegt haben. Armin Falkenhein: „Wer schon länger radelt und Übung hat, der hat in der Regel auch keine Probleme mit einem E-Bike. Wer aber lange nicht geradelt ist, der sollte so einen Kurs machen.“