Wissenswertes rund ums Thema Wald
Eine Begehung der Naturfreunde in Klosterlechfeld mit Revierförster Michael Lang bringt so manche Überraschung ans Licht. Was es mit der „Gesundheitspolizei“auf sich hat
Klosterlechfeld Mit verbundenen Augen fühlen und ertasten die Teilnehmer die Beschaffenheit des Bodens und der Bäume, dabei werden sie von ihren Begleitern geführt. Die Baumarten haben verschiedene Strukturen zum Schutz gegen Sonneneinstrahlung und Witterung. Die Birke schützt sich durch ihre weiße Rinde, die Fichte bildet durch Fotosynthese mehr Zucker zum Schutz ihrer Haut, „denn Typ und Klima beeinflussen den Rindenwuchs“, erklärt der zuständige Revierförster Michael Lang vom Landsberger Forstamt bei einer Waldbegehung auf dem Lechfeld.
Zur Vertiefung ihres Wissens über Wald und Natur haben die Naturfreunde Lang zu einer Waldbegehung eingeladen. An einem Huflattich zeigt er, dass alle Formen in der Natur ihren Sinn haben, so leiten Blätter und Stängel das Regenwasser direkt in die Wurzel ab. Schon nach wenigen Schritten wird eine andere wichtige Funktion des Walds spürbar. Kaum taucht die Wandergruppe von der sonnendurchfluteten Lichtung in den Wald ein, wird es angenehm kühler. „Der Wald sorgt für Klimaausgleich und ist ein großer Wasserspeicher, deshalb fühlen sich Menschen in ihm wohl und suchen Erholung“, sagt Lang und erklärt die unterschiedlichen Baumarten mit einem Blätter-Memory. Er breitet verschiedene Blätter auf einem Baumstumpf aus und fordert die Gruppe auf, die identischen Blätter in der Umgebung zu suchen. Dabei sind die Kinder flotter als die Erwachsenen und bringen Blätter von Buchen, Wildrosen, Zitterpappeln, Linden, Ahorn, Weißdorn und Ebereschen herbei. Lang erklärt anhand der Blätter, dass Laubbäume eine höhere Verdunstungswirkung haben und Nadelbäume mehr Kohlenstoffdioxid binden.
Das Nadelholz wird vermehrt als Nutzholz für Bauten und Möbel verwendet. Die Wildrose sei besonders für die Insekten lebensnotwendig, und die Eberesche biete den Vögeln mit ihren Beeren Nahrung. Die verschiedenen Moosarten gehören zu den ältesten Pflanzen des vom Eiszeitgletscher hinterlassenen kalksteinhaltigen Bodens. Genau diesen Boden benötige die seltene Türkenbundlilie, die am steilen Abhang der Lechleite zu bestaunen ist. Diese Pflanze sei für die Insekten genauso wichtig wie die Ameisen für die Bienen.
An einem großen Ameisenhaufen erklärt der Imker Siegfried Welzmiller die Bedeutung der Ameisen als „Gesundheitspolizei“für den Waldhonig, denn sie fressen Läuse und andere Schädlinge. Der fruchtige Duft von Douglasien steigt den Naturfreunden an der nächsten Waldlichtung entgegen. „Douglasien werden als Ersatz für vom Borkenkäfer reduzierte Fichten gepflanzt, weil sie weniger von Rehen verbissen werden, die diesen Duft nicht so gerne mögen“, erläutert Michael Lang, warnt aber vor neuen Monokulturen. „Ein gesunder und leistungsstarker Mischwald und die verträgliche Reduzierung des Wildbestandes durch die Jagd ist die beste Voraussetzung für eine nachhaltige Waldwirtschaft, an der auch die nächsten Generationen ihren Nutzen und ihre Freude haben“, plädiert er für eine nachhaltige Pflanzung und Pflege.
Lang erklärte den 25 Teilnehmern beim Start am Oskar-WeinertHaus, wofür er als staatlicher Förster zuständig ist. Sein Revier erstreckt sich von Fuchstal im Süden bis nach Scheuring. Er stellt klar, dass es bei uns wenig überraschend keine Urwälder mehr gibt: „Jeder Wald gehört jemandem und ist von menschlicher Kultur beeinflusst. Es gibt Staats- oder Gemeindewälder und solche, die im Privatbesitz sind.“Die Betriebsausführung der Staatsforsten ist genauso die Aufgabe des Försters, wie die Einhaltung des Waldgesetzes als „Waldpolizei“. Für die privaten Waldbesitzer stehe er als Berater für Anpflanzung, Schädlingsbekämpfung und sinnvolle Nutzung zur Verfügung, erklärt der studierte Forstingenieur.