Koenigsbrunner Zeitung

Kultfigur und Familienme­nsch

Mit Musicals wurde er vor 40 Jahren zum Star: John Travolta spricht über seine Karriere und seine Lebenseins­tellungen, Bond und Tarantino

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Der Musical-Klassiker „Grease“ist jetzt 40 Jahre alt. Können Sie die Songs noch hören?

John Travolta: Nicht nur hören, sondern auch noch singen. Wahrschein­lich würden mir so spontan nicht mehr alle Textzeilen einfallen. Aber die Melodien werde ich nie vergessen.

Und wie sieht es aus mit den Tanzschrit­ten?

Travolta: Die sowieso nicht. Mit Bewegungen und Choreograf­ien ist es viel einfacher, sie in Erinnerung zu behalten als mit Worten. Der Körper hat ohne Frage ein besseres Gedächtnis als das Gehirn!

Ihr Talent auf der Tanzfläche ist ja auch beträchtli­ch. Das ist auf Partys doch sicherlich immer von Vorteil gewesen, oder?

Travolta: Im Gegenteil! Wenn die ganze Welt dich als begnadeten Tänzer kennt, lässt du es privat am liebsten ganz bleiben. Weil es eben nichts Ungezwunge­nes und Lockeres hat, wenn alle gucken und Erwartunge­n haben. Ich erinnere mich noch gut an eine Party vor vielen Jahren, bei der mir plötzlich auffiel, dass Prince und ich die Einzigen waren, die nur am Rand der Tanzfläche öde vor sich hin wippten, statt sich mittendrin zu verausgabe­n. Traurig, nicht wahr? Ausgerechn­et die beiden, die eine echte Show abziehen könnten, taten es nicht. Aber so war es immer. Ich habe mir das Tanzen lieber für meine Filme aufgehoben, ob nun „Saturday Night Fever“und „Grease“oder später „Pulp Fiction“und „Hairspray“.

Ende der Siebziger wurden Sie sehr schnell zum Star und Sexsymbol. Haben Sie der Ruhm und die plötzliche Aufmerksam­keit je überforder­t? Travolta: Nicht wirklich, denn der Erfolg kam nicht über Nacht. Bevor 1977 „Saturday Night Fever“in die Kinos kam, hatte ich schon etliche Jahre als Schauspiel­er gearbeitet. Und war durch die Serie „Welcome back, Kotter“auch schon ein bisschen bekannt. Ich war also schon daran gewöhnt, auf der Straße erkannt zu werden. Natürlich war der ganze Rummel plötzlich eine ganze Spur größer, aber ich war vorbereite­t, ihm mit einer gewissen Portion Skepsis zu begegnen. Außerdem war mein Lebensstil schon damals sehr zurückgezo­gen. Sobald ich es mir erlauben konnte, zog ich weg aus Los Angeles, erst in eine ruhige Ecke von Santa Barbara, dann nach Carmel und später Florida. Ich habe mich immer mehr für Ruhe als fürs Rampenlich­t interessie­rt.

Viele Ihrer Filme sind nicht nur Klassiker geworden, sondern auch auf ikonische Weise sehr amerikanis­ch. Fast könnte man meinen, Sie seien in gewisser Weise – neben Tom Cruise – der amerikanis­chste aller Schauspiel­er… Travolta: Oh, interessan­t. Dabei empfinde ich mich selbst eher als Weltenbürg­er denn als Amerikaner. Es gibt keinen Kontinent, auf dem ich mich nicht zu Hause fühle. Aber tatsächlic­h spüre ich den Amerikaner in mir immer am deutlichst­en, wenn ich Figuren spiele, die fast exemplaris­ch amerikanis­ch sind: Danny in „Grease“, der Militär-Offizier in „Wehrlos – Die Tochter des Generals“, der Cowboy in „Urban Cowboy“. Diese Figuren bringen den Amerikaner in mir besonders deutlich zum Vorschein.

Ihre Karriere war, was den Erfolg angeht, immer wieder enormen Schwankung­en unterworfe­n. Ein paar Jahre nach dem großen Durchbruch wurde zum Beispiel „Blow Out“von Brian de Palma zu einem großen Flop. Machen Sie den Film für Ihre Flaute in den Achtzigerj­ahren verantwort­lich? Travolta: So denke ich nicht. Aber tatsächlic­h waren schon damals einige Leute skeptisch, dass ich diesen Film mit de Palma drehe. Ich weiß noch, dass Warren Beatty mich verwundert fragte, ob ich mir das nach „Saturday Night Fever“, „Grease“und „Urban Cowboy“gut überlegt habe. Doch ich fand das Drehbuch einfach spannend. Und habe auch nie bereut, ihn gedreht zu haben. Im Gegenteil. „Blow Out“war später der Grund dafür, dass Quentin Tarantino mich in „Pulp Fiction“besetzte, weil er so ein großer Fan des Films ist. Seine Karriere

Viele große Stars Ihres Kalibers und aus Ihrer Generation übernehmen dieser Tage Nebenrolle­n in Superhelde­nFilmen und anderen großen Blockbuste­rn, häufig als Bösewicht. Reizt Sie so etwas gar nicht?

Travolta: Gegen Bösewichte habe ich nichts, aber diese Comic-Verfilmung­en sind nicht wirklich mein Ding.

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Fotos: dpa, afp Es sind ja nicht nur „Saturday Night Fever“(1977) und „Grease“(1978), „Pulp Fiction“(1994) und „Schnappt Shorty“(1995). Der heute 64 jährige John Travolta, halb irischer, halb italienisc­her Abstammung, ist auch für Albernes wie „Kuck mal, wer da...

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