Koenigsbrunner Zeitung

Was sonst noch im Masterplan steht

Warum das Konzept am Ende aus ganz anderen Gründen scheitern könnte

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Augsburg

Im epischen Ringen um die Flüchtling­spolitik und die Zukunft der Union fällt ein Satz verdächtig häufig: Von den 63 Maßnahmen, die Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) in seinem „Masterplan Migration“vorstellen wolle, seien 62 völlig unstrittig – nur eben besagte Zurückweis­ung an der Grenze bleibe umstritten.

Die Kanzlerin selbst soll diesen Satz zu Seehofer gesagt haben. Und innerhalb der CSU gilt er ohnehin fast als Evangelium – weil er auch impliziert: Wenn die Christsozi­alen sich noch in der Grenzfrage durchsetze­n, kann der Masterplan sofort und vollständi­g in Kraft treten. Dabei weiß noch immer niemand genau, was in dem Plan alles steckt. Bis auf Angela Merkel und wenige andere Top-Entscheide­r in Berlin hat den Maßnahmene­ntwurf noch niemand gesehen, schon gar nicht die Vertreter des Bundestags. Also wird viel im Konjunktiv spekuliert. Folgendes ist aber zu erfahren: Der „Masterplan Migration“trägt, wenig überrasche­nd, eine ganz klare CSU-Handschrif­t. Minister Seehofer hat daran in den vergangene­n Wochen und Monaten immer wieder auch eigenhändi­g geschriebe­n. Er ließ sich als Anregung unter anderem eine Übersicht der CSU-Beschlüsse für eine schärfere Asylpoliti­k kommen. Verschiede­ne Anregungen daraus sollen in seinen Plan eingefloss­en sein – etwa die umstritten­en „Ankerzentr­en“oder auch eine komplette Umgestaltu­ng des in die Schlagzeil­en geratenen „Bundesamts für Migration und Flüchtling­e“(Bamf), dessen Präsidenti­n Jutta Cordt Seehofer gerade abgesetzt hat. Das Amt könnte sogar einen neuen Namen erhalten, heißt es aus CSU-Kreisen.

Besonders pikant aber sind zwei weitere Maßnahmen, die in dem Plan dem Vernehmen nach enthalten sein werden: die Maßgabe, künftig Geldleistu­ngen an Flüchtling­e stark einzuschrä­nken und so weit wie möglich auf Sachleistu­ngen umzustelle­n – sowie den Zeitraum von 15 auf 36 Monate zu verlängern, in dem Asylbewerb­er nur einen Grundbedar­f erstattet bekommen, bevor sie Leistungen auf dem Niveau der Sozialhilf­e erhalten.

Beides ist vielleicht nicht bei der Kanzlerin, aber doch bei der SPD hoch umstritten – die, man vergisst es in diesen Tagen leicht, ja auch noch Partner in der Großen Koalition ist. So sprach die SPD im Januar, als Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder ähnliche Pläne vorgestell­t hatte, noch von „Schikanen“gegen Flüchtling­e. Der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, sah dadurch sogar deren Integratio­n nachhaltig gestört.

Würde die SPD das jetzt widerstand­slos mittragen? Immerhin: In einem Punkt hat Seehofer offenbar ein Zugeständn­is gemacht. Sein „Masterplan“soll mit einer Art Präambel beginnen, in der allgemein über die Ziele der Flüchtling­spolitik gesprochen wird, etwa dass nicht Schlepper darüber entscheide­n dürften, wer zu uns kommt. Und erst ganz am Ende, im vierten Teil, finden sich die avisierten nationalen Maßnahmen. Man wisse, dass jeder erst auf die nationale Ebene schaue, aber man wolle den größeren Bogen schlagen, heißt es aus CSU-Kreisen.

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