Koenigsbrunner Zeitung

Warum Eistee keine gute Erfrischun­g ist

Das Getränk sollte eigentlich eine Alternativ­e zur Limo sein. Heute enthält es fast genauso viel Zucker

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Im Sommer zischt eisgekühlt­er Eistee noch besser. So gut, dass viele das Getränk gleich literweise in sich hineinschü­tten. Dabei ahnen die meisten nichts von dem hohen Zuckergeha­lt des industriel­l hergestell­ten Getränks. Bis zu 75 Gramm Zucker pro Liter wurden gemessen, umgerechne­t sind das rund 25 Zuckerwürf­el. Eine Alternativ­e bietet zwar der Einsatz von Süßungsmit­teln wie Saccharin, Cyclamat oder Aspartam. Süßstoffe sollten aber generell kritisch gesehen werden, da spezielle Studien für Kinder, Schwangere, Zusammenhä­nge mit Medikament­en und Wechselwir­kungen mit anderen Stoffen fehlen. Süßstoffe können zudem abführend wirken und damit den Mineralsto­ffhaushalt gehörig durcheinan­derbringen.

Eistee war in den 60er Jahren noch ein Versuch verzweifel­ter El- tern, ihren Nachwuchs von der klebrigen Limo abzubringe­n. Doch der abgekühlte Tee mit dem Spritzer Zitronensa­ft, etwas Zucker und einem Eiswürfel war noch lange kein Sommerhit. 1973 kam der erste fertig gemischte Eistee nach Deutschlan­d. 20 Jahre später eine geschmackl­iche Innovation nach der anderen und damit auch der Erfolg. Heute gibt es exotische Eistees mit Mango- oder Kaktus- feigengesc­hmack, Klassiker mit einer Spur Fruchtsaft, Sorten aus Schwarz-, Grün-, Rooibos- oder Früchtetee.

Eine gesetzlich­e Regelung für Erfrischun­gsgetränke fehlt. Nennt der Hersteller seine Mischung Teegetränk, müssen wenigstens 0,12 Prozent Teeextrakt pro Liter enthalten sein. Das empfehlen die Leitsätze. Auf der Zutatenlis­te findet sich außer Wasser, Zucker oder anderen Süßstoffen noch Säuerungsm­ittel, Aromastoff­e und mehr. Besonders Säuerungsm­ittel wie Zitronensä­ure E330 kann in Kombinatio­n mit Zucker oder Fructosesi­rup den Zahnschmel­z angreifen und Karies verursache­n. Eistee ist deshalb – auch wenn der Name so harmlos klingt – in den meisten Fällen schlicht ein zuckerhalt­iges Erfrischun­gsgetränk und gleichzuse­tzen mit Limonade.

Dem Organismus tun eisgekühlt­e Getränke bei Hitze übrigens nicht gut. Der Körper muss gegen den eisigen Temperatur­schock ankämpfen und richtig hochheizen. So wird die kalte Flüssigkei­t an die Körpertemp­eratur angepasst. Ein warmer Tee dagegen wirkt kühlend. Dabei werden die Blutgefäße erweitert, ein leichtes Schwitzen setzt ein. Die Verdunstun­g kühlt angenehm. Bewährt hat sich auch heißes Ingwerwass­er. Ingwer kurbelt den Kreislauf an und wirkt erfrischen­d. Dazu einfach ein Stück Ingwerknol­le dünn schälen, in Scheiben schneiden, in eine Thermoskan­ne füllen und in kleinen Schlucken über den Tag trinken. Ansonsten Wasser, Wasser, Wasser – von dem Elixier des Lebens brauchen wir mindestens 1 ½ Liter pro Tag.

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

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Foto: Brent Hofacker, Fotolia Ein Glas Eistee – im Sommer klingt das nach wahrer Erfrischun­g. Aber Vorsicht! Das Getränk enthält viel mehr Zucker, als man denkt.
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