Koenigsbrunner Zeitung

Kostbarkei­ten am Ufer des Bodensees

Strandling oder Ufer-Hahnenfuß: Bedrohte Pflanzenar­ten werden wieder angesiedel­t

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Überlingen/Lindau

Eine lange Vorbereitu­ngszeit war nötig, um den schützensw­erten „Strandrase­n“zurück an den Bodensee zu holen. Fast zwei Jahre lang züchteten, pflegten und hegten Biologen der Arbeitsgru­ppe Bodenseeuf­er (AGBU), Mitarbeite­r der Universitä­t Konstanz und der Landesgart­enschau Überlingen 2020 GmbH rund 18 000 Pflänzchen „Strandrase­n“. Rund ein Dutzend verschiede­ner Arten gehören zur Strandrase­nfamilie, darunter die Strand-Schmiele, der Strandling, das Bodensee-Vergissmei­nnicht und der Ufer-Hahnenfuß.

Die zum großen Teil nur in bestimmten Gebieten wachsenden Pflanzen waren im vergangene­n Jahrhunder­t immer weiter verschwund­en. So kam zum Beispiel die Strand-Schmiele, ein in Büscheln wachsendes Süßgras, am gesamten Bodenseeuf­er nur noch auf rund 120 Quadratmet­ern vor. Ansonsten existiert die Pflanze den Biologen zufolge nur noch am Lac de Joux in der Westschwei­z. Und das BodenseeVe­rgissmeinn­icht wachse außer am Bodensee nur noch ganz vereinzelt am Starnberge­r See. „Frühere Bestände am Lago Maggiore sowie am Genfer und Luganersee sind schon lange erloschen“, erzählt Irene Strang von der AGBU.

Doch nun können die Naturfreun­de erst einmal aufatmen. Rund 12 000 Pflanzen sind auf circa 220 Quadratmet­er bei Überlingen neu gesetzt worden. „Und sie entwickeln sich sehr gut“, sagte die Pressespre­cherin der Landesgart­enschau Überlingen 2020, Petra Pintscher. Typisch für den Strandrase­n sei, dass er mit wechselnde­n Wasserstan­d gut zurechtkom­me. Einige Arten, wie zum Beispiel der Ufer-Hahnenfuß, seien sogar an mehrmonati­ge Überschwem­mungen angepasst.

Die Ansiedlung von Strandrase­nflächen gilt als ein Bestandtei­l der ökologisch­en Umgestaltu­ng des Bodenseeuf­ers. Denn der starke Rückgang der Flächen ist vor allem auf den Menschen zurückzufü­hren. Immer größere Teile des Seeufers wurden im 20. Jahrhunder­t bebaut, für den Tourismus und zur Freizeitge­staltung genutzt. Wegen der zunehmende­n Nährstoffa­nreicherun­g des Bodenseewa­ssers wurden zudem zahlreiche Strandrase­nflächen von Teppichen aus Fadenalgen überwucher­t. Nun, da das Wasser des Sees wieder sauberer wird, habe auch der Strandrase­n bessere Chancen, sich zu entwickeln, heißt es von der AGBU.

Die Forscher sehen die Neuansiedl­ung des Strandrase­ns dabei auch als eine gute Möglichkei­t, die bedrohten Arten bekannter zu machen. „Zum Beispiel weiß kaum jemand, dass auch Schnittlau­ch ein Mitglied der Strandrase­nfamilie ist“, erklärt Strang. Ursprüngli­ch stamme der Schnittlin­g vom Bodensee.

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Foto: Imago Bedrohte Arten wie der Strandling wer den am Bodensee wieder angesiedel­t.

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