Was wird aus der Volksbühne?
Tiefe Gräben beim Berliner Theater
Berlin
Klaus Lederer setzt bei der Suche nach einem neuen Intendanten für die umkämpfte Volksbühne vor allem auf „künstlerische Exzellenz“. Nach einem zweitägigen Symposium zur Zukunft des Hauses sagte der Berliner Kultursenator und Linken-Politiker: „Die Volksbühne muss im Kern erst mal eines leisten – hervorragendes Theater zu spielen.“Dabei schloss er nicht aus, dass die Suche nach dem Abgang des umstrittenen Chris Dercon nach einem Nachfolger für den legendären Intendanten Frank Castorf länger als bis zum Jahresende dauern könnte.
Die heftige Diskussion in der Berliner Akademie der Künste zeigte, wie tief die Gräben immer noch sind. Es war von einem „kulturpolitischen Gewaltakt“, einer „Zerstörung“und einer „Entsorgung“der Volksbühne die Rede. Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Ulrich Khuon, mahnte mehr Offenheit in der Diskussion an. Das Theater habe eine „wunderbare Truppe“, sollte aber auch offen sein für andere Darstellungsformen wie Tanz oder Performances. Die Theaterkritikerin Esther Slevogt forderte von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) eine Entschuldigung für die Berufung Dercons. „Ich glaube, dass man die Zukunft nicht gestalten kann, wenn man nicht befriedet und aufarbeitet, was da passiert ist.“Müller hatte Dercon auf Vorschlag seines damaligen Staatssekretärs Tim Renner berufen. Lederer sagte, die Entscheidung sei damals „ziemlich einsam und auch nicht ehrlich“getroffen worden.
Derzeit wird die Volksbühne von Klaus Dörr als Interimschef geleitet. Der bisherige Stuttgarter Theatermacher soll bis Sommer 2020 bleiben. Dies verschaffe Zeit und Luft für die weitere Suche, so Lederer. „Erst mal ist die Aufgabe, die Maschinerie des Hauses als sozialen Organismus wieder hochzufahren.“Und: „Wir können jetzt nicht irgendeine Idee nehmen und die den Mitarbeitern überstülpen. Das wird nicht funktionieren.“