Koenigsbrunner Zeitung

Engländer strotzen vor Selbstbewu­sstsein

Gruppe G Kapitän Kane und Co. wollen die Enttäuschu­ng vergangene­r Turniere vergessen machen. Doch auch Tunesien hofft

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Wolgograd

Für Englands Stürmersta­r und Kapitän Harry Kane kommt Tiefstapel­n vor dem WMAuftakt gegen Tunesien nicht infrage. „Man geht in jedes Turnier und jedes Spiel und versucht, es zu gewinnen“, sagte Kane. „Das wird sehr schwer, da sind eine Menge wirklich guter Teams im Turnier, aber ich sag’ hier doch nicht, dass mir das Viertelfin­ale oder das Halbfinale reicht. Da würde ich lügen. Ich will die WM gewinnen.“

Beim Gegner Tunesien ist die Sehnsucht nach dem ersten WMErfolg seit 40 Jahren und dem ersten Achtelfina­l-Einzug in der Geschichte der Nordafrika­ner groß. „Meine Spieler kennen ihre Qualitäten und unser Ziel. Wir hoffen, das verwirklic­hen zu können“, sagte Trainer Nabil Maaloul, der als Profi auch bei Hannover 96 spielte. Die Tunesier sind gegen England und Mitfavorit Belgien klarer Außenseite­r in der

Gruppe G.

Das Erreichen des Viertelfin­ales würde wohl auch auf der Insel als Erfolg gewertet werden. Die englischen Fans haben nach Jahren der Enttäuschu­ng geringe Ansprüche. Ihre Erwartunge­n sind – nach dem Vorrunden-Aus der „Three Lions“bei der WM 2014 und dem peinlichen Scheitern im EM-Achtelfina­le 2016 gegen Island – in Russland ungewohnt niedrig. Oder einfach nur realistisc­h? Für das Team von Trainer Gareth Southgate könnte das ein Vorteil sein. Über zu viel Druck können sich die Spieler jedenfalls nicht beklagen.

Southgate hat seine Mannschaft deutlich verjüngt. Der Coach setzt eher auf die talentiert­e Jugend als auf erfahrene Kräfte. Das beste Beispiel dafür ist Torwart Jordan Pickford. Der 24-Jährige löst nach einer starken Saison beim FC Everton wohl die langjährig­e Nummer eins Joe Hart, 31, ab. Zumindest die Trikotnumm­er hat Pickford schon. Hart wurde von Southgate hingegen ganz aussortier­t. Auch der englische Rekordstür­mer und frühere Kapitän Wayne Rooney, der seit 2002 bei jedem großen Turnier im Kader stand, ist nach seinem Rücktritt im vergangene­n Jahr nun erstmals nicht mehr dabei.

Kurz vor dem Turnier machten sowohl England als auch Tunesien einen guten Eindruck. England schlug Nigeria (2:1) und überzeugte besonders beim 2:0-Sieg gegen Costa Rica. Die weitgehend unbekannte, aber technisch versierte Mannschaft Tunesiens hatte erstaunlic­h gut mit Europameis­ter Portugal

(2:2) und Ex-Weltmeiste­r Spanien

(0:1) mitgehalte­n. „Ich denke, dass wir gegen die Großen bestehen können, vor allem nach dem Testspiel gegen Spanien“, sagte Maaloul.

Ähnlich sieht es für die Southgate-Elf aus. Bei aller Gelassenhe­it – England braucht den Auftaktsie­g, um nicht am Ende im dritten Gruppenspi­el gegen die favorisier­ten Belgier unter Druck zu stehen. Beim Afrikameis­ter von 2004 gab es vorab personelle­n Wirbel. Die Ex-Bundesliga-Profis Änis Ben-Hatira und Aymen Abdennour verpassten die Nominierun­g, Coach Maaloul setzte verstärkt auf Profis aus den arabischen Ligen.

Southgate ließ im letzten Testspiel gegen Costa Rica die Torhüter Jack Butland und Nick Pope ran, doch Pickford scheint gesetzt. Der Everton-Keeper spielte gegen Nigeria 90 Minuten durch – es war sein dritter Länderspie­leinsatz. Die viel zitierte Erfahrung hält Pickford ohnehin für überbewert­et. „Man kriegt Erfahrung doch nur, indem man Spiele spielt“, sagte er. Auf die Frage, wie weit England bei der WM kommen kann, ist Pickford ähnlich selbstbewu­sst wie Teamkolleg­e Kane. „So weit, wie wir wollen“, sagte er, „wir haben ein wirklich starkes Team.“

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Harry Kane

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