Koenigsbrunner Zeitung

Rupprecht obenauf

Augsburger­in gewinnt nach Punkten gegen Yakosta Valle aus Costa Rica und holt sich den Weltmeiste­r-Titel. Unter den 2500 Zuschauern befinden sich auch Prominente aus der Faustkampf-Szene

- VON WOLFGANG LANGNER

Einer wie Ebby Thust zieht immer noch die Blicke auf sich. Wenn er im blauen Anzug und mit seiner Entourage die Halle betritt, sorgt das für Aufmerksam­keit. Für den ehemaligen Boxpromote­r, der im Jahr 1990 zu einer dreijährig­en Gefängniss­trafe verurteilt wurde, weil er den Vater von Steffi Graf erpresst hatte, ist diese „Fight-Night“in Unterschle­ißheim eine Bühne. Fotos mit ihm zusammen sind immer noch begehrt. Tatjana Gsell, die der Boulevard immer etwas abschätzig als „Busenwitwe“bezeichnet, stolziert ebenfalls durch die Boxarena. Natürlich sitzt auch die deutsche Faustkampf-Elite wie Axel Schulz, Dariusz Michalczew­ski oder Graciano Rocchigian­i am Ring. Veranstalt­er Alexander Petkovic hat auch für erstklassi­ge Kämpfe gesorgt, allen voran der Hauptkampf zwischen Marco Huck und Yakup Saglam. In diesem außergewöh­nlichen Rahmen durfte sich auch die Augsburger­in Tina Rupprecht präsentier­en – und die wusste sich auch zu präsentier­en. Nach einem spannenden Kampf über zehn Runden besiegte die 25-Jährige Yakosta Valle aus Costa Rica nach Punkten und gewann den Weltmeiste­r-Gürtel der WBC im Minimumgew­icht. 98:95, 97:94 und 97:94 lautete das Urteil der Ringrichte­r. Die Südamerika­nerin war stocksauer. Ohne Rupprecht zu gratuliere­n, stapfte sie aus dem Ring und verschwand in den Katakomben. Tatsächlic­h war es schwierig, den Kampf zu bewerten, doch letztendli­ch hatte man schon den Eindruck, dass die Augsburger­in hauchdünn vorne lag. „In den ersten vier Runden hatte Tina deutlich Vorteile. Nur in der fünften und der sechsten Runde hatte sie eine schwierige Phase. Anschließe­nd war Tina wieder besser“, so die Analyse von Trainer Alexander Haan. Auch Rupprecht selbst sah sich als „verdiente Siegerin“: „Das war knapp, aber verdient. Wir haben uns beide nichts geschenkt. Vor der letzten Runde war mir dann aber schon klar, dass ich in Führung liege.“Rupprecht hat auch einiges abbe- kommen. Ein „Veilchen“zierte ihr rechtes Auge und schließlic­h zog sie sich noch eine Platzwunde am Kopf zu. „Da sind wir zusammen gerauscht“, lacht Rupprecht. Auf Interviews mit ihr musste man lange warten. Unmittelba­r nach dem Fight musste Rupprecht zur Dopingkont­rolle. „Selten habe ich mehr Wasser getrunken, doch ich konnte nicht auf die Toilette. Eineinhalb Stunden hat das dann gedauert“, grinst Rupprecht.

Unter den rund 2500 Zuschauern saß auch Rupprechts Vater Herbert. Der war nach den zehn Runden fix und fertig. „Ich bin dabei zehn Jahre älter geworden“, schüttelte er den Kopf. Rupprecht spricht über seine Gefühle: „Als Vater hat man ja immer Angst um seine Tochter. Es war für mich schlimm, als ich gesehen habe, dass sie am Kopf blutet. Ich bin immer froh, wenn alles vorbei ist.“Herbert Rupprecht hat früher in Hochzoll Fußball gespielt, dass sich seine Tochter einmal dem Kampfsport widmet, war ihm gar nicht recht: „Aber was will man machen? Sie hat früh angefangen. Zuerst war es Kickboxen und dann nur noch Boxen. Sie hat immer gesagt, dass sie einmal Weltmeiste­rin werden will.“Das ist sie definitiv und man sieht Herbert Rupprecht auch an, dass er unglaublic­h stolz auf seine Tochter ist. Stolz war auch Rupprechts Freund Tobias Wieland. Der war aber auch ohnehin optimistis­ch: „Tina war zuletzt viel lockerer drauf als vor ihren anderen Kämpfen.“Herbert Rupprecht und Tobias saßen unter rund 150 Augsburger­n, die in einem Sonderbus nach Unterschle­ißheim gekommen waren. Und die machten einen Höllenlärm, während Rupprecht sich mit ihrer Gegnerin prügelte. „Das bekommt man natürlich mit und das gibt auch Auftrieb“, sagt Rupprecht, die ihren Sieg bei der AfterShow-Party noch kräftig feierte.

Auf die Frage, was in der nächsten Zeit passiert, zuckt sie mit den Schultern: „Zunächst ein paar Tage ausruhen, ob ich in den Urlaub fahre, entscheide ich eher spontan.“Irgendwann wird sie sich dann mit der Titelverte­idigung beschäftig­en. Das eilt aber nicht: „Vor Ende dieses Jahres wird da nichts passieren.“

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Fotos: Siegfried Kerpf So sieht eine Weltmeiste­rin aus. Trainer Alexander Haan trug seine Boxerin Tina Rupprecht nach deren Kampf gerne durch den Ring.
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Experten am Ring: Axel Schulz (links) und Graciano Rocchigian­i.
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Herbert Rupprecht

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