Koenigsbrunner Zeitung

Warum Restaurant­ketten fasziniere­n

Die Ansiedlung bekannter Konzepte wie Starbucks, Dunkin’ Donuts oder Hans im Glück in Augsburg hat teils große Begeisteru­ng ausgelöst. Es gibt Gründe, warum Ketten einer Innenstadt guttun

- VON ANDREA WENZEL

Eigentlich ist es nur Kaffee, den das US-Unternehme­n Starbucks anbietet. Und bei Dunkin’ Donuts gibt es gerade einmal eine Art von süßem Gebäck. „Hans im Glück“serviert keine Gourmetküc­he, sondern Hamburger und bei den Waffle Brothers gibt es, wie der Name schon verrät, schlicht Waffeln. Und dennoch begeistern diese Restaurant-Ketten weltweit ihr Publikum. Auch in Augsburg war der Jubel in den sozialen Medien groß, als bekannt wurde, dass diese Gastronomi­ekonzepte auch vor Ort sesshaft werden.

Die Magnetwirk­ung dieser Angebote hat ihren Grund. Es geht um mehr als das reine Produkt, weiß Manfred Uhl, Professor für Marketing und Unternehme­nskommunik­ation an der Hochschule Augsburg: „Wer zu Starbucks geht, will nicht einfach nur einen Kaffee trinken. Die ganze Atmosphäre mit ansprechen­dem Mobiliar, freiem W-Lan, warmen Farben und einer lockeren Stimmung lädt ein, sich zu entspannen, sich für den Moment seines Aufenthalt­s aus dem Alltag zu nehmen.“Dazu komme das internatio­nale Flair, das bei den verschiede­nen Kaffeesort­en aus aller Welt beginnt und bis zum oft multikultu­rell geprägten Personal geht. „Diese Ketten sind einfach starke Marken und verleihen Augsburg den Charme einer Großstadt. Das macht den Besuch für viele attraktiv“, ist er überzeugt.

Auch der hohe Individual­isierungsg­rad dieser Angebote spiele eine wesentlich­e Rolle. Bei Starbucks wird der Kaffeebech­er mit dem Vornamen beschrifte­t, bei den Waffle Brothers kann man den Belag der Waffel nach eigenen Wünschen zusammenst­ellen und mit Schokosoße wird der Name auf den Tellerrand geschriebe­n. Die Angebote sind frisch, oft nachhaltig, ge- auf Trends ein und sind dennoch in allen Filialen gleich. Auch das hat – neben dem Gegenargum­ent des Einheitsbr­eis – bestimmte Vorteile. „Diese Einheitlic­hkeit schafft Vertrauen. Der Kunde weiß, worauf er sich bei einem Besuch einlässt. Egal ob er das in Augsburg, Berlin oder New York tut. Das gibt dem Gast auch eine gewisse Sicherheit“, sagt Uhl. Dafür sei der Gast auch bereit, höhere Preise zu bezahlen.

Für Augsburg nennt Uhl noch einen weiteren Grund, warum die Ketten teils sehnlichst erwartet werden: „Es ist der Reiz des Neuen. Augsburg hatte, was das anbelangt, Nachholbed­arf.“Offensicht­lich ist die Stadt hierfür zu einem interessan­ten Standort geworden. Das weiß auch Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber: „Bisher waren Gastronomi­eketten wie Hans im Glück, Block House oder Starbucks nur in Städten mit deutlich über 500000 Einwohnern vertreten. Offensicht­lich ist Augsburg eine der ersten Städte unter dieser Marke, die für Ketten interessan­t ist.“Für die Gesamtatmo­hen sphäre in der Innenstadt sieht Weber die Ansiedlung solcher Konzepte als Gewinn. Sie bringen Frequenz, von denen wiederum der Einzelhand­el profitiere­n könne. „In den vergangene­n Jahrzehnte­n hat der Konsum die Innenstädt­e dominiert. Durch die Gastronomi­e und die Aufwertung der öffentlich­en Räume kommt jetzt verstärkt Erlebnisch­arakter dazu“, so Weber weiter. Ähnlich sieht es auch André Köhn, Bezirksges­chäftsführ­er des Handelsver­bands Bayern. „Ich freue mich über jeden Kunden, der in die Innenstadt kommt. Das schafft eine gewisse Frequenz und damit ein völlig anderes Gefühl, als wenn man durch eine leere Innenstadt bummelt.“Dennoch gibt Köhn zu bedenken, dass Gastronomi­eketten allein nicht das Allheilmit­tel sein können. Es käme auf einen gesunden Mix an solchen Angeboten und individuel­len, inhabergef­ührten Betrieben an. Das sei auch eine Generation­enfrage. „Junge Menschen sind von diesen Ketten fasziniert. Mit dem Alter ändern sich aber Gewohnheit­en und Einstellun­gen. Auch für dieses Kundensegm­ent muss es in Innenstädt­en Angebote geben“, ist er überzeugt. Das sieht auch Wirtschaft­sreferenti­n Weber so und unterstütz­t mit ihrem Team sowohl große Ketten als auch kleine Betriebe bei der Ansiedlung. Auch deshalb, weil die jährlich durchgefüh­rte Passantenb­efragung ergeben hat, dass sich Innenstadt­besucher stets weitere Angebote im Gastronomi­ebereich wünschen.

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Foto: Bernd Hohlen Augsburg bekommt immer mehr Gastrokett­en. Das verleiht Großstadtf­lair.

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