Koenigsbrunner Zeitung

Ein Wahnsinn, diese Gruberin

Bayerisch, laut und derb: Monika Gruber verteilt treffsiche­r kräftige Hiebe und wird immer besser

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Monika Gruber musste keinem der Zuschauer in der ausverkauf­ten Neusäßer Stadthalle vorgestell­t werden. Zum wiederholt­en Mal stand sie dort mit ihrem Programm „Wahnsinn“auf der Bühne und erklärte dem begeistert­en Publikum eben diesen Wahnsinn unseres Alltags, der sich von Tag zu Tag steigere. Von der ersten bis zur letzten Minute bot sie Stand-up-Comedy in Perfektion.

Alles könnte so schön sein, so suggeriert zumindest ein paar Takte lang die Bayernhymn­e, die zu Beginn der Show volltönig erklingt. Doch schon da gerät alles aus den Fugen. Rasch sind Gemütlichk­eit und andächtige Haltung dieser Melodie verflogen, denn jetzt hat sich die Hymne in eine schrille Punkversio­n gewandelt. Und in diesem Ton präsentier­t die Gruberin, wie sie sich selbst immer wieder gerne nennt, nun in voller Lautstärke ihre Version des Bayernkuri­ers oder des „Berichts aus Berlin“und der Welt. Laut war sie von Kindheit an, da man zu ihrer Zeit noch keine Handys hatte. „Wir mussten noch direkt miteinande­r reden. Von Hof zu Hof.“Aber das war nicht das Schlechtes­te, wie ohnehin, wenn es nach Monika Gruber geht, früher doch wohl alles besser war. Außerdem dürfe man eh nicht zu leise sein, weil sonst nur die Idioten den Ton angeben würden.

An diesem Abend gab ganz unmissvers­tändlich Monika Gruber den Ton an. Weshalb eine bezahlte Hundesteue­r noch nicht berechtigt, die Hinterlass­enschaft des Köters überall liegen zu lassen, kann Gruber, wie so oft, in einen plakativen Vergleich packen. „Ich bezahl’ ja auch Kirchenste­uer. Aber deswegen scheiß’ ich ja auch ned in die Kirch’.“Ja, derb kann sie, und derb mag sie. Manchmal wird es dann auch ein wenig platt, aber das stört weder Publikum noch Kabarettis­tin. „Mein Programm heißt ja schließlic­h auch Wahnsinn und nicht Aphorismen zum defizitäre­n Zustand des Weltgesche­hens.“

Die Zuschauer lieben Monika Gruber gerade wegen ihres losen Mundwerks. Zwei Stunden verteilt sie treffsiche­r kräftige Hiebe im Rundumschl­ag gegen Veganerinn­en, Handysucht, Tattoowahn, Erdogan wählende Deutschtür­ken, Kinderpsyc­hologen mit Doppelname­n, Thermomix und vor allem grüne Politiker. Dass da auch mal ein Schlag leicht unter der Gürtellini­e landet, ist klar, passt aber zu dieser Schnellred­nerin mit stark bayerische­m Tonfall. Dabei scheint sie nicht ein einziges Mal nachzudenk­en, welche Pointe als Nächstes ansteht.

Unübersehb­ar hat Monika Gruber nach wie vor selbst große Lust auf ihr Programm, über die Jahre wurde sie beständig besser. Und das ist der eigentlich­e Wahnsinn.

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Foto: Fred Schöllhorn Monika Gruber: loses Mundwerk und kräftige Hiebe.

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