Ein Schriftsteller mit Bezug zur Heimat
Erhart Kästner arbeitete als Redakteur bei der Schwäbischen Landeszeitung
Landkreis Augsburg
Heute beschäftigen wir uns mit einem Kollegen der schreibenden Zunft. War er doch in der Mitte des letzten Jahrhunderts journalistisch zunächst als Autor und Redakteur bei der Schwäbischen
Landeszeitung, dem Vorgängerblatt unserer Zeitung, tätig. Für die Augsburger Allgemeine arbeitete er dann im Feuilleton bis in die 1960er-Jahre: Erhart (nicht zu verwechseln mit Erich) Kästner, Schriftsteller und Bibliothekar.
Geboren ist der Schriftsteller Kästner am 13. März 1904 im fränkischen Schweinfurt als Sohn eines Gymnasiallehrers. Seine Schulzeit verbrachte er in Augsburg, besuchte das Gymnasium bei St. Anna. Nach dem Abitur studierte er in Freiburg, Kiel und Leipzig Germanistik, Geschichte und Philosophie und promovierte über „Wahn und Wirklichkeit im Drama der Goethezeit“.
Anschließend ließ er sich in einem zweijährigen Volontariat in Leipzig und Dresden zum Bibliothekar ausbilden, wo er 1929 eine Stelle in der sächsischen Landesbibliothek antrat. In den Jahren 1936 bis 1939 arbeitete Kästner als Sekretär für Gerhart Hauptmann. 1939 trat er in die NSDAP ein und meldete sich als Freiwilliger. Dabei wurde ihm per Sondergenehmigung die Aufgabe des Verfassens von Büchern über Griechenland übertragen – Beginn einer großen Liebe für dieses Land, seine Menschen und die
Kultur, wie zahlreiche Werke erkennen lassen.
Dabei sei nicht verschwiegen, dass „arisches“Gedankengut zunächst seine Werke bestimmte. Allerdings war seine Sprache durchaus literarisch hochwertig. Und nach dem Krieg wurden in den Neuauflagen die schlimmsten rassistischen Aussetzer entfernt. Die Werke aus den 1950er-Jahren lassen dann durchaus eine überzeugte Abkehr von der grausamen, kriegsverbrecherischen Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg erkennen.
Nach dem Krieg war Kästner zwei Jahre lang in britischer Gefangenschaft in Ägypten. 1947 kehrte er nach Augsburg zu seiner Mutter zurück. Zunächst arbeitete er als freischaffender Publizist. 1950 schließlich übernahm er die Stelle des Direktors der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, die er zu einer angesehenen Forschungsstätte ausbaute. Parallel dazu war er Redakteur unserer Zeitung.
In der deutschen Nachkriegsliteratur gilt Kästner als „leiser“Schriftsteller heißt es bei Wikipedia. „Seine stilistisch geschliffenen und kunstvoll komponierten Prosawerke passten […] gut zum allgemeinen Wunsch nach Verdrängung.“Ein Zitat unterstreicht dies: „Über das Dunkle ist zu schweigen.“1968 zog Kästner nach Staufen im Breisgau, wo er 1974 verstarb. Seine Bücher, die insbesondere Freunde geschliffenen Deutsches (und natürlich auch Griechenland-Fans) nach wie vor beeindrucken dürften, sind heute noch im Handel.