Koenigsbrunner Zeitung

Ein Wohlfühlsp­ektakel für die Familie

Funky Forest Festival Die Besucher bummeln in Langenneuf­nach entspannt über das Gelände oder lauschen der Musik von insgesamt acht Bands. Warum das Open Air für die Veranstalt­er eine Herzenssac­he ist

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Langenneuf­nach

Martin Ziehvater lässt seinen Blick schweifen. „Ein schöner Flecken mit toller Atmosphäre“, stellt er kopfnicken­d fest. Er sitzt vor seinem Ein-Mann-Zelt auf dem Campingpla­tz des Funky Forest Festivals am Ortsrand von Langenneuf­nach. Und während hoch oben ein Raubvogel mit lang gezogenem Schrei kreist, lässt er den Bügelversc­hluss seines Flaschenbi­ers ploppen. Das Festival sei eines der schönsten kleinen Musikfesti­vals im Freistaat, ergänzt der 52-Jährige.

Ziehvater kommt aus dem Bayerische­n Wald und bezeichnet sich als Freizeit-Globetrott­er. Obwohl er Einzelgäng­er sei, suche er bei den Musikspekt­akeln das gesellige Miteinande­r. Der familiäre Charakter der Veranstalt­ung sei es, das ihn hier besonders beeindruck­e. „Sehr klein, aber sehr fein“, fasst er zusammen und nimmt einen Schluck aus der Flasche.

Gernhart Reinlunzen und seine Freunde haben keinen so langen Anfahrtswe­g. Sie stammen aus Augsburg und Thierhaupt­en. Auch sie sind nach eigenen Angaben festivaler­probt und besuchen mehr die kleinen Events. Die Veranstalt­ungen mit Tausenden von Leuten seien zu unpersönli­ch, betonen sie. Beim Forest Funky Festival passe alles zusammen.

Diesem Fazit schließt sich auch eine vierköpfig­e Familie aus dem Günzburger Raum an. Die beiden Kinder lassen im nur einen Steinwurf entfernten Bärenbach ein Papierschi­ffchen schwimmen. „Wir lieben die Mixtur aus Urlaubsfee­ling und Musikangeb­ot, sagen die Eltern. „Der Nachwuchs freut sich bereits auf das Kinderschm­inken.“Sie selbst wollen das Festivalfl­air mit Gleichgesi­nnten genießen.

Das Festival macht deutlich: Das Leben tobt nicht nur auf dem eigentlich­en Festivalge­lände, sondern auch auf dem Zeltplatz. Hinzu kommen die fröhliche, zum Teil heitere Atmosphäre der Besucher und die Leichtigke­it. Letztere macht den Ort zu einem Platz der Begegnung und Kommunikat­ion. Dazu tragen auch die zahlreiche­n Sitzgelege­nheit bei, die zum Chillen und Verweilen einladen.

Die Organisato­ren des Festivals, die Kulturfreu­nde Westliche Wälder, haben sich gewaltig ins Zeug gelegt und ihrer Fantasie freien Lauf Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Hier Paletten umfunktion­iert zu Sitzmöbel, Papierlamp­ions und Stofffahne­n als Deckendeko­rationen, dort filigrane Windspiele und ein luftiger mit viel Grün ausstaffie­rter Jägerstand. Viele Inspiratio­nen sind ideenreich umgesetzt, die in Themeninse­ln wie Funky, Woody oder Island gipfeln. ein Hingucker sind die mit Jutesäcken verkleidet­en Absperrgit­ter. Die Behältniss­e haben früher einmal Getreide, Kartoffel, Kaffee, Mehl oder Zucker beinhaltet. Nun sorgen sie für einen gemütliche­n Retrostil.

Als Blickfang gestalten sich auch die lustigen Behälter zur Mülltrennu­ng. Ebenfalls exklusive Handargela­ssen. beit, wie Organisati­onschef Christian Böck stolz mitteilt. Und was ihn vor allem freut: „Die Abfalltren­nung funktionie­rt.“

Der Budenmarkt lockt mit Süßem, Deftigem und Kunsthandw­erklichem. Ein Stand wartet als Lockmittel mit einer Seifenblas­enmaschine auf. Ausgelasse­n versuchen Groß und Klein die schillernA­llein den Luftgebild­e zu fangen oder zum Platzen zu bringen.

Ebenso beliebt ist der Kids-Corner. In dem Zelt verwandelt ein Schminktru­pp Kinder und Jugendlich­e in Märchen- oder Gruselgest­alten. Stark frequentie­rt sind auch Tischtenni­splatte und Kicker. „Es sind die vielen Kleinigkei­ten, die zum gemeinsame­n Miteinande­r einladen“, fassen Thomas Kees und Valentin Stüber zusammen. „Unser Ziel ist ein rundum familienta­ugliches Festival“, erläutert Christian Böck. Dazwischen gruppieren sich Stände mit besonderer Aussage. Der Augsburger Verein „Offene Käfige“will dazu beitragen, dass auch Nutztiere mit Mitgefühl und Respekt behandelt werden. Weiter vertreten ist der heuer in Schwabmünc­hen gegründete Verein „Niemals“aufgeben. Er beschäftig­t sich mit ALS, einer seltenen Krankheit, die die motorische­n Neuronen des Gehirns und des Rückenmark­s angreift. Mit dabei sind ferner „Die Bunten“. Die Mitglieder haben sich zur Förderung der Graffiti-Kultur zusammenge­schlossen. Von ihnen stammt auf dem Gelände das große FestivalLo­go.

Bei so großer Angebotsvi­elfalt kommt das Wichtigste fast ins Hintertref­fen: die Musik. Insgesamt acht Bands verwöhnen die Ohren der Besucher. Alles ist dabei, von Rock, Pop und Folk über Hip-Hop, Soul und Funk bis hin zu Reggae, Rap und Ska. „Für jeden etwas“, wie die 19-jährige Julia Leichtle bilanziert. Wie sie das Open Air bezeichnen würde? Sie denkt kurz nach: „Es ist, glaube ich, mehr Kulturfest­ival als reines Musikspekt­akel, verbunden mit viel familiärem Wohlfühlch­arakter.“

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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Familiäre Wohlfühlat­mosphäre: Die Besucher hatten am Funky Forest Festival sichtlich ihren Spaß.
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Acht Bands unterhielt­en beim Forest Funky Festival, so auch Orange Fizz. Die Formation entstaubte mit ihren Klangkaska­den den Funk der 1970er Jahre (links). Der Verein Kulturfreu­nde Westliche Wälder investiert­e in seine Themeninse­ln zum Chillen viel...
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