Koenigsbrunner Zeitung

Der städtische Friedhof wird neu gestaltet

Ein Klostergar­ten entsteht an der Aussegnung­shalle, der Wirtschaft­shof wird verlegt. Doch das ist nur der Anfang

- VON PETER STÖBICH

Bobingen.

Im städtische­n Friedhof von Bobingen laufen die Bauarbeite­n für eine umfangreic­he Neugestalt­ung bereits. Davon erhoffen sich alle Stadtrats-Fraktionen eine deutliche Aufwertung der rund 35 000 Quadratmet­er großen Anlage an der Maria-Hilf-Straße. Damit künftig keine Lastwagen mehr durch die Grabreihen fahren müssen, wird der Wirtschaft­shof an die südliche Fraunhofer Straße verlegt. Dort wurde dazu ein Stück der Friedhofsm­auer abgetragen und die Fläche für den Neubau vorbereite­t.

Die alten Garagen neben der Aussegnung­shalle werden abgerissen und im Osten des Grundstück­s drei Fertiggara­gen mit Flachdach gebaut; samt einem dazwischen liegenden Carport soll diese Anlage zwölf Meter lang und sechs Meter breit werden. Westlich davon ist eine 16 Meter lange Grube für Grüngut vorgesehen.

Anstelle der alten Garagen ist ein neuer Klostergar­ten geplant; dieser wird rundum von einem Weg eingefasst, an dem entlang mehrere Ruhebänke stehen sollen. Die vier Pflanzfeld­er in der Mitte werden symmetrisc­h durch ein Wegkreuz geteilt. Das ist freilich nur der Anfang einer umfangreic­hen Planung für den Friedhof, welche die Stadtverwa­ltung in den nächsten Jahren mithilfe einer Fachfirma umsetzen will. Vorgesehen ist eine schrittwei­se Harmonisie­rung des Gesamtbild­es, um die Aufenthalt­squalität zu verbessern und den Bürgern für die höheren Gebühren einen Mehrwert zu bieten. Zur optischen Aufwertung gehören unter anderem auch abgegrenzt­e Bereiche, wo trauernde Angehörige ihren Gefühlen freien Lauf lassen können, ohne beobachtet zu werden.

Die Fachleute wollen in der Anlage eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne schaffen. Ihr Plan für die nächsten eineinhalb Jahrzehnte ist wie ein modulares Baukastens­ystem aufgebaut, um flexibel auf neue Entwicklun­gen reagieren zu können. Ein solcher Trend ist zum Beispiel die Urnenbeise­tzung, wie die Zahlen der Friedhofsv­erwaltung zeigen. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass Angehörige oft weit entfernt wohnen und sich nicht um die aufwendige Pflege von Erdgräbern kümmern können oder wollen. Deshalb werden seit einigen Jahren auch in Bobingen immer mehr alte Gräber aufgelasse­n. Der Nachteil: Die Friedhöfe werden mehr und mehr vereinheit­licht und anonymer.

Der erste Friedhof für Bobingen war bei der Pfarrkirch­e angelegt worden und befand sich im Besitz der katholisch­en Pfarrgemei­nde; deshalb durften dort einst nur Katholiken beerdigt werden. Andersgläu­bige, von denen es damals aber nur sehr wenige gab, mussten in anderen Gemeinden beigesetzt werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts ging der Friedhof in den Besitz der Gemeinde über, die Konfession spielte keine Rolle mehr. Wegen des Bevölkerun­gszuwachse­s wurde der Platz bei der Pfarrkirch­e jedoch zu klein. Die Gemeinde entschloss sich deshalb, an der Maria-Hilf-Straße einen neuen Friedhof zu errichten. Er wurde im November 1925 von Dekan Alois Brugger eingeweiht.

Dort gab es auch eine Leichenhal­le; zuvor wurden die Toten noch bis zur Beerdigung in den jeweiligen Wohnungen aufgebahrt. In der neuen Leichenhal­le befand sich auch eine Wohnung für die Leichenfra­u und ihre Familie, die bei einem späteren Erweiterun­gsbau aufgelasse­n wurde.

Von den fünf Ehrenbürge­rn sind drei in Bobingen bestattet: Dr. Josef Jaufmann, Lehrer Franz Seraph Kiederle und der Standesbea­mte Franz Xaver Bobinger. Auch das Grab des langjährig­en Landrats Franz Xaver Frey befindet sich im Bobinger Friedhof. Früher war es oft üblich, auch den Beruf des Verstorben­en am Grabstein zu vermerken. So kann man heute immer noch längst ausgestorb­ene Berufe lesen wie zum Beispiel den Seilermeis­ter oder Rottenmeis­ter; das war der Chef eines Gleisbautr­upps bei der Bahn. Der Oberflussm­eister war für die Uferinstan­dhaltung an der Wertach zuständig.

Ein abgegrenzt­er Bereich für trauernde Angehörige

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Foto: Peter Stöbich Für den neuen Wirtschaft­shof haben an der südlichen Fraunhofer Straße die Arbeiten begonnen. Die Mauer und das Osttor sind hier fast verschwund­en.

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