Der städtische Friedhof wird neu gestaltet
Ein Klostergarten entsteht an der Aussegnungshalle, der Wirtschaftshof wird verlegt. Doch das ist nur der Anfang
Bobingen.
Im städtischen Friedhof von Bobingen laufen die Bauarbeiten für eine umfangreiche Neugestaltung bereits. Davon erhoffen sich alle Stadtrats-Fraktionen eine deutliche Aufwertung der rund 35 000 Quadratmeter großen Anlage an der Maria-Hilf-Straße. Damit künftig keine Lastwagen mehr durch die Grabreihen fahren müssen, wird der Wirtschaftshof an die südliche Fraunhofer Straße verlegt. Dort wurde dazu ein Stück der Friedhofsmauer abgetragen und die Fläche für den Neubau vorbereitet.
Die alten Garagen neben der Aussegnungshalle werden abgerissen und im Osten des Grundstücks drei Fertiggaragen mit Flachdach gebaut; samt einem dazwischen liegenden Carport soll diese Anlage zwölf Meter lang und sechs Meter breit werden. Westlich davon ist eine 16 Meter lange Grube für Grüngut vorgesehen.
Anstelle der alten Garagen ist ein neuer Klostergarten geplant; dieser wird rundum von einem Weg eingefasst, an dem entlang mehrere Ruhebänke stehen sollen. Die vier Pflanzfelder in der Mitte werden symmetrisch durch ein Wegkreuz geteilt. Das ist freilich nur der Anfang einer umfangreichen Planung für den Friedhof, welche die Stadtverwaltung in den nächsten Jahren mithilfe einer Fachfirma umsetzen will. Vorgesehen ist eine schrittweise Harmonisierung des Gesamtbildes, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Bürgern für die höheren Gebühren einen Mehrwert zu bieten. Zur optischen Aufwertung gehören unter anderem auch abgegrenzte Bereiche, wo trauernde Angehörige ihren Gefühlen freien Lauf lassen können, ohne beobachtet zu werden.
Die Fachleute wollen in der Anlage eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne schaffen. Ihr Plan für die nächsten eineinhalb Jahrzehnte ist wie ein modulares Baukastensystem aufgebaut, um flexibel auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Ein solcher Trend ist zum Beispiel die Urnenbeisetzung, wie die Zahlen der Friedhofsverwaltung zeigen. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass Angehörige oft weit entfernt wohnen und sich nicht um die aufwendige Pflege von Erdgräbern kümmern können oder wollen. Deshalb werden seit einigen Jahren auch in Bobingen immer mehr alte Gräber aufgelassen. Der Nachteil: Die Friedhöfe werden mehr und mehr vereinheitlicht und anonymer.
Der erste Friedhof für Bobingen war bei der Pfarrkirche angelegt worden und befand sich im Besitz der katholischen Pfarrgemeinde; deshalb durften dort einst nur Katholiken beerdigt werden. Andersgläubige, von denen es damals aber nur sehr wenige gab, mussten in anderen Gemeinden beigesetzt werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging der Friedhof in den Besitz der Gemeinde über, die Konfession spielte keine Rolle mehr. Wegen des Bevölkerungszuwachses wurde der Platz bei der Pfarrkirche jedoch zu klein. Die Gemeinde entschloss sich deshalb, an der Maria-Hilf-Straße einen neuen Friedhof zu errichten. Er wurde im November 1925 von Dekan Alois Brugger eingeweiht.
Dort gab es auch eine Leichenhalle; zuvor wurden die Toten noch bis zur Beerdigung in den jeweiligen Wohnungen aufgebahrt. In der neuen Leichenhalle befand sich auch eine Wohnung für die Leichenfrau und ihre Familie, die bei einem späteren Erweiterungsbau aufgelassen wurde.
Von den fünf Ehrenbürgern sind drei in Bobingen bestattet: Dr. Josef Jaufmann, Lehrer Franz Seraph Kiederle und der Standesbeamte Franz Xaver Bobinger. Auch das Grab des langjährigen Landrats Franz Xaver Frey befindet sich im Bobinger Friedhof. Früher war es oft üblich, auch den Beruf des Verstorbenen am Grabstein zu vermerken. So kann man heute immer noch längst ausgestorbene Berufe lesen wie zum Beispiel den Seilermeister oder Rottenmeister; das war der Chef eines Gleisbautrupps bei der Bahn. Der Oberflussmeister war für die Uferinstandhaltung an der Wertach zuständig.
Ein abgegrenzter Bereich für trauernde Angehörige