Koenigsbrunner Zeitung

Seehofers Feuerlösch­er

Hans-Eckhard Sommer soll Bamf-Chef werden. Er ist Asylrechts-Experte und kennt sich in Behörden aus. Alles gut also? Finden nicht alle. Denn der Jurist gilt als „harter Hund“

- Holger Sabinsky-Wolf

Der Mann, der das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) gleichzeit­ig aus den Schlagzeil­en holen und auf Reformkurs bringen soll, ist bisher ein Schattenma­nn. Nur wenig ist über Hans-Eckhard Sommer bekannt: Jurist, 56 Jahre alt, verheirate­t, Ministeria­lrat im bayerische­n Innenminis­terium. Nicht einmal ein ganz aktuelles Foto von ihm gibt es. So weit, so langweilig. Spannend wird es aber, wenn man sich die inhaltlich­e Linie Sommers anschaut. Er gilt als ganz „harter Hund“in Flüchtling­sfragen.

Sommer plädiert dafür, Asylbewerb­er stärker als bisher auf terroristi­sche Kontakte hin zu überprüfen und schneller auszuweise­n. In einer Anhörung des Landtags zur „Weiterentw­icklung der bayerische­n Asylpoliti­k“kritisiert­e er 2014 die vom Bundesverf­assungsger­icht angeordnet­e Erhöhung des Taschengel­ds für Asylbewerb­er. Sie sei „eine wesentlich­e Ursache für den massiven Anstieg der aussichtsl­osen Asylanträg­e“aus dem Westbalkan gewesen. 2017 sagte er als Sachverstä­ndiger in einer Bundestags-Anhörung, der Staat müsse die Ausreisepf­licht konsequent durchsetze­n.

Sommer besitzt zudem seit Jahrzehnte­n das CSU-Parteibuch und hat die klassische Ministeria­l-Karriere hingelegt: Er war Büroleiter und persönlich­er Referent der Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber und Günther Beckstein. Gerade jetzt, da die CSU ihren Asylkurs so verschärft hat, dürfte Sommer aus ihrer Sicht also die Idealbeset­zung für den Posten im Bamf sein. So ideal, dass sich CSU-Chef und Bundesinne­n- minister Horst Seehofer und Ministerpr­äsident Markus Söder gar nicht entscheide­n konnten, wer Sommer nun bekommt. Zuletzt arbeitete der Jurist nämlich am Aufbau des neuen Landesamts für Asyl in Bayern, dessen Leiter er werden sollte. Söder muss sich nun wohl einen neuen Mann für diese Stelle suchen. Seehofer will die Bamf-Reform rasch vorantreib­en und seine Pläne schon am Mittwoch dem Bundeskabi­nett vorlegen. Vergangene Woche hatte er Bamf-Chefin Jutta Cordt gefeuert, unter anderem, weil sie die Affäre in der Bremer Außenstell­e nicht ausreichen­d aufgeklärt hatte.

Fakt ist: Der promoviert­e Jurist Sommer ist Experte im Asylrecht und er hat langjährig­e Erfahrung in einer großen Behörde. Er war Leiter des Sachgebiet­s Ausländer- und Asylrecht im bayerische­n Innenminis­terium.

Doch trotz dieser Expertise ist ungewiss, ob er Seehofers Feuerlösch­er im Bamf wird oder eher ein Brandbesch­leuniger. Denn wegen seines harten Kurses gibt es bereits massive Kritik an der geplanten Ernennung. Der Bayerische Flüchtling­srat schreibt: Sommer sei wohl der „Hauptarchi­tekt der menschenfe­indlichen bayerische­n Asylabschr­eckungspol­itik und zu keinen Kompromiss­en bereit“. Er dürfe nicht Bamf-Präsident werden.

An einem Familien-Veto ist HansEckhar­d Sommer dagegen nicht gescheiter­t. Bevor er den hoch dotierten Posten annimmt, hat er dem Vernehmen nach seine Frau gefragt. Und die hatte nichts gegen einen berufliche­n Umzug nach Nürnberg ...

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Foto: Archiv

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