Koenigsbrunner Zeitung

Koo muss einstecken

Gegen Schweden steht der Profi des FC Augsburg in der Startelf. Die Niederlage kann der 29-Jährige ebenso wenig verhindern wie seine Mitspieler. Für ihn ist die WM eine Bühne

- VON JOHANNES GRAF

Frühzeitig hat Ja-Cheol Koo Prioritäte­n gesetzt. Der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland ordnete der Fußballpro­fi alles unter. Wer Koo zuhört, der merkt, wie wichtig ihm sein Geburtslan­d ist. Dieses bei einer WM zu vertreten, erfüllt ihn mit Stolz.

Als der 29-Jährige im Winter seine Chancen auf eine Teilnahme am Turnier in Russland schwinden sah, verließ er daher seine sonst so typische Zurückhalt­ung. Koo ging in die Offensive. Forderte mehr Spielzeit, nachdem er in der Vorrunde seinen Stammplatz beim Bundesligi­sten FC Augsburg verloren hatte. „Wenn ich weniger in Augsburg spiele, spiele ich weniger in der Nationalma­nnschaft“, begründete Koo damals. Dauerhaft schloss er einen Vereinswec­hsel nicht aus, sollte sich an seiner Situation nichts ändern.

Hat sich aber. Ein paar Monate später ist Koos damaliger Frust ge- wichen. Zwar führt der Mittelfeld­spieler die Nationalma­nnschaft nicht mehr als Kapitän aufs Feld – während der WM in Brasilien war das noch der Fall –, inzwischen zählt Koo aber wieder zum Stammperso­nal. Als Südkorea am Montag in seinem WM-Auftaktspi­el auf Schweden trifft, steht Koo in der Startelf. Wie seine Mitspieler macht er während der Begegnung wiederholt Bekanntsch­aft mit der harten Gangart der Skandinavi­er, die gut organisier­t verteidige­n, spielerisc­h allerdings Defizite aufweisen. Ein Mittel, die Abwehrreih­en Schwedens zu sprengen, finden die Asiaten allerdings während der Partie nicht.

Koos Auftritt ähnelt denen der vergangene­n Saison im Augsburger Trikot. Im Zentrum wirkt er bemüht und engagiert, geht weite Wege zwischen den Strafräume­n, nur selten gelingen ihm jedoch gefährlich­e Aktionen vor des Gegners Tor – abgesehen von einem Kopfball, den er in der 52. Spielminut­e ans Außennetz des schwedisch­en Tores setzt. In der WM-Qualifikat­ion hatte Koo noch wichtige Treffer gegen China und Usbekistan erzielt.

Koo zählt mit seinen 29 Jahren zu den erfahrenen Akteuren in Südkoreas Team, nach 71 Minuten nimmt ihn Trainer Tae-Yong Shin dennoch vom Rasen. Den Südkoreane­rn hilft dieser Wechsel ebenso wenig wie ihr Trick im Vorfeld der Partie. Während ihrer Trainingse­inheiten hatten sie die Nummern auf den Trikots vertauscht, um die Schweden zu verwirren.

Durch die Niederlage ist die südkoreani­sche Auswahl ebenso unter Druck geraten wie die deutsche nach dem 0:1 gegen Mexiko. Im letzten Gruppenspi­el treffen beide Mannschaft­en aufeinande­r. Womöglich können Koo und seine Mitspieler dann den Titelverte­idiger endgültig zu Fall bringen.

Wie allen anderen Profis dient die Weltmeiste­rschaft Koo als Bühne. Wer sich in Russland in Szene setzt, steigert seinen Marktwert. Koos Vertrag beim FC Augsburg läuft bis Sommer 2019. Für Spieler und Verein ergeben sich daraus mehrere Optionen, in erster Linie eine Vertragsve­rlängerung, die frühzeitig für klare Verhältnis­se sorgen würde. Kommt keine Verlängeru­ng des Kontrakts zustande, würde der FCA wohl versuchen, für Koo noch in diesem Sommer eine Ablösesumm­e zu erzielen.

Koo hatte die letzten drei Bundesliga­spiele der abgelaufen­en Saison wegen einer Innenbandv­erletzung im linken Knie verpasst. Die Augsburger hatten dem Wunsch des Spielers entsproche­n, schon vorzeitig nach Südkorea zu reisen. „Mit Blick auf die WM können wir nachvollzi­ehen, dass er sich in seiner Heimat behandeln lassen möchte“, sagte FCA-Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter Ende April.

Auch wenn Koo das erste Spiel in Russland verloren hat – rechtzeiti­g fit geworden ist er jedenfalls.

 ?? Foto: witters ?? Autsch! Ja Cheol Koo (am Boden) unterlag mit der südkoreani­schen Nationalma­nnschaft gegen Schweden (oben Sebastian Larsson) 0:1.
Foto: witters Autsch! Ja Cheol Koo (am Boden) unterlag mit der südkoreani­schen Nationalma­nnschaft gegen Schweden (oben Sebastian Larsson) 0:1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany