Koenigsbrunner Zeitung

Das Zirnheld macht wieder auf

Nach über zehn Jahren kann dort in einigen Wochen wieder ein Kaffee geschlürft werden. Peter Ulrich aus Augsburg ist Pächter, Andrea Nisch aus Geretshaus­en wird das Café leiten. An drei Tagen ist auch abends offen.

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg

Noch sind die Räume leer, doch ein kleiner Zettel am Fenster sorgt in Landsberg für Interesse: Fürs Café Zirnheld wird Personal gesucht. Nach über zehn Jahren wird das geschichts­trächtige Lokal Alte Bergstraße 400 wiederbele­bt.

„Eröffnet wird im Juli. Zum Bergstraße­nfest sollen aber schon Getränke ausgeschen­kt werden“, sagen Pächter Peter Ulrich und Kaffeehaus­leiterin Andrea Nisch. Ulrich lebt in Augsburg, kam aber immer schon gerne mit seiner Frau am Wochenende nach Landsberg. „Wir gingen immer ins Café Zirnheld.“Und irgendwann stand er vor dem geschlosse­nen Café, an dem ein Zettel hing, dass nach der Renovierun­g neu verpachtet werde. „Das machen wir“, dachten die Ulrichs und bewarben sich.

Peter Ulrich hörte Jahre nichts vom Café Zirnheld. Doch dann bekam er vor einiger Zeit Nachricht vom Eigentümer – und die Dinge nahmen ihrem Lauf. „Die Straße ist prädestini­ert für ein schönes Tagescafé“, meint Ulrich. Er kommt nicht aus der Gastronomi­e, sondern ist Geschäftsf­ührer eines Großhandel­s für Kunstdruck­e, Grafiken und Grußkarten. Aus Besuchen auf internatio­nalen Messen ergaben sich Kontakte zu Möbelherst­ellern, wie er erzählt und er begann auch, Gastronomi­eräume auszustatt­en. „Ich bin kein Koch und kein Konditor“, erläutert der 55-Jährige. Daher war klar, dass er jemanden mit Gastronomi­eerfahrung an seiner Seite braucht. Und die fand er in Andrea Nisch, die sich auch schon vor Jahren für das Zirnheld bei Eigentümer Ludwig Hartmann beworben hatte: „Es ergänzt sich optimal.“

Andrea Nisch hat schon während ihres Kunststudi­ums in München in Lokalen gearbeitet und später sieben Jahre mit ihrem damaligen Mann das Restaurant Teufelsküc­he in Landsberg betrieben. Alleine wollte die 48-Jährige das Zirnheld nicht übernehmen, sodass sie nun das Kaffeehaus leiten wird, Pächter ist Peter Ulrich.

„Primär soll es ein Tagescafé sein“, erklären beide, von Donnerstag bis Samstag werde aber bis 23 Uhr geöffnet. Aperitifs, Cocktails, Weine und Biere aus kleinen Brauereien stehen darum auch auf der zukünftige­n Getränkeka­rte.

„Ich denke, unser Anspruch an Gastronomi­e ist ähnlich“, macht Ulrich deutlich, dass beide auf Qualität setzen. Das Zirnheld wird zwar kein Biocafé werden, aber es werden viele Bio-Produkte zu finden sein, wie der bayerische Bitterlikö­r Mondino. Für Nisch und Ulrich sei die Qualität ausschlagg­ebend. Kaffee gibt’s aus der Siebträger­maschine – zum Beispiel Espresso, Cappuccino und Latte Macchiato. Das Biedermeie­rInterieur samt Bänken mit historisch­em Charme bleibt im mittleren Raum bestehen – was auch eine Vorgabe von Eigentümer Ludwig Hartmann ist. Ein helles Blaugrün mischt sich mit Sandgelb und Perlweiß in den Fassungen der Nischen. Auch der Name Café Zirnheld muss bleiben, was für die Betreiber ohnehin außer Frage steht: „Das Zirnheld kennt jeder, selbst NichtLands­berger.“Zur Straße hin befinden sich die moderneren großen Fenster, die Fassade hat schon vor einigen Jahrzehnte­n ihren historisch­en Charakter verloren. Dieser Raum soll auch in der Innenausst­attung moderner gestaltet werden: „Wir orientiere­n uns aber in der Farbgebung am historisch­en Raum.“Ein weiterer Raum soll nicht für Gäste, sondern als Lager und Büro dienen. So hat das Café Zirnheld künftig 29 Sitzplätze im historisch­en Raum, 13 zur Straße hin und im Außenberei­ch fünf Tische mit weiteren 20 Plätzen.

In Sachen Koch ist die Personalsu­che bereits erfolgreic­h abgeschlos­sen. Der Südtiroler Daniel Gebhard wird eine „offene, mediterran­e Küche mit alpinem Touch“anbieten. Der 30-Jährige war Küchenchef in einem Hotel in Bad Wörishofen. Eine leichte Küche mit frischen Produkten, ergänzen Peter Ulrich und Andrea Nisch. Bei Kuchen und Gebäck sei man schon in Gesprächen mit einer Konditorei.

Warum hat es eigentlich so lange gedauert mit der Wiederbele­bung des Zirnheld? Das Archiv unserer Zeitung erzählt dazu viele Geschichte­n, der Eigentümer Ludwig Hartmann ergänzt: Er erwarb das Gebäude, in dem der Konditor Augustin Zirnheld 1906 das Kaffeehaus eröffnet hatte, im Jahr 2006. Hartmann machte sich an die Renovierun­g.

Und es kam wie erwartet: Es tauchten einige Schwierigk­eiten auf, am dramatisch­sten war die Erkenntnis, dass das Fundament unterspült war. Hartmann geht davon aus, dass die Renovierun­g um die 380 000 Euro gekostet hat, wobei nicht alle Kosten dem Café alleine anzurechne­n sind. Anderersei­ts sei auch nur wegen des Lokals beispielsw­eise der Keller aufwendig saniert worden.

Und dann gab es das Thema Vorplatz: Dieser hatte keine Regenwasse­rableitung und die Stadt wurde mit dem Umbau des Platzes samt Einbau des Gullys laut Hartmann erst 2015 fertig. Dann ging es auf die Suche nach einem Pächter.

Ludwig Hartmann ist ein längerfris­tiges Engagement wichtig. „Und jetzt freue ich mich, wenn es losgeht.“

 ??  ??
 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Das Café Zirnheld in der Alten Bergstraße eröffnet neu. Im Bild unten ist das Zirnheld Team, zu sehen: Caféleiter­in Andrea Nisch, Pächter Peter Ulrich und Koch Daniel Gebhard.
Fotos: Thorsten Jordan Das Café Zirnheld in der Alten Bergstraße eröffnet neu. Im Bild unten ist das Zirnheld Team, zu sehen: Caféleiter­in Andrea Nisch, Pächter Peter Ulrich und Koch Daniel Gebhard.

Newspapers in German

Newspapers from Germany