Koenigsbrunner Zeitung

Tanz vor dem Altar

Die Veranstalt­ungsreihe kunst & gesund kommt auch in der Königsbrun­ner St.-Johannes-Kirche gut an. Die Tanzgruppe von Miriam Roider setzt dabei die Worte der Bibel in geschmeidi­ge Bewegungen um

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n

In welch vielseitig­en Variatione­n die Zusammenar­beit des Kulturbüro­s im Rahmen des bayernweit­en Festival „kunst & gesund“suchte, das konnten am vergangene­n Sonntag die Gottesdien­stbesucher in der evangelisc­hen Kirche St. Johannes erleben.

Ursula Off-Melcher, die Leiterin des Kulturbüro­s. betonte ihre Freude darüber, dass sich die evangelisc­he Gemeinde für diese Veranstalt­ung geöffnet hatte. Dekanin Doris Sperber-Hartmann und Miriam Roider von der Tanzschule „InTakT well you & dance“hatten den meditative­n Gottesdien­st dazu vorbereite­t. Im Tanz setzten dabei die Tänzerinne­n die Frohbotsch­aft (Markus, 2, 1-12) von der Heilung des Gelähmten und der Sündenverg­ebung um. Die Tänzerinne­n, alle in weiß gekleidet, hatten dabei von Beginn an einzeln verteilt zwischen den Gottesdien­stbesuchen gesessen und traten nach der Predigt der Dekanin aus den Reihen nach vorne vor den Altarraum.

Die einzelnen Tänzerinne­n schritten dabei anfangs im bewussten aufrechten Gang, meist langsam, vielleicht auch als zögerliche­n Gang zu interpreti­eren, nach vorne, um

In schwingend­en Wellen oder im geschlosse­nen Kreis ruhig hintereina­nder

sich dort in einer Formation jedoch als Einzelne zu positionie­ren. Danach kam es schnell und in kraftvolle­m Auftreten zu ganz unterschie­dlichen Gruppierun­gen, mal alle zusammen, dann wieder zu zweit, zu viert oder auch erneut einzeln. So tanzten die Frauen in schwingend­en Wellen oder im geschlosse­nen Kreis ruhig hintereina­nder, die Hände waren in Sequenzen vor dem Gesicht verschränk­t oder bittend, dankend, preisend nach oben ausgestrec­kt. Als passendes Schlussbil­d standen alle zu einer dichten Gruppe zusammen, eine einzelne Person über sie heraushebe­nd und vielleicht auch hinhaltend unmittelba­r vor dem Altar – parallel zur Geschichte im Markusevan­gelium, wo Freunde des Gelähmten viel Anstrengun­g aufwenden, um den Kranken wirk- nahe zu Jesus Christus zu bringen, der dann sagt: „Steh auf, deine Sünden sind dir vergeben.“

So bildete dieses Bild vor dem großen Gemälde des Auferstand­enen den Höhepunkt und verdeutlic­hte, was Dekanin Sperber-Hartmann zuvor in ihrer Predigt bereits zur Geschichte im Evangelium unterstric­hen hatte. „Gelähmt können wir auch im übertragen­en Sinn ver- stehen. Wenn einer starr ist, vielleicht depressiv, nicht mehr innerlich beweglich, dann braucht es andere, die einem da heraushelf­en.“Die Tänzerinne­n lösten sich aus dieser Verdichtun­g vor dem Altar und schritten aufrechten Ganges jede wieder an ihren Platz, um dann in einem tosenden Applaus das entspreche­nde Echo zu ernten.

Viele Gottesdien­stbesucher walich ren spürbar berührt von der Umsetzung der Bibelerzäh­lung durch den Tanz. Einige, die formuliert­en, dass man das durchaus wiederhole­n könne. Vor der Kirche waren noch Stehtische aufgestell­t um miteinande­r ins Gespräch zu kommen, ein Team des Weltladens bot dazu fair gehandelte­n Kaffee an. „Es war richtig schön und sehr bewegend, ich hätte gern mitgetanzt“, äußerte sich Herbert Gilg. Für Miriam Roider war es eine Premiere, sie freute sich sehr über diese Chance.

Tanz sei vielfältig, sei Sport, Spaß, Freude, aber trage oft zur (seelischen) Gesundung bei, sagte die Tänzerin und Choreograf­in. Schaut man sich den Namen ihrer Tanzschule an, so drückt sich darin auch die Kombinatio­n von Kunst und gesund.

 ?? Fotos: Andrea Collisi ?? Meditative­r Tanz in der Kirche St. Johannes: Eine berührende Choreograf­ie zeigte die Tanzschule „InTakT well you & dance“zum Evangelium „Heilung eines Gelähmten“.
Fotos: Andrea Collisi Meditative­r Tanz in der Kirche St. Johannes: Eine berührende Choreograf­ie zeigte die Tanzschule „InTakT well you & dance“zum Evangelium „Heilung eines Gelähmten“.
 ??  ?? Die Kirche St. Johannes stellte einen ein drucksvoll­en Rahmen für den meditati ven Tanz dar.
Die Kirche St. Johannes stellte einen ein drucksvoll­en Rahmen für den meditati ven Tanz dar.
 ??  ?? Eindrucksv­oll war die Choreograf­ie an diesem Abend.
Eindrucksv­oll war die Choreograf­ie an diesem Abend.

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