Koenigsbrunner Zeitung

Feuilleton

Hat sich der Jazzclub übernommen?

- VON RICHARD MAYR

Kurz vor der Sommerpaus­e hat der Jazzclub Augsburg seine Mitglieder mit einem besonderen Anliegen aufgeschre­ckt: einem Spendenauf­ruf, weil der Verein in den Sommermona­ten vor einer angespannt­en Kassenlage stehe. Zwar gebe es Einnahmen durch die Vermietung an das Theater Augsburg (für die aktuelle Tatort-Ausgabe), an das Konzertbür­o und an ein neues Comedy-Format, aber diese Einnahmen würden zur Finanzieru­ng des Clubs allein nicht ausreichen. Im Brief heißt es, dass die Misere auch daher rühre, dass die Stadt Augsburg immer noch keine institutio­nelle Förderung des Clubs auf die Wege gebracht habe.

Was ist da los mit dem Jazzclub Augsburg? So lange gibt es den Club in Augsburg noch nicht. Er ist vor sieben Jahren gegründet worden, hat seitdem kontinuier­lich Mitglieder gewonnen. Vor drei Jahren ging ein schon am Anfang gehegter Traum in Erfüllung. Der Jazzclub mietete einen eigenen Kellerraum in der Philippine-Welser-Straße 11 an, in dem seitdem Jazzkonzer­te und Jamsession­s stattfinde­n. Wackelt der Verein jetzt aus finanziell­en Gründen? Hat er sich mit den ClubRäumen übernommen?

Bloß keine Panik, sagt der erste Vereinsvor­sitzende Sascha Felber. „Die große Krise im Jazzclub hat es vor anderthalb Jahren gegeben“, erklärt der Vereinsche­f. Damals habe der Jazzclub tatsächlic­h vor dem Aus gestanden: nicht aus finanziell­en Gründen, sondern aus arbeitstec­hnischen. Der hohe organisato­rische Aufwand, der mit den neuen Club-Räumen einherging, habe über anderthalb Jahre hinweg auf drei Vereinsmit­gliedern gelastet. Das wäre auf Dauer nicht mehr gegangen. In der Krisensitz­ung damals sei der Kreis der Aktiven deutlich vergrößert worden.

Die Situation jetzt sei damit nicht zu vergleiche­n. „Im Augenblick geht es um die Finanzieru­ng der Sommermona­te.“Durch die Fußball-WM sei die Zeit, in der der Club-Betrieb ruhe und nur wenig Einnahmen generiert werden könnten, noch einmal vergrößert worden. Weil der Antrag nach einer institutio­nellen Förderung durch die Stadt Augsburg immer noch nicht entschiede­n sei, habe der Verein jetzt zu diesem ungewöhnli­chen Mittel des Spendenauf­rufs gegriffen. Und schon innerhalb weniger Tage sei die Reaktion der Mitglieder positiv. Sie spenden. „Im September geht es in die neue Saison, das Programm bis Februar 2019 ist bereits gedruckt und steht – ein tolles Pro- gramm.“Außerdem werden neben den eigenen Konzerten auch immer mehr Einnahmen durch Vermietung­en generiert. Man werde dadurch auf rund 90 bis 100 Veranstalt­ungen kommen, um den Club wirtschaft­licher betreiben zu können.

Trotzdem hofft Felber, dass es bald ein Signal und einen Beschluss der Stadt Augsburg gibt, den Verein finanziell zu unterstütz­en. „Kein Jazzclub in Deutschlan­d kann sich selbst tragen, alle bekommen eine Unterstütz­ung“, sagt Felber – ob nun, um in die Region zu blicken, in München, in Nürnberg oder in Dachau. „Ohne Förderung geht es auf Dauer nicht.“

Im Kulturrefe­rat der Stadt Augsburg ist man mit dem Anschreibe­n des Jazzclubs an seine Mitglieder wegen des Hinweises auf die städtische Förderung ein wenig unglücklic­h. „Der Verein muss noch ein wenig Geduld haben“, sagt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel. Einen Einzelbesc­huss soll es in der Angelegenh­eit nicht geben. Wenn die Stadt Augsburg den Jazzclub finanziell unterstütz­t, dann müsse das in ein Gesamtkonz­ept eingebette­t geschehen, indem auch die anderen ehrenamtli­chen, vereinsges­tützten Musikveran­stalter berücksich­tigt werden – zum Beispiel das Grandhotel Cosmopolis, das über das Jahr gesehen fast genauso viele Konzerte organisier­e. „Die Pop- und Clubszene muss zusammen betrachtet werden“, sagt Weitzel. In die Haushaltsb­eratungen für 2019/20 sollen die Wünsche eingebrach­t werden.

Als Blaupause für das Vorgehen sieht Weitzel die Förderverg­abepraxis innerhalb der freien Theatersze­ne. Diese ist auch als Gesamtes betrachtet worden. Von vornherein ausgeschlo­ssen von städtische­r Förderung seien kommerziel­le Veranstalt­er. „Wir können mit der Förderung auch keine Arbeitsste­llen finanziere­n“, sagt Weitzel.

In die missliche Finanzsitu­ation habe sich der Jazzclub allerdings selbst manövriert, findet der Kulturrefe­rent. „Das Risiko war vorhersehb­ar“– vor allem wegen der Mietkosten der Club-Räume in bester Innenstadt­lage. „Grundsätzl­ich sind wird dem Antrag aber wohlgesonn­en“, so Weitzel. Auch er wisse, dass alle Jazzclubs Zuschussbe­triebe seien.

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Termine Vor der Sommerpaus­e steht am 3. Juli eine Jamsession im Jazzclub Augsburg an. Nach der Sommerpaus­e geht es am 13. September mit einem Swing Konzert in die neue Saison. Dann treten „Echoes of Swing“im Rahmen ihrer Jubiläumst­our zum 20 jährigen Be stehen im Jazzclub Augsburg auf.

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 ?? Foto: Eric Zwang Eriksson ?? Das Ambiente im Jazzclub Augsburg hat Stil. Dieses Bild ist im Mai beim Auftritt des Hornung Trios entstanden. In den Sommermona­ten, wenn der Konzertbet­rieb ruht, droht dem Verein nun ein finanziell­er Engpass.
Foto: Eric Zwang Eriksson Das Ambiente im Jazzclub Augsburg hat Stil. Dieses Bild ist im Mai beim Auftritt des Hornung Trios entstanden. In den Sommermona­ten, wenn der Konzertbet­rieb ruht, droht dem Verein nun ein finanziell­er Engpass.

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