Schau mal, was da wächst – und warum
Die Schwabmünchner Ortsgruppe des Bauernverbandes spaziert mit interessierten Bürgern über die Felder. Was die Gäste dabei alles erfahren haben
Schwabmünchen Gespannt stehen Helmut Kugelmann und Karl Wagner neben einem sauber geputzten Traktor an der Antoniuskapelle unweit des Schwabmünchner Feuerwehrhauses. Zum zweiten Mal haben die Vertreter der Schwabmünchner Ortsgruppe die Bürger zum Dialog eingeladen. Schon im Vorjahr boten sie einen informativen Rundgang über die Felder an, doch die damals arge Hitze sorgte für wenig Gäste.
Heuer war es besser. Mehr als zehn Interessierte fanden sich ein und wurden bei einem Spaziergang über die Felder bestens informiert. „Wir wollen ihnen zeigen, was wir machen und warum wir dies tun“, erklärte Karl Wagner zu Beginn der Führung. Dann ging es über einen Feldweg inmitten der Felder. Wagner erklärte, was dort angesät wurde und welchen Verwendungszweck die Früchte haben. Allein beim Weizen ist die Vielfalt für den Laien auf den ersten Blick kaum überschaubar. Da gibt es nicht nur den fürs Mehl, auch als Futter wird er aufs Feld gebracht, genauso wie zur Gewinnung von neuem Saatgut. „Der größte Teil des Weizens, der hier angebaut wird, ist Futter“, erklärt Wagner.
Und der hat stellenweise schon unter dem Wetter gelitten. Doch das sehen die Gäste erst nach einer Erklärung. „Die hellen Stellen an der Ähre, dass sind Einschläge von Hagelkörnern“, erklärt Karl Wagner. Dabei wurde das Korn förmlich aus der Ähre geschossen. Das mindert einen den Ertrag, zum anderen sorgt diese Verletzung dafür, dass die Frucht anfälliger wird. Auf den Feldern westlich der Kapelle war der Hagelschaden überschaubar. Schlimmer hat es die Flächen zwischen Schwabegg und Wertach bei Hirschwang erwischt. „Dort sind wohl rund 80 Prozent kaputt“, erklärt Helmut Kugelmann, der selbst davon betroffen ist. Zwar sind die meisten Landwirte gegen solche Schäden versichert, aber dies deckt nur einen Teil des Schadens.
Ein ähnliches Bild zeigt Wagner beim Mais auf. Dort sind viele Blätter kaputt. „Die wachsen nun nach. Aber das kostet die Pflanze Kraft“, erklärt der Landwirt. Kraft, die dann im weiteren Wachstum fehlt. Da ist es gut, dass das Wetter sonst dem Wachstum entgegenkam. Viele der Feldfrüchte sind schon relativ weit. „Gut möglich, dass wir heuer ein bis zwei Wochen früher ernten können“, schätzt Wagner.
Beim Mais ist das gut zu sehen. „Eine Regel sagt, der Mais soll am 7.7. 77 Zentimeter haben“, erklärt er. Auf vielen Feldern ist auch ohne Meterstab gut zu sehen, dass dieser Wert schon deutlich überschritten ist. Wenn dann geerntet ist, folgt die Vorbereitung auf das nächste Jahr. Dann wechselt die Frucht auf dem Feld.
„Jede Pflanze hat andere Bedürfnisse an die Nährstoffe im Boden. So schafft man Ausgleich“, erklärt Karl Wagner und entkräftet so die Frage nach Monokulturen. „Die gibt es bei uns eigentlich nicht“, ergänzt Helmut Kugelmann. „Das gibt es im Osten, wenn auf 500 Hektar eine Frucht steht. Aber hier kommt alle paar Meter was anderes“, erläutert Kugelmann und deutet über die Felder. Karl Wagner kennt aber auch ein Beispiel für Monokultur vor der Haustür: „Schauen sie in Richtung Osten aufs Lechfeld. Dort wächst nun im sechsten Jahr in Folzum ge auf denselben Feldern Spargel.“Ein großes Problem der Landwirte ist der Flächenverbrauch. „Je mehr verbaut wird, desto weniger bleibt für uns übrig. Flächen sind endlich, die wachsen nicht nach“, so Wagner. Für viele Kleine entsteht dann irgendwann das Problem, dass die Flächen nicht mehr ausreichen, um vernünftig zu wirtschaften. Zudem steigen die Preise seit einigen Jahren deutlich.
„Es wird wohl so sein, dass die Kleinen aussterben und am Ende nur ein paar Große übrig bleiben“, so Wagner.