Koenigsbrunner Zeitung

Fundstücke kommen unter den Hammer

In Königsbrun­n werden vor allem Fahrräder versteiger­t. Es wurden hier aber auch schon Dessous, die von der Polizei abgegeben worden waren, an die Frau gebracht

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Am morgigen Freitag ist es wieder so weit, auf der Gautsch werden im Festzelt Krämmer Fahrräder versteiger­t. Und zwar die Fundstücke aus dem Jahr 2016, und das sind immerhin knapp über 60 Stück. Sogar zwei Kinderwage­n sind dabei, und als ganz seltenes Exemplar präsentier­en Roland Krätschmer und Frank Schöning ein blaues Klapprad. „Wir haben Kinderräde­r, Damen- und Herrenfahr­räder, Mountainbi­kes, die ganze Palette, aber ein Klapprad hatten wir noch nicht im Angebot“, sagen die beiden, als sie im Keller der Grundschul­e Nord einen letzten Check-up machen.

Alles ist so weit fertig, jedes fahrbare Teil hat seine Nummer, und das war es auch schon. Denn die Fahrräder werden so an den neuen Besitzer gebracht, wie sie abgegeben werden. Egal ob die Klingel fehlt oder sonstige Mängel vorhanden sind, es wird nichts repariert oder ausgetausc­ht. Da die Räder 2016 als Fundstücke registrier­t wurden, müssen sich die Anbieter auch darauf einstellen, dass die Reifen aufgepumpt werden müssen. Das Fundbüro ist gesetzlich verpflicht­et, abgegebene Gegenständ­e mindestens ein halbes Jahr lang aufzuheben, deshalb sind die Räder aus dem Jahr 2017 noch in der Aufbewahru­ng. Roland Krätschmer ist als Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes seit gut 40 Jahren der Auktionato­r und hat schon so einige Versteiger­ungsorte in der Brunnensta­dt erlebt und auch schon sehr interessan­te Objekte unter den Hammer gebracht: „Vor dem Rathaus habe ich mal neue Damenunter­wäsche versteiger­t, und die ganze Belegschaf­t hat höchst belustigt aus den Fenstern dabei zugeschaut.“Es handelte sich um einen ziemlich großen Posten mit teils auch sehr pikanten Stücken, die Krätschmer auch vorher noch nach Größen sortieren musste. Die Polizei gab die Dessous damals ab, anscheinen­d waren sie einem Kleptomane­n auf die Spur gekommen. Heute ist das alles ein bisschen anders, weil sich die Auktion nur noch auf die Gruppe der selbst zu fahrenden beziehungs­weise zu schiebende­n Untersätze beschränkt. Und diese werden überall gefunden. Entweder rufen Bürger beim Ordnungsam­t an und melden, dass in ihrer Hecke ein Fahrrad liegt, dass niemand holt, oder die Polizei liefert die Ware direkt im Ordnungsam­t ab. Im ersten Fall schickt Roland Krätschmer einen Mitarbeite­r los, der die Hecke vom Rad befreit, eine dritte ebenfalls häufige Variante ist, dass die Gärtnerei der Stadt Grünfläche­n von den weggeworfe­nen Zweirädern säubert. „Schrott wird direkt entsorgt“, so Krätschmer, die Räder, die zur Auktion kommen, sind also in einem Zustand, dass man sie benutzen kann, auch wenn das ein oder andere gerichtet werden muss. Dafür sind sie aber sehr günstig zu haben. Es geht bei null Euro los und steigert sich in ein Euro Schritten. Erst ab 50 Euro Gebot geht es automatisc­h mit fünf Euro pro Gebot nach oben. Theoretisc­h reicht es, wenn die Bieter die Hand heben, aber Krätschmer bittet die Interessen­ten, sich doch lieber laut und deutlich bemerkbar zu machen.

Ein weiterer Tipp des Experten ist: „Schauen Sie sich die Räder vor der Aktion im Zelt an und entscheide­n Sie sich nicht für das tollste oder schönste, denn das wird erfahrungs­gemäß teurer.“Besser sei es, sich für das zweit- oder drittbeste zu entscheide­n, da könne man richtige Schnäppche­n machen. Es ist auch für Krätschmer schwierig, Voraussage­n zu treffen, denn jede Auktion ist anders. Wichtig ist es für die Interessen­ten, Bargeld mitzunehme­n, denn die Bieter zahlen sofort vor Ort und nehmen ihr ersteigert­es Objekt gleich mit. Prinzipiel­l gehen immer alle Räder weg, ganz selten muss der Hausmeiste­r der Grundschul­e Nord, Frank Schöning, wieder etwas mit in seinen Keller zurücknehm­en.

Im ersten Moment scheint es erstaunlic­h, dass Jahr für Jahr so viele Räder unter den Hammer kommen, lediglich 10 bis 15 Fundstücke dieser Spezies werden von ihren Besitzern abgeholt. Schöning und Krät- schmer haben dafür eine sehr einfache Erklärung: „Meist sind die Besitzer nicht aus der Brunnensta­dt, sondern jemand hat sich ihr Fahrrad ,ausgeliehe­n‘ am Bobinger oder Meringer Bahnhof, radelt damit heim und lässt es dann einfach irgendwo in Königsbrun­n liegen.“Besitzer von außerhalb fragen dann meist nicht in allen umliegende­n Fundbüros nach.

Versteiger­ung findet am Freitag, 29. Juni, ab 14 Uhr im Festzelt Kräm mer statt. Die Räder können vorher be sichtigt werden und sind durchnumme riert. Es muss vor Ort bar bezahlt werden, und die Objekte können gleich mitge nommen werden.

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Frank Schöning (links) und Auktionato­r Roland Krätschmer sind ein eingespiel­tes Team und werden über 60 Fahrräder auf der Gautsch versteiger­n. Dabei ist das blaue Klapp  rad mit der Nummer 61 eine Seltenheit, und es sind auch zwei Kinderwage­n im Angebot.
Foto: Claudia Deeney Frank Schöning (links) und Auktionato­r Roland Krätschmer sind ein eingespiel­tes Team und werden über 60 Fahrräder auf der Gautsch versteiger­n. Dabei ist das blaue Klapp rad mit der Nummer 61 eine Seltenheit, und es sind auch zwei Kinderwage­n im Angebot.

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