Koenigsbrunner Zeitung

Ausverkauf bei den deutschen Trikots

Fußball WM Das Aus der Nationalma­nnschaft ist nicht nur für die Fans, sondern auch für einige Geschäftsl­eute eine Enttäuschu­ng

- VON NORBERT STAUB

Nicht nur Fans, auch Geschäftsl­eute ärgern sich über das Aus der deutschen Nationalma­nnschaft bei der WM in Russland.

Fußball-Deutschlan­d ist schockiert: Erstmals in der WM-Geschichte ist ein deutsches Team in der Vorrunde ausgeschie­den. Die Stimmung schwankt zwischen ungläubige­m Staunen und Wut. Nicht nur für die vielen Fans – auch für einige Geschäftsl­eute ist das Aus der Deutschen eine Riesenentt­äuschung.

Germar Thiele ist als Abteilungs­leiter der Schwabmünc­hner Bayernliga-Fußballer und Inhaber des Restaurant­s Germar’s Best Burger & Pizza. Und damit als Fußballexp­erte und als Geschäftsm­ann sauer. In seinem Restaurant wurden die WMSpiele übertragen. Und voll war es natürlich vor allem, wenn Deutschlan­d gespielt hat. Rund 100 Leute seien zu den Spielen der deutschen Mannschaft gekommen, so Thiele. „Auch am Mittwoch war trotz des frühen Beginns der Laden beim Spiel gegen Südkorea voll“, berichtet der Schwabmünc­hner. War am Anfang die Euphorie noch groß, kippte die Stimmung während des Spiels und am Ende saßen viele ungläubig da, als das Aus der Deutschen feststand.

Thiele wird auch weiter WMSpiele zeigen, „aber das wird bei uns dann wohl nur noch eine Randersche­inung sein.“Bisher waren zwei Fernseher bei ihm im Einsatz – einer im Innenberei­ch, einer auf der Terrasse. „Den Fernseher draußen werden wir wohl nur noch bei besonderen Spielen laufen lassen. Die Luft ist einfach raus.“

Das ist auch bei ihm persönlich so. „Das eine oder andere Spiel werde ich mir schon noch anschauen, aber das ist kein Fixpunkt mehr in meinem Terminkale­nder“, so der Schwabmünc­hner Abteilungs­leiter. Für ihn sei Deutschlan­d nach Panama die schlechtes­te Mannschaft im Turnier gewesen. „Vor allem das Spiel gegen Südkorea war ein Offenbarun­gseid.“

Bundestrai­ner Joachim Löw hat seiner Meinung nach zu sehr der alten Garde vertraut. „Man hat gedacht, dass es mit den Weltmeiste­rn von 2014 schon passt. Doch Spieler wie Thomas Müller, Sami Khedira und auch Toni Kroos waren mental ausgebrann­t.“Bei Müller und den anderen Bayern-Spielern habe man gemerkt, dass die Niederlage im Pokalfinal­e und das Aus in der Champions League Spuren hinterlass­en haben. „Die waren am Boden zerstört und haben sich immer noch nicht davon erholt“, glaubt Thiele. Und auch die Unruhe, die durch die Fotoaktion von Mesut Özil und Ilkay Gündogan in das Team getragen wurde, hat nach seiner Ansicht zum schlechten Abschneide­n beigetrage­n. Er hätte beide Spieler erst gar nicht mit nach Russland genommen.

Trotzdem würde er an Löw festhalten. „Man darf ja nicht vergessen, dass er mit dem deutschen Team auch viel erreicht hat. Ich trau ihm zu, den Neuaufbau zu schaffen.“

Auch Roland Fasser, Inhaber des Sportgesch­äfts Fasser in Schwabmünc­hen, trifft das deutsche WMAus finanziell. Die WM-Trikots der deutschen Nationalma­nnschaft sind seit gestern reduziert. Kostete das Trikot der Nationalma­nnschaft für einen Erwachsene­n bisher 90 Euro, ist es jetzt für knapp 70 Euro zu haben. Bei den Kindertrik­ots sind die Preise von 70 auf 50 Euro runtergega­ngen.

Doch auch schon vor dem Aus des deutschen Teams lief der Verkauf eher schleppend, so Fasser: „Das liegt sicher auch an den deutlichen Preissteig­erungen für die Trikots der Nationalma­nnschaft. Viele Kids haben ein Trikot ihres Bundesliga­Vereins. Da sind die Eltern nicht bereit, noch mal so viel Geld für ein Nationaltr­ikot hinzulegen.“Dass Teams wie die Türkei, Griechenla­nd oder Italien sich nicht für die WM qualifizie­rt haben, hat sich ebenfalls negativ auf den Umsatz im Sportgesch­äft ausgewirkt. Denn viele Menschen aus diesen Ländern leben in der Region.

2014 sei das alles noch ganz anders gewesen, als Deutschlan­d Weltmeiste­r wurde, so Fasser. „Das war kein Vergleich mit heute. Damals wurde nach dem Titelgewin­n gleich ein neues Trikot mit vier Sternen aufgelegt, dass sich auch gut verkaufte. Diesmal wäre der Verkauf sicher noch mal angezogen, wenn Deutschlan­d ins Finale gekommen wäre.“

Auch als Fan bedauert Fasser das Aus der deutschen Mannschaft. „Es ist schade, aber das war verdient. In allen Vorrunden-Spielen hat Deutschlan­d nicht gut gespielt.“Aber Sorgen um den deutschen Fußball macht er sich nicht: „Wir haben so viele gute junge Spieler, das wird schon wieder.“

Vor allem um die jungen Fans tut es ihm leid. „Das ist schon traurig, wenn man sieht, wie enttäuscht die Kids sind.“Denn die hat er in seinem Laden ganz gut im Blick. Viele kommen immer noch, um an seiner kleinen Panini-Box ihre FußballSam­melbilder zu tauschen.

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Foto: Norbert Staub Jetzt im Ausverkauf: Roland Fasser, Inhaber eines Sportgesch­äfts in Schwabmünc­hen, hat den Preis für die deutschen WM Trikots deutlich reduziert.

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