Koenigsbrunner Zeitung

Freistaat „verlegt“Augsburg nach Niederbaye­rn

Ein Teilnehmer findet in der Einladung einen Fehler und weist Markus Söder augenzwink­ernd darauf hin

- VON INA KRESSE

Diese Minuten wird Walter Neumair nicht so schnell vergessen. Der Architekt war einer der 30 Männer und Frauen, die am vergangene­n Montag zur Bürgerspre­chstunde mit Markus Söder in Augsburg eingeladen waren. Neumair scheute sich bei dem persönlich­en Gespräch nicht davor, Bayerns Ministerpr­äsidenten augenzwink­ernd auf einen kleinen Fauxpas hinzuweise­n.

Diesen hatte der Augsburger nämlich in der Einladung der Staatskanz­lei zur Bürgerspre­chstunde im Internet entdeckt. Darin stand geschriebe­n, dass bei der Bürgerspre­chstunde in Schwaben in Augsburg sich Bürgerinne­n und Bürger aus dem Regierungs­bezirk Niederbaye­rn vertraulic­h mit dem Ministerpr­äsidenten austausche­n könnten. „Wann genau Augsburg in Niederbaye­rn eingemeind­et wurde, konnte mir Markus Söder leider nicht schlüssig beantworte­n“, meint der 75-Jährige gegenüber unserer Redaktion humorig. Söder sei etwas verblüfft gewesen, als er ihn bei dem Treffen in der Regierung von Schwaben auf das kleine Versehen ansprach. „Er hat schon geschmunze­lt. Aber ob er es tatsächlic­h so lustig fand ...“So weit die kleine Anekdote am Rande. Das persönlich­e Gespräch mit Bayerns Ministerpr­äsidenten hat bei Walter Neumair freilich mehr Eindruck hinterlass­en.

„Wir waren sehr vertrauens­voll miteinande­r. Einmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich ihm über den Mund gefahren bin“, erzählt Neumair. „Danach dachte ich mir, dass ich zu wenig respektvol­l war. Aber ich war so in Rage.“Dem Augsburger war es nämlich ein Anliegen, sich mit Markus Söder über die Digitalisi­erung und ihre Konsequenz­en zu unterhalte­n. Die Politik richte ihr Wahlprogra­mm zu wenig auf die Zukunft der Bevölkerun­g aus, kritisiert er. „Sie kann nicht erklären, was die Digitalisi­erung für die Menschen bedeutet.“Er selbst befürchtet, dass viele Menschen irgendwann auf der Strecke bleiben werden. „Auch habe ich Herrn Söder auf den Ausverkauf unserer Hightech-Firmen wie Kuka angesproch­en. Das wollte er aber nicht so kommentier­en.“

Walter Neumair ist mit der Bürgerspre­chstunde, die Markus Söder erstmals als Ministerpr­äsident eingeführt hat, vollauf zufrieden. „Für mich war es eine tolle Erfahrung, so intim mit ihm sprechen zu können. Er ist ein sympathisc­her und hochintell­ektueller Mensch mit einem guten Humor.“Die Unterhaltu­ng sei für ihn rasend schnell vergangen. „Söders Leute sagten anschließe­nd zu mir, ich hätte meine Zeit völlig ausgenutzt.“

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