Koenigsbrunner Zeitung

Keine Zeit zu haben ist ansteckend

Schüler des Leonhard-Wagner-Gymnasiums führen „Momo“von Michael Ende auf. Der Kern des Stücks regt zum Nachdenken an

- VON NICOLE FISCHER

Dass man mit einfachen Mitteln ein Schulfoyer in eine Bühne verwandeln kann, bewiesen die Schüler des LeonhardWa­gner-Gymnasiums in Schwabmünc­hen bei ihrer Premierena­ufführung des bekannten Stücks „Momo“von Michael Ende. Tolle Effekte mit Licht und Nebelmasch­ine sorgten für Atmosphäre. Die beeindruck­enden schauspiel­erischen Leistungen der Schüler zogen dann das Publikum endgültig in seinen Bann.

Sarah Redemann glänzte in der Hauptrolle des Mädchens Momo, zusammen mit Martin Springer als Gigi, der Fremdenfüh­rer, und Dana Schmauser als Momos bester Freund Beppo, der Straßenkeh­rer. Auch die Rolle des Meisters Hora, dargestell­t von Konstantin Schütt, war sehr beeindruck­end, genauso wie der Friseur Fusi alias Romina Goth und die Puppe Bibigirl, gespielt von Mira Muxfeldt.

Barbara Ammer, die für die Dramaturgi­e und Regie zuständig war, kam selbst aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn sie wartete vergeblich auf das Stichwort „Text“. Alle Darsteller hatten einen enormen Text zu sprechen, und es gab nicht eine Stelle, bei der Hilfestell­ung notwendig gewesen wäre. Eine sehr große Leistung, denn die Aufführung dauerte gut zwei Stunden. Sogar die Kleinen, wie Barbara Ammer die Sechstkläs­sler lobte, waren textsicher. Es war ein tolles Zusammensp­iel aller Klassen: der Kurs „Darstellen­des Spiel“der 11. und 12. Klassen bis hin zu den Sechstkläs­slern.

Aber auch die hervorrage­nde Zusammenar­beit bei der Technik und im Allgemeine­n mit der benachbart­en Realschule hob sie lobend hervor. Ammer: „Die schulüberg­reifende Aktion war einfach super.“

Durch Licht und Ton, perfekt eingesetzt, erlebten die Zuschauer Grusel- und Gänsehaute­ffekte, etwa wenn die furchteinf­lößenden grauen Herren – hervorrage­nd gespielt von Luca Fernholtz, Markus Bobinger und Benjamin Steets – sowie die Gruppe der grauen Herren erschienen, um mit ihren bösen Machenscha­ften den rechtschaf­fenden, unschuldig­en Menschen die Zeit zu stehlen und sie gegen Geld einzutausc­hen. Der, der sich ihnen widersetzt­e, wurde ausgelösch­t. Zum Glück siegte letztendli­ch aber das Gute im Herzen.

Das Publikum erlebte einen sehr unterhalts­amen, aber auch nachdenkli­chen Abend, denn man wurde automatisc­h angeregt, über den Kern des Stücks nachzudenk­en, der sich um den Sinn oder Unsinn des Inhalts der gelebten Zeit befasst. Wie fülle ich meine Zeit aus? Jeder Mensch entscheide­t das für sich selbst. Die grauen Herren haben schon viele Menschen beeinfluss­t, und nur eine Minderheit wurde noch nicht ausgetrick­st. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, denn wie sagte Meister Hora: „Keine Zeit zu haben ist ansteckend.“

Diesen Kerngedank­en zu vermitteln ist den Schülern auf beeindruck­ende Weise gelungen – mit den überzeugen­den schauspiel­erischen Leistungen, den inhaltlich sehr guten und geschickte­n Dialogen und den kreativen, effektvoll­en Bühnenbild­ern.

 ?? Foto: Nicole Fischer ?? Der Streik der Kinder (links) bleibt leider erfolglos. Rechts: Beppo, der Straßenkeh­rer (Dana Schmauser), wird vom grauen Herren (Luca Fernholtz) gefangen gehalten und genötigt, seine Zeit endlich an die Zeitsparka­sse der grauen Herren zu verkaufen.
Foto: Nicole Fischer Der Streik der Kinder (links) bleibt leider erfolglos. Rechts: Beppo, der Straßenkeh­rer (Dana Schmauser), wird vom grauen Herren (Luca Fernholtz) gefangen gehalten und genötigt, seine Zeit endlich an die Zeitsparka­sse der grauen Herren zu verkaufen.
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