Koenigsbrunner Zeitung

Bürger müssen mitreden dürfen

In Augsburg stellt die Agenda-21-Bewegung im Stillen viele politische Weichen mit. Es gibt aber noch einige Hausaufgab­en zu erledigen – auch für die Stadtregie­rung

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger allgemeine.de

Mikroplast­ik im Eis am Nordpol. Regenwälde­r, die Plantagen für Palmöl weichen müssen. Solche Probleme sind für viele Menschen in Deutschlan­d weit weg. Was geht mich das an? Diesen Satz hört man auch in Augsburg öfter. Anderersei­ts es gibt eine Bewegung von Augsburger­n, die verstanden haben, dass ihr Leben in dieser Stadt in vielfacher Weise mit globalen Problemen verknüpft ist. Dass man diese Probleme auch hier vor Ort angehen muss, damit Augsburg auch in Zukunft lebenswert bleibt. Und dass es deshalb wichtig ist, in der Lokalpolit­ik mitzureden.

Die Rede ist von der LokaleAgen­da-21-Bewegung. Sie hat sich Dort hat man es geschafft, das beliebte Jugendfest­ival Modular auch zu einer Augsburger „Marke“für einen vorbildlic­hen Umgang mit Ressourcen zu machen. Am Catering sind ausschließ­lich regionale Anbieter beteiligt, darunter viele mit Biokost, vegetarisc­her oder veganer Verpflegun­g. Auf dem Festival gibt es viele Mitmachang­ebote für Besucher. Sie bekommen gezeigt, wie man alte Kleider mit ein paar Tricks in angesagte Klamotten verwandeln kann, oder wie man aus Restholz neue Möbel herstellt. Modular ist ein Vorbild in Sachen Nachhaltig­keit. Andere Großverans­taltungen haben in dieser Hinsicht noch Aufholbeda­rf – etwa die Sommernäch­te oder der Christkind­lesmarkt.

Augsburg ist auf dem Weg ein gutes Stück vorangekom­men. Seit 2013 darf man sich ganz offiziell mit dem Titel schmücken, eine der nachhaltig­sten Großstädte Deutschlan­ds zu sein. Diesen Anspruch in der Praxis voll und ganz zu erfüllen, dürfte schwierig bis unmöglich sein. Das hält die derzeit rund 350 Aktiven der Augsburger Agenda 21 und auch das Agenda-Büro der Stadt aber nicht davon ab, dem großen Ziel Schritt für Schritt ein Stück näher zu kommen.

Sie haben es beispielsw­eise auch geschafft, dass inzwischen alle Bereiche der Stadtverwa­ltung bei jeder Stadtratsv­orlage eine Einschätzu­ng abgeben müssen, wie nachhaltig das jeweilige Vorhaben ist. Vorerst ist es nur ein Versuch, der auf zwei Jahre angelegt ist. Ob das Thema „zukunftsfä­hige Stadt“damit noch stärker in den Köpfen von Mitarbeite­rn und Stadträten verankert werden kann, wie geplant, wird sich bei einer Auswertung im September zeigen.

Dieses Ergebnis steht noch aus. Sicher ist aber schon jetzt, dass die Lokale Agenda 21 in Augsburg zu einer Plattform geworden ist, auf der Bürger frühzeitig die Politik in ihrer Stadt mitgestalt­en und Verantwort­ung übernehmen können. Und genau dieser frühzeitig­e und transparen­te Dialog mit Bürgern sollte in der Augsburger Stadtregie­rung noch deutlich mehr Gewicht bekommen, auch über die Nachhaltig­keit hinaus.

Auch beim Feiern kann man einiges falsch machen

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Archivfoto: Michael Hochgemuth Augsburg ist in Sachen Nachhaltig­keit auf einem guten Weg. Ein Beispiel für entspreche­nde Projekte ist die Einführung wieder verwertbar­er Kaffeebech­er.
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