Kurzweilige Tennis Show
Mit dem kroatischen Spitzenspieler Ante Pavic gewinnen die Männer des TC Augsburg zwar mit 9:0 gegen Bad Wörishofen, sind aber enttäuscht über ihre Gäste
Höher als 9:0 kann man als Tennisteam nicht gewinnen, und trotzdem machte sich bei den Männern des TC Augsburg am Ende eines hoch erfolgreichen Bayernliga-Spieltags Enttäuschung breit. Denn die Gegner vom TTC Bad Wörishofen wollten sich beim Zwischenstand von 0:6 nach den Einzeln trotz allen guten Zuredens nicht davon überzeugen lassen, die noch ausstehenden drei Doppel zu spielen. Stattdessen akzeptierten sie klaglos, dass alle Partien für die Gastgeber vom TCA gewertet wurden, und bestellten ihr Mittagessen. Nicht einmal die Aussicht, damit den Aufstieg in die Regionalliga fast so gut wie sicher in der Tasche zu haben, konnte die Augsburger da trösten.
„Es ist so schade. Wir haben die Anlage voll mit Zuschauern und Tennisprofi Ante Pavic als Spitzenspieler da. Und jetzt wollen die Gäste einfach nicht mehr weiterspielen“, bedauerte TCA-Mannschaftsführer Helmut Martin zutiefst die Entscheidung. Martin hätte seinen Zuschauern und seinem Team, das an diesem Tag an jeder Position überzeugt hatte, die Zugabe so sehr gewünscht. Denn gut 200 waren auf Anlage an den Siebentischwald gekommen, um neben den drei Augsburger Talenten Michael Feucht, Luca Wiedenmann und Lukas Engelhardt auch den ehemaligen Davis-Cup-Spieler Ante Pavic aus Kroatien live zu erleben. Der 1,96 Meter große Profi verstärkte die TCA-Männer erst zum zweiten Mal in dieser Saison und zum ersten Mal überhaupt bei einem Heimspiel.
Sein Einsatz beschränkte sich somit aufs Einzel, in dem Pavic bei seinem 6:2, 6:2-Sieg wie erwartet hervorragendes Tennis bot. Zu einer richtigen Show wurde das Match aber durch seinen Gegner, Patrick Nystroem. Die Nummer eins der Wörishofer machte das Beste aus seiner deutlichen Unterlegenheit – mit einer Mischung aus Slapstick-Einlagen und massiver Gegenwehr. So ließ er sich für seinen Spielgewinn zum 1:5 vom Publikum feiern und lieferte sich mit Pavic teils spektakuläre Ballwechsel, wie Schläge rückwärts durch die Beine. Weil Ante Pavic diese Kunststücke aber auch konnte, dafür aber noch kraftvoller, sicherer und präziser retournierte, fand das Match ein zügiges Ende. „Ein Unterhaltungskünstler“, sagte Ante Pavic anschließend schmunzelnd über seinen Gegner, „er hat das Spiel für die Zuschauer interessant gemacht“.
Obwohl Pavic die meiste Zeit auf den internationalen Tennisturnieren unterwegs ist, findet er dennoch großen Spaß an seinen Einsätzen im Augsburger Bayernliga-Team. „Ich schätze den Klub und die Mannschaft sehr. Es ist ein richtig tolles Team, bei dem jeder hundert Prozent gibt“, sagt Pavic, der als Einzelkämpfer auf der Tour hin und wieder das Mannschaftsgefühl vermisst. Ein solches wie etwa im kroatischen Davis-Cup-Team, für das er vor zwei Jahren gespielt hat. Im kleinen Rahmen findet er dieses Gemeinschaftsgefühl nun beim TCA. Schon jetzt verspricht er, dass er auch im nächsten Jahr bei den Augsburgern gerne aushelfen würde, wenn es sich mit seinem Turnierkalender arrangieren lässt, der ihn im Sommer oft in die USA führt.
Dass sich ein Profi wie Pavic, auch wenn er dafür entlohnt wird, so in den Dienst einer Mannschaft stellt, am Tag zuvor anreist, um noch mit den Spielern zu trainieren und ihnen Tipps gibt, rechnet ihm Mannschaftsführer Helmut Martin hoch an. „Sowohl Pavic als auch unsere Nummer zwei, Filip Polasek, waren von der ersten Minute an Teamplaydie er“, sagt er, „ohne solche Spieler würden wir den Sprung in die Regionalliga definitiv nicht schaffen. Man braucht sich ja nur die Aufstellungen der Gegner anzuschauen.“
Doch der TCA will unbedingt nach oben, um seinen eigenen jungen Spielern die Möglichkeit zu geben, Regionalliga-Erfahrung zu sammeln. „Das ist der Paradigmenwechsel, den wir im Klub hinter uns haben. In den vergangenen Jahren hatten wir viele Talente im Frauenbereich, jetzt sind es mehr bei den Männern. Allerdings schaffen wir es nicht, alle sechs Positionen mit Augsburgern zu besetzen“, schildert Martin die Notwendigkeit der deutschen Clubs, auf internationale Profis zurückzugreifen, um ein solches sportliches Ziel realisieren zu können. Und das scheint aktuell mit 12:0 Punkten und Tabellenplatz eins vor dem letzten Spieltag am nächsten Sonntag schon so gut wie erreicht.