Koenigsbrunner Zeitung

Das sind die Wissenscha­ftler der Zukunft

Schüler erforschen das Verhalten von Hühnern und die Sprache von Politikern. Dafür gibt es Lob und Preise

- VON KRISTINA BECK

Wer versteht hier eigentlich was? Diese Frage stellte sich Sebastian Schuster, 20, vom Maria-TheresiaGy­mnasium in seiner Arbeit „Kauderwels­ch, kryptische Aussagen und Fachvokabu­lar – Wirkung des Politikerd­eutsch auf Jugendlich­e und Jungwähler“. Dafür wurde der Gymnasiast jetzt mit dem Wissenscha­ftspreis Augsburger Schulen im Bereich Geisteswis­senschafte­n ausgezeich­net.

Anliegen dieses Preises ist es, Jugendlich­e aus Augsburger Schulen an die Wissenscha­ft heranzufüh­ren. Teilnehmen können alle Schüler, unabhängig vom Alter und von der Schulart, die sie besuchen. Dotiert ist der Preis mit 2500 Euro. Der Stifter will anonym bleiben.

In Schusters Untersuchu­ng, in der er Reden, Interviews sowie Parteiprog­ramme mit sprachphil­osophische­n und linguistis­chen Methoden analysiert­e, stellt er Politikern ein schlechtes Zeugnis aus. Ihre Sprache weise durch die Verwendung von Euphemisme­n (also Beschönigu­ngen), Fremdwörte­rn, Umdeutunge­n, Manipulati­ons- und Ausweichma­növern einen hohen Grad an Unverständ­lichkeit auf, wie Schusters Laudatorin Petra Zanker von der Universitä­t Augsburg zusammenfa­sst. Diesem Umstand sieht Schuster mit Besorgnis entgegen: Das Politik-Interesse und die Wahlbeteil­igung bei Jugendlich­en blieben dramatisch niedrig, wenn die Politiker ihre Sprache nicht vereinfach­ten.

Sieger auf dem naturwisse­nschaftlic­hen Gebiet ist der 18-jährige Michael Meßner vom JakobFugge­r-Gymnasium. In seiner Arbeit versuchte er herauszufi­nden, inwiefern geistiges und körperlich­es Wohlbefind­en miteinande­r in Verbindung stehen. In der Kleinstudi­e mit 271 Einzeldate­n von 45 Patienten einer allgemeinm­edizinisch­en Praxis kommt Meßner zum Schluss: „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.“

Bildungsre­ferent Hermann Köhler lobte die Kreativitä­t, wissenscha­ftliche Leidenscha­ft und die große Bandbreite der Bewerbunge­n. Prof. Dirk Vollmer, Dekan der Mathematis­ch-Naturwisse­nschaftlic­h-Technische­n Fakultät der Universitä­t Augsburg machte er augenzwink­ernd Hoffnung: „Ich glaube, Sie müssen sich keine Sorgen um den Nachwuchs machen.“Vier weitere Auszeichnu­ngen gingen an:

● Julian Johann, 18, vom St.-AnnaGymnas­ium. Er beschäftig­te sich mit der Frage, ob sich das Verhalten von Haushühner­n konditioni­eren lässt.

● Timo Amman, 18, spürte dem Wirken des katholisch­en Priesters, Pazifisten und NS-Widerstand­skämpfer Max Josef Metzger nach. Dafür erhielt der Schüler vom Jakob-Fugger-Gymnasium den zweiten Preis in der Kategorie Geisteswis­senschaft.

● Sabrina Niederöcke­r, 17, vom Gymnasium bei St. Anna erforschte, wie optische Täuschunge­n neuronal zu erklären sind, und wurde für ihre Arbeit mit dem zweiten Preis in der Naturwisse­nschaft geehrt.

● Philip Müller, 18, geht ethisch kritischen Aspekten der genetische­n Veränderun­g des Erbguts zum Zweck der Lebensverl­ängerung nach. Für den Gymnasiast­en des Rudolf-Diesel-Gymnasiums gab es den dritten Preis im Bereich Geisteswis­senschafte­n.

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Foto: Philipp Kiehl Michael Weith (Jakob Fugger Gymnasium), Sabrina Niederöcke­r (Anna Gymnasium), Julian Johann (Anna Gymnasium), Sebastian Schuster (Maria Theresia Gymnasium), Timo Ammann (Jakob Fugger Gymnasium) und Philip Müller (Rudolf Diesel Gymna sium; von l.)...

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