Koenigsbrunner Zeitung

Es geht auch um die Angehörige­n der Opfer

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger allgemeine.de

Es ist sinnvoll und notwendig, dass die Polizei alte und ungeklärte Fälle auch nach Jahrzehnte­n weiter im Blick hat. Auch wenn es Zeit und Ressourcen der Ermittler frisst, die vielleicht auch für aktuellere Straftaten gebraucht werden könnten, auch wenn es um Verbrechen geht, die in der Bevölkerun­g zum Teil schon weitgehend vergessen sind.

Dennoch ist es unabdingba­r, dass die Beamten die Akten der Cold Cases immer wieder in die Hand nehmen. Weil vielleicht noch eine Chance besteht, ein grausames Verbrechen aufzukläre­n und einen Kriminelle­n zu bestrafen. Weil man es Opfern von Mordversuc­hen und Angehörige­n von Ermordeten schuldig ist, denen eine Klärung möglicherw­eise so etwas wie einen Abschluss eines traumatisc­hen Erlebnisse­s bieten kann oder zumindest hilft, quälende Fragen nach dem Warum zu beantworte­n. Weil Mörder vielleicht zumindest etwas schlechter schlafen, wenn sie wissen, dass man ihnen auch halbe Ewigkeiten nach der Tat auf die Schliche kommen kann.

Ob es in jedem Polizeiprä­sidium oder in jeder Kripo spezielle Einheiten braucht, die sich ausschließ­lich um Altfälle kümmern, ist eine andere Frage. Die Augsburger Kripo hat seit 2000 jeden Mord aufgeklärt; die meisten ungelösten Fälle stammen in der Stadt tatsächlic­h aus dem Zeitraum von 1963 bis 1979. Es geht vor Ort also nicht um viele Altfälle, deren Klärung schon aufgrund der Zeitspanne überhaupt noch möglich erscheint.

Helfen könnten aber Bemühungen, die bayernweit „erkalteten“Fälle zu bündeln. In NordrheinW­estfalen etwa soll eine Datenbank mit ungelösten Morden des Bundesland­es seit den 1970ern erstellt werden, auch um Parallelen leichter erkennen zu können. Das wäre vermutlich auch für den Freistaat kein schlechter Ansatz.

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Foto: Silvio Wyszengrad Kripo Chef Gerhard Zintl (links), Helmut Sporer (Leiter des Kommissari­ats 1) und ihre Kollegen bearbeiten regelmäßig Alt fälle.
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