Liebe auf den zweiten Blick
Die zwölfjährige Fischacher Hornistin Pauline Nigg siegte bei „Jugend musiziert“
Fischach Immer wieder verweisen Experten auf ein Nachwuchsproblem bei der klassischen Musik und dass man sich deshalb um die Zukunft dieses Genre Sorgen machen müsse. Pauline Nigg aus Fischach tritt dieser Krise – wenn es sie tatsächlich gibt – eindrucksvoll entgegen. Die Zwölfjährige holte sich kürzlich beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“in Regensburg einen ersten Platz.
Interessant ist dabei, dass sie diesen Erfolg mit dem Horn errang, einem Instrument, das bereits beim Spielen eine echte Herausforderung darstellt. So sei unter anderem ein sehr gutes Gehör wichtig, um die richtigen Töne zu treffen, meint sie.
Angefangen hat Pauline Nigg im Alter von sieben Jahren mit dem Geigenspiel. „Doch schon bald stellte ich fest, dass dies nicht mein Instrument war.“Beim Tag der offenen Tür einer Musikschule stieß sie schließlich auf das Horn. „Gleich beim ersten Ausprobieren habe ich einen schönen Ton erzeugt“, erinnert sie sich. Mittlerweile sei das Instrument ein Teil von ihr. Das Gerät bestimmt aber auch ihre Freizeit. Jeden Tag übt sie mindestens eine Dreiviertelstunde. Hinzu kommt einmal in der Woche ein Einzelunterricht bei der Hornistin im Philharmonischen Orchester Augsburg, Barbara Vogler.
Vor Wettbewerben oder Konzerten wird dieser auf zwei- bis dreimal wöchentlich erweitert. Belohnt wird der Aufwand neben der kontinuierlich fortschreitenden Spielfertigkeit auch mit einer besonderen Klangvielfalt. „Ich liebe diesen tragenden Sound, der weich und dominierend zugleich klingen kann“, erzählt die Realschülerin. Als ihre Lieblingskomponisten nennt sie Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Kanefzky.
Mit Werken von beiden trat sie auch zuletzt beim Regional- und später beim Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“in Augsburg und Regensburg an. Bei diesen beiden Komponisten gefallen ihr die klar strukturierten und mit viel Individualität und Melodik versehenen Kompositionen. Wichtig sei bei den Wettbewerben für sie nicht nur das Erreichen eines Preises, sondern auch das Dabeisein und das musikalische Reifen, teilt die Zwölfjährige mit. Als Druck empfinde sie weder die Wettbewerbe noch das Musizieren an sich. „Im Gegenteil: Ich schöpfe daraus Motivation.“
Pauline Nigg sieht die Musik grenzüberschreitend. So ist sie im populären Bereich ein Fan der amerikanischen Sängerin Katy Perry, zudem liebäugelt sie stark mit der volkstümlichen Musik.
Gemeinsam mit ihrem 17-jährigen Bruder Maximilian (Trompete) und ihrem Vater Jörg (Trompete und Steirische Harmonika) spielte sie im Sommer 2017 im Tonstudio unter der Firmierung Fiscaha Trio die CD „Musikantengrüße von der Hornbachalm“ein. Bleibt da noch Zeit für andere Hobbys? „Klar“, meint Pauline Nigg salopp. Als Ausgleich schwimmt sie beim TSV Fischach und nimmt auch dort an Wettkämpfen teil.
Irgendwann will sie an der Berufsfachschule für Musik studieren und die Musik zum Beruf machen. Als Vorbild hat sie hier auch ihren Vater. Jörg Nigg ist Lehrbeauftragter an der Sing- und Musikschule Mozartstadt Augsburg und bei den Augsburger Domsingknaben im Fach Trompete tätig. „Ich kann nur jedem empfehlen, ein Instrument zu lernen. Es macht nicht nur Freude und Spaß. Es weckt auch kreatives und emotionales Potenzial.“
Der Sieg beim Landeswettbewerb bedeutet für Pauline Nigg übrigens den augenblicklichen Höhepunkt in ihrer Altersgruppe. Für die Teilnahme am Bundesentscheid ist sie nämlich noch zu jung.